Manchester United hat Omar Berrada von Manchester City abgeworben. Transfers zwischen den beiden Stadtrivalen sind äussert selten – vor allem auf Führungsebene. Mit der Verpflichtung des französischen Geschäftsmannes hoffen die "Red Devils", an ihre ruhmreichen Jahre anschliessen und eine vernünftige Finanzpolitik im Verein etablieren zu können. Der Schlüssel zum Erfolg?
Pep Guardiola hat gut lachen. Er trainiert den teuersten Kader der Premier League, die Spieler von Manchester City sind in Summe 1,26 Milliarden Euro wert, mehr als jede andere Mannschaft in der ersten englischen Liga. Und er glaubt, dass das auch in Zukunft so bleiben wird. "De Bruyne wird hier spielen, Haaland wird hier spielen", sagte er kürzlich. "Vielleicht denkt United, dass sich mit dieser Person alles verändern wird – Glückwunsch."
Diese Person – damit meint
Manchester United hat Omar Berrada verpflichtet. Im Juli wird der Franzose mit marokkanischen Wurzeln als CEO, also als Geschäftsführer, bei den "Red Devils" anfangen. Ausgerechnet beim sieben Kilometer entfernten Stadtrivalen. Transfers zwischen den beiden Klubs aus Manchester sind selten. Die wohl bekanntesten sind Owen Hargreaves und Carlos Tevez. Auf Führungsebene sind sie noch seltener. Berrada ersetzt Richard Arnold, der den Posten seit Anfang 2022 innehatte. Bei ManUnited ist einiges im Umbruch – mit Berrada haben sie einen Geschäftsmann verpflichtet, der es bisher verstand, seine Vereine wirtschaftlich noch erfolgreicher zu machen.
Die Lage bei Manchester United: Neuer Anteilseigner, neuer Erfolg?
Dem Transfer von Omar Berrada geht der Einstieg Jim Ratfcliffes als Anteilseigner von Manchester United voraus. Das allein kann als Zeichen der Wende interpretiert werden, denn alleiniger Besitzer des Vereins war seit 2005 die Familie Glazer, die nach und nach mehr Anteile am Klub kaufte und für die vollständige Finanzierung (rund 800 Millionen Pfund) einen Teil der Summe auf den Verein umwälzte. Die Glazer-Familie war unter vielen Fans verhasst, auch, weil Geschäftsmann Malcolm Glazer kaum Vorlieben für Fussball und ManUnited hegte.
Vor allem aber kam durch die Übernahme nicht der erhoffte langfristige Erfolg. Während die "Red Devils" nach der Übernahme noch fünf Mal englischer Meister wurden, warten sie inzwischen seit elf Jahren auf einen weiteren grossen Titel. Ausnahme: 2017 gewannen sie die Europa League. Währenddessen ist der Stadtrivale mit Omar Berrada gross geworden, der seit 2011 bei City ist.
Im vergangenen Dezember erwarb ein anderer Geschäftsmann, Jim Ratcliffe, 25 Prozent der Anteile an Manchester United. Ratcliffe ist Gründer und Vorstand des Chemiekonzerns Ineos, das das gleichnamige britische Radsportteam sponsert. Nur wenige Wochen nach Ratcliffes Einstieg wurde der Wechsel Berradas bekannt. Manchester United schrieb auf seiner Homepage: "Der Verein ist entschlossen, den Fussball und die Leistung auf dem Spielfeld wieder in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen." Ein Neuanfang für die roten Teufel?
Wie Omar Berrada tickt: Sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg hängen voneinander ab
Vor seinem Wechsel zu Manchester City 2011 arbeitete der Franzose beim FC Barcelona als Senior Media Business Development Manager und Head of Sponsorship, unter anderem zu der Zeit, als Barcelona mit Unicef erstmals einen Trikotsponsoren präsentierte. Der Absolvent der EU Business School arbeitete sich seit 2011 bei Manchester City nach oben, wurde 2016 COO, Chief Operating Officer, und trug wesentlich zum wirtschaftlichen Wachstum des Klubs bei.
Seit 2020 bekleidete er das Amt bei der City Football Group, die mehrere Fussballklubs vereint, etwa den FC Girona aus Spanien und New York City FC. Berrada ist ein Fan von Kontinuität. Er ist der Ansicht, dass sich wirtschaftliches Wachstum und Leistung auf dem Platz gegenseitig bedingen. Über seine Arbeit sagte er einmal: "Wenn man eine wirklich gute Geschäftsstrategie hat, wird das Wachstum abseits des Spielfelds nur noch beschleunigt."
