Beförderung für den "Kronprinzen": Sebastian Kehl soll bei Borussia Dortmund 2022 Vereinsikone Michael Zorc beerben - und helfen, die klaffende Lücke zum FC Bayern zu schliessen.

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Michael Zorc würde sich nie einen "König" nennen, der Sportdirektor von Borussia Dortmund ist ein bescheidener Mann. Und doch gibt es mit Sebastian Kehl einen weiteren früheren Profi-Helden beim BVB, den sie "Kronprinz" nennen - Zorcs designierten Erben. Als solcher gilt Kehl schon seit seiner Anstellung als Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung 2018, jetzt aber kommt plötzlich Fahrt in die Personalie.

"Die Anzeichen verdichten sich, dass Kehl von 2022 an (...) Zorcs Posten als Sportdirektor übernehmen wird", berichtet der kicker, und: "Alles spricht für eine Beförderung."

Der Zeitpunkt in zwei Jahren ergibt sich aus Zorcs Vertrag, der erst kürzlich um eine weitere Saison bis 2022 verlängert hatte. Zorc (57) hatte ursprünglich schon 2021 aufhören wollen. Doch er liess sich von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke überzeugen, wegen "grosser Herausforderungen" in Corona-Zeiten etwas länger zu helfen.

Vertrag mit Kehl soll bald verlängert werden

Bei der Bekanntgabe dieser Entscheidung Ende Juni hiess es, auch mit Kehl (40) werde "schon bald" über eine Ausdehnung des bis 2021 laufenden Vertrages gesprochen. "Nach dem Urlaub setzen wir uns zusammen", sagte Watzke.

Laut kicker soll Kehls Vertrag zunächst ebenfalls nur bis 2022 verlängert werden - weil er dann auf Zorc folgen wird. Kehl soll intern bereits "eine Perspektive mit Aufstiegsmöglichkeiten" gefordert haben.

Zur möglichen Beförderung wollte er sich jetzt nicht äussern. Watzke teilte auf SID-Anfrage mit: "Dazu gibt es nichts zu sagen, da es sich dabei offensichtlich um eine Einschätzung des kicker handelt..." Der BVB verwies auf Zorcs erst "vor wenigen Wochen" erfolgte Vertragsverlängerung und schrieb: "Bis 2022 ist es noch eine lange Zeit. Und wir beteiligen uns ohnehin nie an Spekulationen."

Konstellation erinnert an Bayern

Doch die Konstellation scheint ideal - und erinnert sehr stark an das Modell beim grossen Rivalen Bayern München. Dort lernt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge seinen Nachfolger Oliver Kahn aktuell höchstpersönlich an, die Übergabe des Staffelstabs ist für Ende 2021 vorgesehen. Zorc könnte Kehl, den Watzke gerne öffentlich lobt, im Übergangsjahr 2021/22 in dessen neue Aufgabe einführen und ihm sukzessive mehr Arbeitsfelder übertragen.

Das grosse Ziel - und die Herkulesaufgabe für Kehl - ist und bleibt, die klaffende Lücke zum Branchenprimus zu schliessen. "Solange Bayern 82 Punkte holt, wird es für jede andere Mannschaft schwierig", sagte Watzke Ende Juni im Sport1-Doppelpass: "Es muss das Ziel sein, sie in den direkten Duellen zu schlagen." Das gelang in den Meisterjahren 2011 und 2012 - mit Kapitän Kehl.

Der ehemalige Nationalspieler ist bei den Fans beliebt. Als Profi bestritt er zwischen 2002 und 2015 insgesamt 363 Pflichtspiele für Dortmund (22 Tore) und gewann drei Meisterschaften (2002, 2011, 2012) sowie den DFB-Pokal (2012).

Nach solchen Erfolgen giert der Anhang. "Es kann noch lange dauern, es kann auch nicht so lange dauern", sagte Watzke, beim FC Liverpool habe es 30 Jahre gedauert "und sie waren auch in der Zeit dazwischen immer ein grosser Klub und haben sich nicht aufgelöst. Ich hoffe, dass es nicht so lange dauert bei uns." Auch Kehl soll dafür sorgen.  © AFP

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