Nach Dirk Nowitzki und Dennis Schröder sorgt mit Paul Zipser ein weiterer Deutscher in der NBA für Furore. Der 23-Jährige spielt für eines der bekanntesten Teams der Welt und zeigt nun auch in den Playoffs sein ganzes Können.
Die NBA-Mannschaft der Chicago Bulls war in den 1990er-Jahren der Inbegriff des grossen Basketballs.
Doch das ist lange her. Seitdem Jordan die Bulls 1998 zum Titel führte, erreichte Chicago kein Finale mehr. Dass die Fans in "Windy City" nun wieder davon träumen dürfen, ist nicht zuletzt dem deutschen Paul Zipser zu verdanken.
"Er macht unser Team besser"
Als es im letzten Spiel der regulären Saison gegen die Brooklyn Nets um die Playoff-Teilnahme ging, wuchs Zipser über sich hinaus. Innerhalb von 28 Minuten Einsatzzeit erzielte er 21 Punkte. Die Bulls gewannen 112:73 und zogen in die Endrunde ein. Führungsspieler Jimmy Butler sagt über den gebürtigen Heidelberger: "Er macht unser Team besser. Wir sind froh, ihn hier zu haben."
In der ersten Playoff-Runde haben es die Bulls aktuell mit den favorisierten Boston Celtics zu tun. Zipser sorgte mit dafür, dass Chicago die ersten beiden Spiele gewann. 16 Punkte steuerte er alleine beim zweiten Sieg bei. Dass die Celtics in der Best-of-Seven Serie wieder auf 2:2 herankamen, lag hauptsächlich an dem Ausfall von Bulls-Spielmacher Rajon Rondo.
Mut wird belohnt
Vier Siege sind notwendig, um in die nächste Runde einzuziehen. Das nächste Duell steigt in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (1:00 Uhr deutscher Zeit). Würde Zipser noch einmal über sich hinauswachsen, könnte er den endgültigen Durchbruch in der NBA schaffen - und vielleicht der nächste
Zipser wechselte erst im vergangenen Sommer vom Bundesligisten Bayern München in die USA. Die Skepsis, ob er sich direkt in der NBA durchsetzen kann, war bei vielen Experten gross. Erst im Jahr 2015 wurde er Nationalspieler, hatte zuvor keine grossen internationalen Erfahrungen gesammelt.
"Natürlich war das ein mutiger Schritt. Aber Mut wird häufig belohnt", sagt der ehemalige Bundestrainer Dirk Bauermann im Gespräch mit n-tv.de. "Er hat sich mit guten Leistungen an zwei anderen Flügelspielern vorbeigeschoben, profitiert zudem von der etwas schwierigen Situation in Chicago."
Europäische Basketballer haben oft Probleme, sich an die nordamerikanische Profiliga zu gewöhnen. Bauermann erklärt: "In der NBA wird ein anderer Basketball gespielt als in Europa. Der europäische Basketball ist team- und defensiv-orientierter, zudem ist das Spielfeld kleiner." Selbst Nowitzki hatte Anpassungsprobleme, kam in seiner ersten NBA-Saison auf einen Punkteschnitt von 8,2. Zum Vergleich: Zipser steht bei 10,7.
Gross, kräftig - und haut sich rein
Nowitzki und Zipser kennen sich aus der Nationalmannschaft, haben auch sonst einige Parallelen. Während sich die meisten NBA-Stars mit Designerklamotten und vielen Tattoos selber inszenieren, stehen die beiden Deutschen für Bodenständigkeit. Nowitzki gibt Zipser gerne Tipps, wie man sich in der stärksten Basketballliga der Welt durchsetzt.
Zu Saisonbeginn war Zipser meist noch in der Zuschauerrolle. Erst als Anfang des Jahres bei den Bulls eine Verletzungsmisere ausbrach, kam er so richtig zum Zuge. Plötzlich stand er gegen Welt-Stars wie LeBron James auf dem Court und machte vor allem in der Verteidigung einen guten Job.
Bulls-Trainer Fred Hoiberg fand nur lobende Worte für den 2,03 Meter grossen Athleten. "Er ist gross, er ist kräftig, er kann mit dem Ball umgehen, und er haut sich in der Defensive echt rein", wird er von der "Süddeutschen Zeitung" zitiert. Der Übungsleiter hat registriert, dass Zipser in der NBA angekommen ist, gibt ihm daher viele Freiheiten auf dem Feld.
Deutsches Duell mit Schröder?
Zipser weiss, dank welcher Stärken er sich das verdient hat. "Ich würde sagen, dass ich einen guten Wurf habe", verriet er im Interview mit der Zeitschrift "Basket". "Natürlich wurde ich auch wegen meiner Vielseitigkeit gedraftet. Und ebenso, weil ich viele Positionen verteidigen kann."
Sollten die Bulls die Sensation gegen die Celtics schaffen, könnte es in der nächsten Runde ein deutsches Duell mit Dennis Schröder und dessen Atlanta Hawks geben. Der nächste grosse Brocken wären vermutlich in darauf folgenden Conference Finals die Cleveland Cavaliers mit LeBron James.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die Bulls bald wieder der Inbegriff des grossen Basketballs sein werden - mit Zipser in einer durchaus zu beachtenden Nebenrolle.
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