- Ihr erstes Kind wird Angelique Kerber im Jahr 2023 vor eine bisher unbekannte Herausforderung stellen.
- Zu ihrem bisherigen Leben als Tennis-Profi kommt jenes als Mutter hinzu.
- Kerber verrät im Interview, wann sie wieder auf dem Platz stehen möchte und welche Ratschläge sie bekommt.
Angelique Kerber steht vor dem bisher einschneidensten Abschnitt ihres Lebens. Deutschlands erfolgreichste Tennisspielerin wird Mutter eines Kindes.
Danach wird vieles anders sein. Und dennoch will
Frau Kerber, die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es Ihnen? Verläuft mit der Schwangerschaft alles nach Plan?
Bestens, ich finde mich in dieser neuen Lebensphase zurecht. In den vergangenen Jahren war die Adventszeit durch harte Trainingseinheiten und die Saisonvorbereitung geprägt. Zwar bin ich nach wie vor aktiv und halte mich fit, aber es bleibt genügend Zeit, die Weihnachtsstimmung zu geniessen.
Sie sprechen es an, normalerweise würden Sie jetzt schon wieder trainieren und bald in den Flieger nach Australien steigen. Vermissen Sie die jahrelange Routine, oder sind Sie froh, einmal die Weihnachtszeit geniessen zu können?
Es ist eine komplett neue Situation für mich. Natürlich geniesse ich die Entschleunigung, die Zeit mit der Familie, die Möglichkeit spontan ein paar Tage verreisen zu können, ohne grossen Termindruck, gerade jetzt in der Adventszeit. Aber ich liebe meinen Sport, die Routine auf der Tour, den Nervenkitzel und die Emotionen bei den Matches. Das vermisse ich schon. Deswegen möchte ich auch zurückkommen.
Ihr letztes Spiel war in Wimbledon, dann haben Sie kurz vor den US Open verkündet, dass Sie schwanger sind. Haben Sie seitdem eigentlich mehr oder weniger Zeit?
Das ist eine gute Frage (lacht). Mein Tagesablauf hat sich grundlegend verändert, es war dann aber in den letzten Wochen deutlich mehr los, als anfänglich gedacht. Gerade auch, weil ich zuletzt durch die Veröffentlichung meiner Biografie und der Firmengründung mit
Jule Niemeier, Eva Lys und Anna-Lena Friedsam haben mit Deutschland die Weltgruppe im BJK-Cup gehalten. Muss einem also doch nicht bange sein um das deutsche Damen-Tennis?
Ganz und gar nicht, das habe ich immer wieder betont. Das Potenzial in der Nationalmannschaft ist da. Wir haben viele gute Spielerinnen, auch in den jüngeren Jahrgängen, die eben ihre Zeit brauchen, sich zu entwickeln. Wie schnell das gehen kann, hat man bei der Begegnung im BJK-Cup gegen Kroatien gesehen. Das war eine beeindruckende Teamleistung!
Bei den US Open haben Sie im Finale als Expertin für Eurosport fungiert. Ist mit Blick auf die Australian Open im Januar etwas Ähnliches geplant?
Bei den US Open kam spontan die Idee auf, als Expertin das Finale zu kommentieren. Das war eine spannende Erfahrung, auch weil ich das Team bei Eurosport gut kenne. Aber ab Januar plane ich, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Die Australian Open werde ich aber natürlich im Fernsehen verfolgen.
Wann haben Sie denn überhaupt zum letzten Mal den Tennisschläger in der Hand gehabt?
Erst vor wenigen Tagen, mit den Jugendlichen in meiner Tennis Academy. Es fällt mir immer leichter, mich mit Ball und Schläger fit zu halten, als nur meine Einheiten im Fitnessstudio zu absolvieren. Ausserdem macht es Spass, meine Erfahrung an die jüngere Generation weiterzugeben. Das ist mir wichtig.
