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Doping-Affäre
Von
Ludwig Horn
Tennis-Star Jannik Sinner wird nun doch wegen eines Verstosses gegen die Anti-Doping-Regeln gesperrt. Der Sperre-Deal wird dabei durchaus kritisch gesehen. Alexander Zverev bezeichnet die Situation als "seltsam". Boris Becker hingegen verteidigt Sinner.
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Teaserbild: © IMAGO/Nicolo Campo
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Der Tennis-Weltranglistenerste Jannik Sinner wird wegen eines Verstosses gegen die Anti-Doping-Regularien für knapp zweieinhalb Monate gesperrt. Der Italiener habe einer Einigung zugestimmt und dürfe bis zum 4. Mai nicht an Turnieren teilnehmen, teilte die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada am Samstag mit. Sinner war im März 2024 positiv getestet worden. Der Südtiroler hatte angegeben, dass das verbotene Mittel Clostebol bei einer Massage über die Hände eines Betreuers in seinen Körper gelangt sei.
© IMAGO/ZUMA Press Wire/Javier Rojas
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Bereits am 13. April darf der 23 Jahre alte Sinner wieder mit dem Training beginnen. Damit wird er rechtzeitig vor den French Open, die am 25. Mai in Paris beginnen, wieder spielen dürfen. Auch beim Vorbereitungsturnier in Rom wird er dabei sein können. Aus mehreren Richtungen gibt es Kritik.
© IMAGO/Shutterstock/Rachel Bach
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Alexander Zverev
Bei Alexander Zverev stösst der Umgang mit der Doping-Causa auf Verwunderung. Für ihn gehe es darum, zu entscheiden, ob es Sinners Fehler gewesen sei oder nicht, sagte der Weltranglisten-Zweite aus Hamburg dem Tennis-Portal "Clay" beim ATP-Turnier in Rio de Janeiro.
© IMAGO/NurPhoto/Gabriel Sotelo
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"Entweder man hat sich nichts zuschulden kommen lassen, dann sollte man überhaupt nicht gesperrt werden. Denn wenn du keine Schuld hast, dann hast du auch keine Schuld. Du solltest nicht bestraft werden. Aber wenn man sich doch etwas zuschulden kommen lässt, dann denke ich, dass drei Monate für die Einnahme von Steroiden keine Sperre sind." Die Situation und den ganzen Prozess seit dem letzten Jahr bezeichnete Zverev als "seltsam".
© IMAGO/Juergen Hasenkopf
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Boris Becker
Der ehemalige deutsche Tennis-Star nimmt Sinner in Schutz: "Wir sollten einfach die Erklärungen von Wada und Sinner lesen und akzeptieren, dann bekommen wir etwas Licht in die Geschichte", sagte er der Bild-Zeitung. "Er konnte seine Unschuld bei drei unterschiedlichen Verfahren vor Gericht letztes Jahr beweisen. Vor allem, weil die gefundene Menge so gering war. Wir sprechen von einem Millionstel nach dem Komma", so Becker weiter. Das Urteil gegen Sinner und die daraus resultierende Strafe sieht Becker als gerechtfertigt an: "Die Wada hat Sinner verantwortlich gemacht für sein Team, und er hat es unter bestimmten Voraussetzungen akzeptiert. Die sofortige Sperre von drei Monaten."
© picture alliance/BILDBYRÅN/JON OLAV NESVOLD
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Novak Djokovic
Aus Sicht von Novak Djokovic hat eine Mehrheit der Tennisprofis nach dem Fall von Sinner das Vertrauen in das Anti-Doping-System verloren. Es gebe das Gefühl einer Vorzugsbehandlung, sagte der Rekord-Grand-Slam-Champion beim Turnier im katarischen Doha. "Eine Mehrheit der Spieler denkt, dass es nicht fair ist. Eine Mehrheit der Spieler denkt, dass es eine Bevorzugung gibt. Es scheint, dass du beinahe den Ausgang beeinflussen kannst, wenn du ein Topspieler bist, wenn du Zugang zu Topanwälten hast."
