Angelique Kerber hat erstmals ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Die Kielerin besiegte Serena Williams im Finale der Australian Open nach drei Sätzen - und schrieb damit Tennis-Geschichte. Nach dem Triumph rang sie um Fassung.
Angelique Kerber hat die Australian Open gewonnen. Die 28-Jährige besiegte im Finale von Melbourne die Weltranglistenerste
Erste Siegerin seit Steffi Graf
Die Linkshänderin aus Kiel ist damit die erste Deutsche seit
Kerber wird nach ihrem sensationellen Coup in Down Under bis auf Rang zwei der Weltrangliste vorrücken. Auf Platz eins bleibt die US-Amerikanerin Williams.
Angelique Kerber: "Mein Traum ist wahr geworden"
Ihre Sieger-Ansprache begann Kerber mit einem langen "Puuuhhh". Dann rang sie sichtlich danach, die richtigen Worte zu finden. Doch plötzlich sprudelte es aus der 28-Jährigen nur noch so heraus.
"An diesem Abend ist mein Traum wahr geworden. Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet, und jetzt stehe ich hier und bin ein Grand-Slam-Champion", sagte Kerber. "Das hört sich verrückt an."
Die Kielerin wollte gar nicht mehr aufhören zu reden."Danke an meine Familie, an meine Freunde, an mein Team. Ich weiss, manchmal bin ich nicht einfach. Danke an alle."
Williams zeigte sich als faire Verliererin. "Angie, du hast es so sehr verdient. Ich hoffe, du geniesst den Moment."
Angelique Kerber vor der Partie sehr nervös
"Angie" hatte vor der Partie noch zugegeben, sehr nervös zu sein. Der Tag sei extrem lang gewesen, meinte sie nach dem Einschlagen mit ihrem Trainer Torben Beltz rund zwei Stunden vor der Partie.
Als das bislang wichtigste Spiel ihrer Karriere begann, agierte Kerber so, als habe sie in ihrem Leben noch nie etwas anderes gemacht, als ein Grand-Slam-Finale zu bestreiten.
Gelöst und voller Vorfreude nahm sie beim Einmarsch in die Rod Laver Arena den Blumenstrauss aus den Händen eines Kindes in Empfang.
Keine Spur von Nervosität im Spiel
Und auch als die Partie begann, schien ihre Nervosität wie verflogen. Zwar machte sie beim ersten Aufschlagspiel der Amerikanerin keinen Punkt, doch dann brachte sie ihr Service ebenfalls durch.
Damit hatte die Kielerin sofort ein kleines Ausrufezeichen gesetzt. Doch es kam noch besser. Kerber spielte weiter mutig drauf los und nahm der grossen Favoritin das Service zum 2:1 ab.
Ein Raunen ging durch das Stadion. Sollte hier die grosse Überraschung in der Luft liegen?
Kerber hatte Williams auf jeden Fall früh die Laune verdorben. Die Amerikanerin zeigte sich sichtlich verärgert und steigerte sich nun.
Williams schlägt zwischenzeitlich zurück
Zum 3:3 nahm sie Kerber das Service ab, weil deren zweiter Aufschlag einfach zu harmlos war. Nun schien alles wieder in der Reihe zu sein.
Aber Kerber wich nicht zurück. Sie schaffte prompt das nächste Break, weil sie deutlich mehr Bälle zurückbrachte als alle anderen bisherigen Williams-Gegnerinnen im Turnier zusammen.
Williams wirkte verdutzt und leitete sich einen leichten Fehler nach dem anderen. 23 waren es bis zum Ende des ersten Satzes, den sich Kerber nach 39 Minuten unter dem grossen Jubel der Zuschauer sicherte.
Im zweiten Durchgang hob Williams ihr Niveau dann aber deutlich an. Zugleich unterliefen Kerber ein paar Fehler mehr, die die dreimalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin des vergangenen Jahres zu nutzen wusste.
Starke Serena im zweiten Satz
Zum 3:1 gelang ihr das Break, nach insgesamt 72 Minuten schaffte Williams den Satz-Ausgleich. Vor allem deshalb, weil die Amerikanerin ihre Anzahl an leichten Fehlern von 23 auf fünf zurückschraubte.
Doch wer gedacht hatte, nun würde Williams problemlos durch den dritten Satz spazieren, der sah sich getäuscht. Kerber zeigte keine Nerven, spielte weiter mutig und kämpfte um jeden Ball.
Der Lohn war ein frühes Break zum 2:0, auch weil Kerber zwei spektakuläre Ballwechsel mit grossem Kampfgeist für sich entschied. Allerdings konnte Kerber ihren Vorsprung danach nicht halten und gab sofort selbst ihr Service ab.
Kerber verzaubert Publikum mit Traumschlägen
Aber auch von diesem Rückschlag liess sich die Schleswig-Holsteinerin nicht unterkriegen. Zum 4:2 schaffte sie das nächste Break und führte die Nummer eins der Welt dabei mit traumhaften Stoppbällen phasenweise vor.
Beim Stand von 5:3 schlug Kerber zum Matchgewinn auf, muste aber wieder ein Break hinnehmen. Doch Kerber machte einfach weiter und wurde nach 2:08 Stunden schliesslich belohnt.
(fte/cai/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.