Die Geburt eines Kindes verändert alles. Worauf freuen Sie sich am meisten? Wovor haben Sie vielleicht auch ein bisschen Sorge?
Da ich einen grossen Freundeskreis habe, in dem die meisten schon Kinder haben, bekomme ich derzeit viele Ratschläge und Einblicke, wie sich das Leben wohl verändert. Dabei empfehlen mir die meisten, dass ich die ruhigen Nächte jetzt noch geniessen muss und möglichst viel Schlaf tanken soll (lacht). Alles andere lasse ich auf mich zukommen, mit Demut und Vorfreude.
Gibt es schon zu Weihnachten die ersten Baby-Geschenke, oder sind Sie da abergläubisch und besorgen alles erst nach der Geburt?
Zum Glück habe ich noch etwas Zeit, bis es soweit ist. Von daher wird sich an Weihnachten noch nicht viel ändern.
Haben Sie im Kopf schon Pläne geschmiedet, wie ein Leben mit Baby auf der Tour aussehen könnte?
Da ich viele Mütter auf der Tour kenne und mich dazu auch schon mit einigen von ihnen ausgetauscht habe, denke ich natürlich darüber nach, wie das funktionieren kann. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine grosse Herausforderung. Mein Wunsch ist, beides unter einen Hut zu bekommen. Aber ich sehe natürlich auch, wie schwer das sein kann. Ich werde meine eigene Erfahrung machen müssen und lasse es auf mich zukommen.
Sie haben gesagt, dass Sie sich mit anderen Müttern wie Serena Williams ausgetauscht haben. Was war der wertvollste Tipp, den Sie von Williams oder Victoria Asarenka bekommen haben?
Beide haben gezeigt, wie man auch mit Kindern erfolgreich auf der Tour unterwegs sein kann. Im Allgemeinen habe ich von Freundinnen den Rat bekommen, dass es nur mit viel Unterstützung aus dem Umfeld klappt und eine vorausschauende Planung bei den Reisen wichtig ist.
Was treibt Sie nach all den Jahren noch einmal an, nach der Geburt zurückzukehren?
Das ist leicht zu beantworten - die Leidenschaft für den Sport. Das habe ich auch vor der Pause immer wieder erwähnt. Das ist sicherlich auch der Grund, warum ich es immer wieder geschafft habe, nach schwierigen Phasen zurückzukommen. Ich habe noch Ziele und möchte diese Emotionen wieder auf dem Platz spüren.
Welches Comeback-Datum ist denn realistisch. Sehen wir Sie schon 2023 wieder auf der Tour?
Für mich steht fest, dass ich erst wieder auf die Tour zurückkehre, wenn ich fit bin und mich bereit fühle. Daher setze ich mich nicht unter Druck, in dem ich ein Datum definiere. Klar ist aber auch, dass ich so schnell wie möglich den Wiedereinstieg schaffen möchte.
Sie haben zuletzt ihre Biografie veröffentlicht. Wer bekommt zu Weihnachten alles ein Exemplar von "Eine Frage des Willens" geschenkt?
Es wäre ja keine Überraschung, wenn ich das jetzt schon verrate (lacht). Die Arbeit an dem Buch hat mir viel Spass gemacht und es steckt viel Persönliches drin. Mein Wunsch war es, immer ein Buch mit einer Botschaft zu schreiben. Da es auch ein Dank an all diejenigen ist, die mich in den letzten Jahren unterstützt haben, habe ich das Buch in den letzten Tagen an viele Weggefährten als Weihnachtspost verschickt.
Boris Becker ist seit dieser Woche wieder frei und zurück in Deutschland. Was wünschen Sie ihm?
Er hat ganz offensichtlich keine leichte Zeit hinter sich. Ich wünsche ihm, dass er einen guten Neuanfang bekommt. Und natürlich würde ich mich freuen, wenn er dem Tennis in irgendeiner Funktion erhalten bleibt.
(dpa/hau)
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