Johnny Weissmüller ist Tarzan. Dabei war er ein lausiger Schauspieler - aber ein grandioser Sportler. Er war der Star der Olympischen Spiele 1924. Seinen sportlichen Erfolg verdankte er auch einer Krankheit.

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Vielleicht war die grösste Rolle seines Lebens die falsche. Johnny Weissmüller war "Tarzan, der Affenmensch". So hiess der im Jahr 1932 erschienene Film, in dem Weissmüller wie ein Affe auf Bäumen herumkletterte, sich von Ast zu Ast schwang, mit wilden Tieren rang, sein ganz und gar menschliches Weibchen Jane beschützte sowie mit seinem besten Kumpel, dem Affen Cheetah, flachste. Tarzan war mehr Affe als Mensch.

Dementsprechend redete er nicht viel. Und wenn, dann sagte er Sätze wie "Ich Tarzan, Du Jane." Mehr hatten die Drehbuchschreiber für den Ausnahmesportler ohne jegliche Schauspielerfahrung nicht vorgesehen. Mehr war auch nicht nötig.

Die USA befanden sich in den frühen 1930er-Jahren in einer Wirtschaftskrise. Die Sehnsucht nach einem unbeschwerten Filmgenuss war offenbar gross. Und natürlich sah dieser animalische Beschützer im Lendenschurz unverschämt gut aus.

"Tarzan" wurde ein Welterfolg - und Johnny Weissmüller wurde Tarzan. Er spielte die Rolle noch elf weitere Male. Und als er 1984 im mexikanischen Acapulco zu Grabe getragen wurde, ertönte mehrmals sein berühmter Tarzan-Schrei.

Johnny Weissmüller wurde diese Rolle nicht mehr los, zeitlebens nicht und auch nicht danach.

Weissmüller verarmte im Alter

Im Nachhinein betrachtet ist das ein Jammer. Weissmüller mag der perfekte Tarzan gewesen sein, doch er war eben ein lausiger Schauspieler. Deshalb bekam er ausser dem Affenmenschen so gut wie keine Rollen mehr und verarmte im Alter.

Was viele nicht wissen: Weissmüller war einer der grössten Sportler seiner Zeit. Wenn schon Vergleiche aus der Tierwelt angestellt werden, dann glich Weissmüller mehr einem Fisch als einem Affen.

Im Wasser bewegte sich der 1904 im österreichisch-ungarischen Freidorf geborene Weissmüller am liebsten - und so schnell wie kein anderer vor ihm: Im Juli 1922, mit gerade einmal 18 Jahren, war er der erste Mensch, der die 100 Meter unter einer Minute schwamm.

Weissmüller perfektionierte mit seinem legendären Schwimmtrainer William Bachrach den sogenannten "American Crawl", das Kraulen.

Zwei Jahre später dann sollte der Name Weissmüller erstmals grossen Teilen der Welt bekannt werden. Bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris gewann er über 100 und 400 Meter Freistil sowie mit der 4x200-Meter-Freistilstaffel die Goldmedaille.

Die Fachwelt war sich einig: Einen solchen Schwimmer hatte es bis dato noch nicht gegeben. Vier Jahre später bestätigte Weissmüller seine Ausnahmestellung und gewann bei den Olympischen Spielen in Amsterdam noch zwei weitere Goldmedaillen.

Weissmüller schwamm über 50 Weltrekorde

Von Weissmüller heisst es, dass er im Freistil jeden einzelnen Wettbewerb, den er bestritt, gewann. Bestätigt ist das nicht, wohl aber, dass er mindestens 51 Weltrekorde schwamm. Wahrscheinlich waren es sogar deutlich mehr.

Aus alten US-amerikanischen Berichten ist überliefert, dass der Schwimmstar nicht alle seine Rekordprotokolle einreichte. Zur damaligen Zeit mussten sich die Sportler noch selbst darum kümmern.

Dabei war es Weissmüller von klein auf gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Nach der Emigration in die USA wurde sein Vater zum Trinker und verliess die Familie. Die Mutter war überfordert mit den beiden Kindern.

Schon mit zwölf Jahren brach Weissmüller die Schule ab, um zu arbeiten und Geld zu verdienen. Er verdingte sich als Liftboy und Page. Zum Schwimmen brachte ihn ein Arzt. Weissmüller litt an Kinderlähmung, auf ärztliche Empfehlung begann er, viel zu schwimmen. Es war der Beginn einer der erfolgreichsten Schwimmerkarrieren aller Zeiten. Und letztlich auch die Geburt von Weissmüllers Alter Ego Tarzan.

Denn seine sportlichen Erfolge waren die Eintrittskarte für das erste Tarzan-Casting. Das war nicht besonders schwierig, wie Weissmüller 1974 in einem Interview anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Hollywood-Studios Metro-Goldwyn-Mayer berichtete. "Ich wurde gefragt, ob ich einen Baum hochklettern kann. Das habe ich gemacht. Dann hatte ich die Rolle", sagte er. Er sollte sie nicht mehr loswerden.

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