Plötzlich reden nicht nur eingefleischte Tennis-Fans von Dustin Brown. Dank seines sensationellen Sieges gegen Rafael Nadal in Wimbledon ist er schlagartig weltbekannt. Kein Wunder: seine Dreadlocks, seine Herkunft, sein Tennis-Stil – alles etwas unorthodox. Doch wer ist dieser Dustin Brown überhaupt? Fünf Fragen und Antworten zum Tennis-Rastafari.

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Was für ein Tattoo hat Dustin Brown am Oberkörper

Nach seinem Sieg über den haushohen Favoriten Rafael Nadal in der zweiten Runde lüftet Dustin Brown kurz sein T-Shirt. Auf der linken Seite kommt ein grosses Tattoo zum Vorschein: das Bildnis eines Mannes mit langen Dreadlocks. Klar, denken sich viele, das kann doch nur Bob Marley sein. Doch falsch gedacht.

Es ist ein Porträt von Dustin Browns Vater. Dieses hat er sich erst vergangenes Jahr stechen lassen. "Ich habe auch zu Hause im Schlafzimmer ein Bild meines Vaters. Ich sehe ihn nicht so oft", sagt Brown.

Nach dem Sieg klopfte er auf sein Tattoo. Damit wollte sich Brown für die Unterstützung seines Vaters bedanken: "Es war ein langer Weg für meine Familie und für mich. Das war eine Sache, die ich schon lange machen wollte."

Wieso spielt Dustin Brown für Deutschland?

Brown ist Sohn einer deutschen Mutter und eines jamaikanischen Vaters. Brown ist in Celle geboren und in Deutschland aufgewachsen. Im Alter von elf Jahren zog er nach Montego Bay in Jamaika. Dort begann er Tennis zu spielen und trat auch für das jamaikanische Team im Davis Cup an.

Im Juli 2010 belegte Brown in der Weltrangliste den 98. Rang. Damit wurde er zum bestplatzierten jamaikanischen Tennisspieler aller Zeiten. Zu dieser Zeit besass er die Staatsangehörigkeit Deutschlands und Jamaikas. Anschliessend kam es aber zum Streit mit dem Verband des karibischen Landes, Brown fühlte sich nicht genügend unterstützt. Der Zoff ging sogar so weit, dass er seine jamaikanische Staatsangehörigkeit ablegte. Seitdem spielt er für Deutschland.

Wie kann Dustin Brown nur mit den Dreadlocks spielen?

Allerdings - wie geht das bloss? Die Dreads wirbeln doch ständig herum, lenken ab oder behindern die Sicht. Doch alles halb so wild. Brown hat eine ganz einfache Methode, wie er sie bändigt: mit einem Schnürsenkel.

Warum ist Dustin Browns Spielweise so unorthodox?

In erster Linie, weil er sich das Tennisspiel grösstenteils selbst beigebracht hat. Sicherlich hat der eine oder andere Trainer an Browns Stil geschraubt, doch einen festen Coach hat der 30-Jährige nicht. Hatte er nie. Brown hat zwar in seiner Karriere mehr als eine Million Dollar Preisgeld gewonnen, doch das Leben und Reisen auf Tour ist teuer. Einen professionellen Trainer langfristig zu beschäftigen, kostet eine Stange Geld. Das konnte (oder wollte) sich Brown bisher nicht leisten.

Doch genau mit dieser unorthodoxen Spielweise knackte der 30-Jährige seinen Gegner Nadal. Sie passt zum schnellen Rasen in Wimbledon. Ein knallharter Aufschlag, gefolgt von einem Serve-und-Volley-Spiel wie aus den 80er Jahren. Ein beliebtes und erfolgreiches Mittel, um auf Rasen zu gewinnen. Boris Becker lässt grüssen.

Bei Brown heisst es: alles oder nichts. Er geht stets volles Risiko und versucht die Ballwechsel kurz zu halten. Seine stürmischen Angriffe wirken zwar oft wie Dusel, fast sogar Panik. Doch hinter dieser scheinbaren Überforderung steckt Kalkül. Nadal liess sich mehrere Male von den Vorstössen seines Gegners verwirren. So etwas bei einer erfahrenen ehemaligen Nummer eins zu schaffen, ist wirklich schwierig.

Wie stehen die Chancen von Dustin Brown auf einen Wimbledon-Sieg?

Trotz aller Euphorie um den Deutsch-Jamaikaner: sehr gering. Er steht auch erst in der dritten Runde. Brown müsste noch fünf weitere Partien gewinnen, um Wimbledon-Sieger zu werden. Dabei hat er noch nie ein ATP-Turnier gewonnen. Der Erfolg gegen Nadal war auch erst sein vierter Matchgewinn auf der ATP Tour 2015. Zwei gelangen ihn in Wimbledon, und zwei in den ersten sechs Monaten diesen Jahres. Brown spielt sonst meist in der zweitklassigen Challenger Tour mit.

Aber Pessimismus beiseite: Browns Lieblingsbelag ist Rasen. Das Publikum hat er nach seinem Sensationssieg auch auf seiner Seite. Und gegen Nadal spielte er wirklich phasenweise Weltklasse-Angriffs-Tennis. Fünf weitere Sahne-Tage und Dustin Brown wäre der erste deutsche Wimbledon-Champion seit Michael Stich 1991. Man wird ja noch träumen dürfen, oder?

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