Berradas Vorgänger bei ManUnited befolgten den gegenteiligen Ansatz: Ed Woodward, CEO von 2012 bis 2022, sagte: "Die spielerische Leistung hat keinen wirklichen Einfluss auf das, was wir auf der kommerziellen Seite des Geschäfts tun können."
Ein rationaler Geschäftspartner: Wie Berrada Geld einnimmt
Berrada gilt als Verhandlungspartner, der ungern Kompromisse eingeht, der für Spieler nur so viel Geld ausgibt, wie nötig ist und sie nicht unter Wert abgibt. "Wenn man eine sehr gute Begründung dafür hat, warum man die Gebühr, das Gehalt und die Provision anbietet, werden sie vielleicht nicht damit einverstanden sein, aber sie werden es akzeptieren", zitiert "Sky Sports" den Franzosen, der vier Sprachen fliessend spricht.
Unter Berrada wurde die City Football Academy, 2014 gegründet, gross und profitabel. Seit 2017 hat der Klub durch sie rund 300 Millionen Euro mit dem Verkauf von Talenten eingenommen. Seit 2016 gibt es den Tunnel Club, bei dem zahlende Besucher einen exklusiven Einblick in den Spielertunnel erhalten. Gut für die Vereinskasse, weniger für die Spieler.
Der (erfolgreiche) Weg des Geldes: Bringt Berrada Manchester United zurück zu altem Ruhm?
Die Philosophien der beiden Manchester-Klubs waren immer recht unterschiedlich: Manchester United, der traditionsreiche Rekordmeister mit der grossen Fangemeinde – Manchester City, der Klub, der Scheich Mansour bin Zayed al Nahyan gehört und sich bis zur Weltspitze hochgearbeitet hat. Während Manchester United seit dem Weggang von Trainerlegende Alex Ferguson mehr als eine Milliarde für Spieler ausgegeben und nur einen Titel gewonnen hat, zeigt ManCity, wie Geld klug investiert werden kann.
"Es ist unser erklärtes Ziel, Manchester United wieder zu einem Verein zu machen, der Titel gewinnt", schrieb der Klub in der Pressemitteilung, in welcher Omar Berradas Transfer angekündigt wurde. Die Erwartungen an ihn sind hoch.
Der 45-Jährige soll Konstanz in den Klub bringen, einen neuen Sportdirektor installieren und auch für Trainer Erik ten Hag dürfte es im Sommer eng werden. Dass Jim Ratcliffe Anteilseigner der "Red Devils" geworden ist, scheint bereits Wirkung zu zeigen. Dennoch ist noch unklar, wie die Glazer-Familie in Zukunft reagiert, hält sie ja immerhin noch drei Viertel der Anteile am Klub. Ist es Omar Berrada möglich, beim Traditionsklub eine ähnliche Strategie zu fahren, wie er es bei ManCity und Barcelona getan hat, wird man sehen, ob Pep Guardiola dann immer noch viel zu lachen hat.
Verwendete Quellen
- Manchester United: Omar Berrada appointed as new CEO (Pressemitteilung)
- Skysports.com: Omar Berrada: New Manchester United chief executive says structure key to on-pitch success
- transfermarkt.de: United macht Man Citys Berrada zum CEO – Guardiola: "Denken wohl, alles wird sich ändern"
- abseits.at: Brisanter Wechsel in Führungsetage: United holt CEO Omar Berrada
- Manchester Evening News: Who is Omar Berrada? Manchester United's new CEO who transformed Barcelona and Man City
- Euruni.eu: "Networking Has to Be Consistent across Your Career” – Omar Berrada, COO of Manchester City F.C.
- Financial Times: ‘It’s by design, not by luck’: Man Utd’s new CEO on the strategy behind his former club City’s treble win
- Spiegel.de: Das Team als Gewinnmaschine
- Kicker.de: Umbruch bei ManUnited im vollen Gange - Rashford vor Kaderrückkehr
- FourFourTwo: Inside the Making of a Superclub (01.12.2016)
- International New York Times: For a price, fans can peek behind the curtain (26.08.2017)
- Transfermarkt.de: Premier-League-Vereine 23/24
- Goal.com: More than £260m in just six years! How Manchester City have already covered the cost of their academy by selling graduates
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