© IMAGO/Shutterstock/Ella Ling
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"Es ist kein gutes Bild für unseren Sport, das ist sicher. Es gibt eine Mehrheit an Spielern, mit denen ich in der Umkleide gesprochen habe – nicht nur in den vergangenen Tagen, sondern auch den vergangenen Monaten –, die nicht glücklich sind, wie mit dem gesamten Prozess umgegangen wurde. Aktuell gibt es grundsätzlich ein Mangel an Vertrauen sowohl von männlichen als auch weiblichen Tennisprofis gegenüber der Wada und der Itia und dem gesamten Prozess."
© IMAGO/Newscom World/Sydney Low
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Fritz Sörgel (Pharmakologe und Doping-Experte)
Fritz Sörgel äusserte heftige Kritik an der Wada. Die Einigung mit Sinner auf eine Sperre von drei Monaten sei eine Form von Selbstaufgabe, die die Wada da betreibe, sagte der Pharmakologe im Interview mit "Sport1". "Das Ausmass, in dem sie Sinner hier entgegenkommt, ist im Ergebnis die völlige Aushebelung des Prinzips der 'Strict Liability', der kompromisslosen Eigenverantwortung des Athleten, welche Substanzen in seinen Körper kommen. Das ist verheerend", sagte der Nürnberger.
© picture alliance/dpa/Daniel Karmann
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Sörgel sieht in erster Linie eine Gefahr für die Zukunft des Anti-Doping-Kampfes. "Damit verliert das System einen Anker, auf den Fall Sinner und einige andere wird sich in Zukunft jeder berufen und eine milde Strafe für einen positiven Dopingtest einfordern können – solange ihm irgendeine dürre Ausrede dafür einfällt". Auch am generellen Engagement des Profi-Tennis gegen Doping liess Sörgel kein gutes Haar. "Was den Anti-Doping-Kampf angeht, hat der Tennissport schon früher keine ruhmreiche Rolle gespielt, in diesem Fall hat er seinen Rest-Anstand über Bord geworfen".
© picture alliance/dpa/Daniel Karmann
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Nick Kyrgios
Deutliche Kritik äusserte auch Tennisspieler Nick Kyrgios: "Drei Monate, keine Titel verloren, kein Preisgeld verloren. Schuldig oder nicht, es ist ein trauriger Tag für das Tennis. Dort gibt es keine Fairness", schrieb der Australier auf der Plattform X. Der 29-Jährige hatte sich schon mehrfach kritisch in dem Fall geäussert und eine Vorzugsbehandlung des italienischen Tennisstars angeprangert.
© IMAGO/Imagn Images/Mike Frey
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Lars Mortsiefer (Vorstandsvorsitzender der Nationalen Anti Doping Agentur Nada)
Lars Mortsiefer ist mit dem Ausgang der Affäre um Sinner nicht einverstanden. "In einem solch prominenten und richtungsweisenden Fall hätte ich mir eine klare und transparente CAS-Entscheidung gewünscht", sagte er der "FAZ". Laut Mortsiefer könnte das Verfahrensende zu einem Nachahmereffekt führen. "So bleibt wohl nur, dass Athleten anscheinend nun immer mit der Wada einen Vergleich anstreben werden, um eine grösstmögliche Reduktionsmöglichkeit zu erzielen", sagte der Nada-Boss. (Mit Material von dpa und SID)
© picture alliance/dpa/Frank Rumpenhorst
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Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada hat die Kritik an der dreimonatigen Sperre für Sinner zurückgewiesen. "Dieser Fall war eine Million Kilometer entfernt von Doping", sagte Ross Wenzel, Leiter für Rechtsangelegenheiten bei der Wada, der BBC. "Das wissenschaftliche Feedback, das wir erhalten haben, war, dass dies kein Fall von bewusstem Doping sein konnte."
© IMAGO/ZUMA Press Wire/Javier Rojas
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