Die deutsche Handball-Nationalmannschaft reist als Europameister zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro - und tritt entsprechend selbstbewusst an. Im Interview mit unserer Redaktion formuliert EM-Held Kai Häfner ehrgeizige Ziele, warnt aber auch: "Wenn du nicht aufpasst, gibt es auf den Arsch."

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So schnell kann's gehen. Zu Beginn des Jahres noch fuhr die deutsche Handball-Nationalmannschaft als Aussenseiter zur Europameisterschaft nach Polen. Zu viele Rückschläge hatte das Team von Nationaltrainer Dagur Sigurdsson hinnehmen müssen, zu viele wichtige Spieler waren verletzt. Ein Titelgewinn schien undenkbar.

Ein halbes Jahr später ist Deutschland Europameister, die Erinnerungen an das Handball-Wunder sind noch nicht verblasst. Erst recht nicht bei Kai Häfner, dem neben Torhüter Andreas Wolff grössten aller EM-Helden. Der wenige Tage zuvor nachnominierte Linkshänder war es, der Deutschland ins Finale warf - sechs Sekunden vor Ende der Verlängerung. Zwei Tage später war er der beste deutsche Torschütze im Finale und bejubelte anschliessend den Titel.



"Natürlich fährst du nach solch einem Turnier mit einem anderen Selbstvertrauen zu einem grossen Turnier", sagt der Rückraumspieler der TSV Hannover-Burgdorf vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Interview mit unserer Redaktion. "Wenn du Europameister bist, bist du automatisch auch Mitfavorit bei Olympia. Das kann man nicht wegdiskutieren."

Kai Häfner träumt von einer Medaille

Dass in der deutschen Öffentlichkeit die Erwartungshaltung ebenfalls gestiegen ist, stört ihn nicht. "Das deckt sich ja mit unseren Ansprüchen", sagt er. Denn: "Für mich geht mit der Nominierung für die Olympischen Spiele ein Lebenstraum in Erfüllung. Doch bei allem Respekt vor dem olympischen Gedanken: Ich fahre ja nicht nach Rio, nur um mitzuspielen. Unser Ziel ist eine Medaille."

Dieses Ziel haben jedoch fünf, sechs andere Nationalmannschaften ebenfalls. "In Rio ist die europäische Handball-Elite am Start, hinzu kommen Teams wie Vize-Weltmeister Katar und Gastgeber Brasilien. Das ist höchstes Niveau", sagt Häfner, dem bewusst ist, dass "einige Teams völlig enttäuscht früh ausscheiden werden". Das gelte es beim DHB zu verhindern. "Wir wissen sehr genau, dass wir unsere Leistung bringen müssen. Wenn du nicht aufpasst, gibt es auf den Arsch. Und dann darfst du dich darüber auch nicht beschweren."



Der Mannschaft sei das durchaus bewusst, betont Häfner: "Ich bin der Meinung, dass eine unserer grossen Stärken ist, dass wir sehr klar im Kopf sind. Wir wissen genau, dass wir uns für den EM-Titel jetzt nichts mehr kaufen können. Und wir haben nicht vergessen, dass viele Spiele bei der EM eine ganz enge Kiste waren, die wir auch durchaus hätten verlieren können."

Keine Olympia-Erfahrung im deutschen Kader

Mit entsprechender Demut wollen er und sein Team in Rio antreten, zumal kein Spieler im Kader über Olympia-Erfahrung verfügt.

Die erste Partie bestreiten die deutschen Handballer am Sonntag gegen Schweden, Anpfiff ist um 16.30 Uhr unserer Zeit. Das Finale steigt exakt zwei Wochen später.

Und im Gegensatz zur Zeit vor der Europameisterschaft kann man sich jetzt durchaus vorstellen, dass das deutsche Team dort um die Goldmedaille kämpfen wird. Das nämlich ist es, was von der EM geblieben ist: das Selbstbewusstsein. Häfner formuliert das so: "Wir wissen jetzt, dass wir an einem perfekten Tag jede Mannschaft dieser Welt schlagen können."

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