- Novak Djokovic hat im Kampf um seine Teilnahme an den Australian Open vor Gericht einen ersten Sieg errungen.
- Gleich darauf steigt er wieder ins Training ein.
- Australiens Regierung hat jedoch noch einen Joker gegen den "Djoker" im Ärmel.
- Djokovics Familie verurteilt die Behandlung ihres Sohnes.
- Die Polizei gerät in Melbourne mit Fans des Serben aneinander.
Dem Einspruch des serbischen Tennisprofis
Dessen Urteil hat vorerst Bestand. Der Minister für Einwanderung, Alex Hawke, verzichtete zunächst darauf, Djokovic mit seiner persönlichen Entscheidungsgewalt erneut die Aufenthaltsberechtigung zu entziehen. Eine entsprechende Frist verstrich am Abend (Ortszeit). Dies berichteten die Zeitungen "The Age" und "Sydney Herald". Eine Entscheidung von Hawke wird laut Medienberichten am Dienstag erwartet.
Familie von Novak Djokovic bricht Pressekonferenz ab
Daheim in Belgrad trat die Familie des "Djokers" vor die Presse und verteidigte ihren Sohn. Als es zum Ende der Veranstaltung allerdings kritische Fragen dazu gab, warum sich Djokovic einen Tag nach seinem positiven Coronatest vom 16. Dezember 2021 ohne Masken und Abstand bei öffentlichen Veranstaltungen gezeigt habe, brach der Bruder des Weltranglisten-Ersten, Djordje, die Presserunde einfach ab. Zuvor hatte Mutter Dijana kurz Rücksprache mit ihrem Sohn gehalten.
Der Familie ging es allem Anschein nur darum, ihren berühmten Sohn als Helden darzustellen und die australische Regierung weiter heftig zu kritisieren. "Das ist sein grösster Sieg in seiner Karriere, grösser als alle seine Grand Slams", sagte Mutter Dijana hinter einem Tisch sitzend, auf dem zahlreiche Trophäen von Djokovic platziert waren. "Er wird weitere zehn Grand Slams gewinnen", verkündete Vater Srdjan. Der Rechtsstreit um das Einreisevisum werde dem Sohn "zusätzliche Kraft" verleihen. "Er ist mental so stark, dass ihn das alles nicht beeinträchtigt hat."
Nach dem Gerichtsurteil: Novak Djokovic trainiert
Diesen Eindruck vermittelte Novak im fernen Melbourne, wo er sich vorerst frei bewegen darf - und umgehend trainierte. Djokovic postete ein Foto in den sozialen Medien, das ihn unter anderem mit seinem Trainer Goran Ivanisevic in der Rod Laver Arena zeigt.
"Ich bin zufrieden und dankbar, dass der Richter die Annullierung meines Visums zurückgenommen hat. Ungeachtet allem, was passiert ist, will ich bleiben und versuchen zu spielen", schrieb Djokovic. "Das ist es, worauf ich fokussiert bleibe. Ich bin hierher geflogen, um bei einem der bedeutendsten Events, das wir haben, und vor den tollen Fans zu spielen."
Der 34-Jährige durfte aufgrund des Entscheids des Gerichts das Abschiebehotel verlassen, in dem er sich die vergangenen Tage aufgehalten hatte. Er bekam auch seine persönlichen Dinge und Papiere zurück, wie der zuständige Richter Anthony Kelly anordnete.
Aktuell halte sich Djokovic im Büro seiner Anwälte auf. Dies bestätigte Bruder Djordje im serbischen Fernsehen. Australische Medien berichteten von tumultartigen Szenen vor dem Gebäude.
Tumult wegen Novak Djokovic: Polizei sprüht Pfefferspray in die Menge
Die Polizei habe am Montag Pfefferspray eingesetzt, um eine Menschenmenge aufzulösen, die ein Auto beim Verlassen der Tiefgarage des Hauses bedrängte, berichteten die Zeitung "The Age" und der Sender ABC. Zahlreiche Anhänger mit Serbien-Flaggen hatten sich dort versammelt, um Djokovic zu unterstützen. Ob der serbische Tennisstar in dem Wagen sass, um den sich die Fans versammelten, war unklar.
Die Menge, die vor dem Gebäude den Erfolg Djokovics vor Gericht feierte, habe gegen die Fensterscheiben des Autos geschlagen und Personen seien auf das Dach gestiegen, berichtete "The Age" weiter.
Auf Twitter veröffentlichte Videos zeigen, wie sich Menschen dicht um einen schwarzen Wagen drängten, anschliessend von der Polizei in Schach gehalten wurden und sich nach dem offenbar erfolgten Einsatz des Pfeffersprays die tränenden Augen mit klarem Wasser auswuschen. Nach Angaben von "The Age" seien Beamte geschubst und beleidigt worden, als sie die Menschen von dem Wagen weggeschoben hätten.
Djokovic war am Mittwochabend die Einreise nach Australien verweigert worden. Der Spitzenathlet konnte aus Sicht der Behörden nicht die nötigen Dokumente für eine medizinische Ausnahmegenehmigung vorlegen, um auch ohne Corona-Impfung einreisen zu dürfen.
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic sprach von einer "Belästigung" Djokovics, dessen Vater bei Protesten in Belgrad noch schärfere Töne anschlug. Der australische Premierminister Scott Morrison wehrte sich und betonte, dass niemand über dem Gesetz stehe.
Novak Djokovic hat noch keine Corona-Impfung nachgewiesen
Djokovic ist nicht gegen das Coronavirus geimpft. Australien hat sehr strenge Regeln im Kampf gegen die Pandemie und lässt im Prinzip nur geimpfte Personen ohne Quarantäne über die Grenze. Djokovic und seine Anwälte argumentieren allerdings mit der Ausnahmegenehmigung, die ihm durch zwei unabhängige medizinische Gremien genehmigt worden war.
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Ein wichtiger Faktor war zudem, dass die Grenzbehörden Djokovic nach dessen Ankunft und der Abweisung offenbar unter zu grossen zeitlichen Druck für eine Reaktion gesetzt hatten.
Ein positiver Coronatest aus dem Dezember 2021 sollte ihm doch noch zur Teilnahme an den Australian Open verhelfen. Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Djokovic am 16. Dezember 2021 zum zweiten Mal positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden sein soll. Danach nahm er weitgehend ohne Maske Termine wahr.
Erstmals war der Tennis-Ausnahmespieler während seiner heftig kritisierten Adria Tour im Juni 2020 positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Novak Djokovics Impfstatus sorgt seit Monaten für Diskussionen
Schon vor dem Ärger um die Australien-Einreise war sein Impfstatus monatelang ein Thema für Diskussionen gewesen. Der Tennisprofi hatte daraus ein Geheimnis gemacht und den Status als Privatsache bezeichnet, dieser ist nun aber geklärt. Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Djokovic in der Befragung durch einen Beamten des australischen Grenzschutzes angegeben habe, "nicht gegen COVID-19 geimpft" zu sein.
Die Australian Open werden vom 17. bis 30. Januar ausgetragen. Djokovic hat das Turnier neunmal gewonnen - so oft wie kein anderer. Er strebt seinen insgesamt 21. Grand-Slam-Titel an. Damit würde er seine Rivalen Rafael Nadal aus Spanien und Roger Federer aus der Schweiz abhängen und zum alleinigen Grand-Slam-Rekordsieger aufsteigen. (dpa/SID/ank/hau)
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