- Wimbledonsieg Nummer sechs bedeutet Grand-Slam-Titel Nummer 20 für Novak Djokovic und die Einstellung der Rekordes von Roger Federer und Rafael Nadal.
- Der Serbe scheint auf dem Weg zu weiteren Tennis-Grosstaten derzeit nicht zu stoppen.
- Nächster Halt: Tokio.
Dieser Wimbledonsieg schmeckte
"Die letzten zehn Jahre waren eine unglaubliche Reise, die nicht hier endet", sagte der Weltranglisten-Erste am Sonntag nach dem hart erkämpften 6:7 (4:7), 6:4, 6:4, 6:3 gegen den italienischen Final-Debütanten Matteo Berrettini im knapp dreieinhalbstündigen Endspiel. "Er ist jetzt in der Geschichte seines Sports, deswegen verdient er das gesamte Lob", sagte Berrettini, der zwei Stunden vor dem EM-Endspiel von Italiens Fussballern gegen England in Wembley von "vielleicht zu vielen Gefühlen sprach, um damit zurechtzukommen".
Mit dem Siegerpokal in der Hand würdigte Djokovic in wohl gewählten Worten seine langjährigen beiden Rivalen
Nur noch zwei Schritte zum Golden Slam
Djokovic fehlen nur noch zwei Schritte zu einer im Herren-Bereich einmaligen Grosstat. Sollte der 34-Jährige in drei Wochen in Tokio Olympia-Gold holen und danach noch die US-Open-Trophäe abräumen, hätte er den Golden Slam geschafft. Das gelang bisher nur Steffi Graf 1988. Der sogenannte Grand Slam - den Gewinn der vier wichtigsten Turniere in einer Saison - schaffte zuletzt der Australier Rod Laver im Jahr 1969. "Ich werde es auf jeden Fall versuchen", kündigte Djokovic an. Den Allzeit-Rekord hält mit 24 Grand-Slam-Titeln die Australierin Margaret Court.
Den Titel bei den Damen hatte am Samstag erstmals die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty geholt. Die 25-Jährige besiegte die Tschechin Karolina Pliskova 6:3, 6:7 (4:7), 3:6 und triumphierte als erste Australierin seit 1980. Das deutsche Talent Nastasja Schunk verpasste bei den Juniorinnen den Titel.
Italien erstmals im Einzel-Endspiel in Wimbledon
Djokovic erkundigte sich nach seinem Triumph im Clubhaus bei Herzogin Kate höflich nach ihrem Tennis. Stunden zuvor wirkte er in seinem 30. Grand-Slam-Finale anfangs ungewöhnlich nervös, das liess Berrettini aber zunächst ungestraft. Durch den Weltranglisten-Neunten war Italien erstmals in einem Einzel-Endspiel in Wimbledon vertreten, der letzte Grand-Slam-Titel bei den Herren liegt bereits 45 Jahre zurück. Es schien, als würde auch der 1,96 Meter lange Aussenseiter in seinem bisher grössten Match erst einmal mit sich selbst zu tun haben.
So hatte Djokovic beim 5:2 einen Satzball. Doch den vergab er genauso wie die Chance, beim 5:3 mit eigenem Aufschlag den Satz zu holen. Nun war auch Berrettini im Finale angekommen und gewann tatsächlich per Ass den Tiebreak. Doch die Nummer eins spielte nach dem ersten Rückstand seit dem Auftaktmatch ungerührt weiter, sein Kontrahent verfiel in die Fehler vom Beginn.
Einen Monat nach seinem Erfolg im Viertelfinal-Duell gegen Berrettini bei den French Open legte der Belgrader danach bei Sonne und Wolken auch im dritten Satz wieder das erste Break vor. Djokovic hielt diesen Vorsprung, weil er nun stark aufschlug, gewohnt gut verteidigte und attackierte, wenn es möglich war.
Einen Wahnsinns-Ballwechsel vor dem 3:3 im vierten Satz feierte Djokovic mit ausgestrecktem Zeigefinger und zum Applaus auffordernden Gesten ans Publikum. Das feuerte mit "Matteo, Matteo"-Rufen aber den wackelnden Aussenseiter an, der Djokovic mit einem Doppelfehler das Break zum 4:3 schenkte. Daraufhin hallten "Nole, Nole"-Rufe über den Platz - der Spitzname von Novak Djovkovic, der diesen Vorteil zur Entscheidung nutzte. (Robert Semmler/dpa/ash)
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