Artem Bahmet hat sich mit einem einzigen Spiel einen Namen in der Tennis-Welt gemacht - allerdings einen unrühmlichen. Der Ukrainer gewinnt keinen einzigen Ballwechsel und verliert mit 0:6 und 0:6. Es gibt Hinweise, die einen Verdacht erhärten, wie es dazu kam.
Wenn Tennisspieler in einem Zwei-Satz-Match kein Aufschlagspiel gewinnen, erhalten sie die sogenannte "Brille", da zwei Nuller nebeneinander wie die Sehhilfe aussehen (00). Es ist die Höchststrafe für einen Spieler.
Artem Bahmet aus der Ukraine ist es sogar gelungen, keinen einzigen Ballwechsel für sich zu entscheiden. Sein Gegenüber, der Thailänder Krittin Koaykul, ist ebenfalls kein Top-Spieler und wird nur auf Position 1.367 der ATP-Weltrangliste geführt.
Das höchst skurrile Match, das 24 Minuten dauerte, lieferten sich Bahmet und Koaykul im Rahmen der Qualifikation zum ITF-Future-Turnier in Doha in Katar. ITF-Turniere gelten im Vergleich mit ATP-Turnieren als die dritte Liga des Tennissports. ITF-Future-Turniere sind viertklassig.
Artem Bahmet tritt auf wie ein Anfänger
Was Bahmet allerdings während der Partie sportlich ablieferte, entsprach nicht mal diesem Niveau. Vielmehr stellten sich die spärlichen Besucher die Frage, wie es dieser Mann auf den Court geschafft hatte.
Selbst der Weg ins Teilnehmerfeld eines ITF-Future-Turniers ist schwer. Nicht jeder beliebige Amateur-Spieler kann einfach so aufschlagen. Die Startplätze werden nach Ranglistenpunkten vergeben.
Melden sich nicht genügend Spieler mit Weltranglistenpunkten, werden die freien Plätze auf Akteure auf den Wartelisten verteilt. Auch hier herrscht - zumindest offiziell - aber keine Willkürlichkeit. Es zählen Faktoren wie nationale Ranglistenpunkte. Artem Bahmet belegte hier Platz 44 der alternativen Spieler.
Eurosport: "Schlechtester Tennisspieler der Welt"
Möglicherweise hat Bahmet, den die spanische Homepage des Sport-Senders Eurosport "den schlechtesten Tennisspieler der Welt" nannte, eine so genannte Wildcard ergattert. Diese verteilen Turnier-Organisatoren im Vorfeld.
Besonders kurios ist die Tatsache, dass es sich bei Bahmet um keinen Tennisspieler handle. Die ukrainische Sportseite "Tribuna.com" berichtete, er sei Manager eines Onlinekanals, der sich mit Sportwetten beschäftigt. Dort heisst es, Bahmet soll mit einem Kollegen auf seine eigene Niederlage gesetzt haben.
Wie n-tv.de berichtet, steht auf Russisch offenbar auf dem Telegram-Kanal des Sportwettenanbieters: "Hier im Video sieht man, wie unser Manager Artem ein ITF-Turnier spielt." