Der Knoten will einfach nicht platzen: Auch seine Generalprobe für die French Open endet für Alexander Zverev enttäuschend. Einige Ex-Profis sorgen sich um den Tennis-Olympiasieger.

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Boris Becker rät zum "Holz hacken". Michael Stich fehlt die "Freude am Spiel". Und John McEnroe sieht Alexander Zverev "auf dem Tiefpunkt" angekommen. Vor dem Start der French Open in Paris, dem erhofften Wendepunkt auf der Talfahrt des Olympiasiegers, reden die Stars von einst über einen, der als Grand-Slam-Champion längst in ihre Fussstapfen hätte treten sollen. Aber derzeit (ver)zweifelt.

Knöchelverletzung im vergangenen Jahr als Ursache?

Bei seiner Generalprobe in Genf zuckte Zverev mit den Schultern und schaute ratlos in die Box. Wieder kein Finale. Wieder keine Erlösung. Wieder eine Enttäuschung. Nach dem 6:7 (3:7), 3:6 gegen den Weltranglisten-54. Nicolas Jarry am Freitag reiste Zverev ohne das erhoffte Erfolgserlebnis nach Roland Garros, wo der Leidensweg im vergangenen Jahr seinen Anfang genommen hatte.

Durch die schwere Knöchelverletzung 2022 im Halbfinale, sagt John McEnroe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, habe Zverev "alles verloren: Selbstvertrauen, Weltranglistenpunkte, seine Ranglistenposition. Das macht seine Situation noch schlimmer." Vor einem Jahr "schien er drauf und dran, Nadal in Roland Garros zu bezwingen", so McEnroe. Heute ist Zverev nur noch einer von vielen.

Einer, dem "der Spass am Tennis" abhandengekommen zu sein scheint. Meint zumindest Michael Stich. Der Wimbledonsieger von 1991 sagt im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung: "Ich wünsche ihm sehr, dass er diesen Spass wiederfindet. Dass er wieder Leichtigkeit spürt. Dass er sich über einen toll gespielten Ball richtig freut. Dass er mal so in sich hineingrinst, wie er es früher getan hat."

Zverev steckt "sicherlich in einem kleinen Dilemma"

Früher, da war Zverev der junge Sascha, das Ausnahmetalent, das die Nummer eins werden und nach der Ära Becker-Stich Grand-Slam-Titel im Männertennis für Deutschland gewinnen sollte. Zverev lieferte früh, schoss nach oben, schlug Roger Federer, Novak Djokovic und auch Rafael Nadal. Holte Masterstitel und in Tokio den Olympiasieg. Wurde Sportler des Jahres. Eroberte sich Sympathien zurück.

Doch seit dem verhängnisvollen Juni-Tag vor einem Jahr ist vieles anders. Dabei habe es nach dem Comeback zu Saisonbeginn ausgesehen, als schlage Zverev die richtige Richtung ein, meint McEnroe: "Aber er hat es nicht geschafft, den nächsten Schritt zu tun und grosse Spiele zu gewinnen." Mit 26 Jahren stecke er "sicherlich in einem kleinen Dilemma", sagt Stich, einst in Hamburg Zverevs Förderer.

Becker: "Tennis ist ein Kopfspiel, da fehlt es ihm gerade noch"

Zeit genug, sich zu befreien, hat Zverev. Auch wenn längst andere Jungstars an ihm vorbeigezogen sind: Carlos Alcaraz und Holger Rune - über diese beiden spricht die Tenniswelt, wenn es um die Titelfavoriten in Paris geht. Zverev müsse am Dienstag dagegen zunächst einmal die erste Runde gegen den Südafrikaner Lloyd Harris meistern, die Nummer 306 der Welt.

"Die Tenniswelt hat sich weiterentwickelt. Ein Jahr im Tennis ist verdammt lang. Er ist nicht unter den ersten Acht der Favoriten", sagt der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker, der wie der siebenmalige Majorchampion McEnroe das Turnier in Roland Garros als Eurosport-Experte begleitet. Becker urteilt: "Tennis ist ein Kopfspiel, da fehlt es ihm gerade noch."

Drei Altstars - eine (ähnliche) Meinung. Jetzt liegt es an Zverev, auf dem Court die passende Antwort zu geben. (sid/sbi)

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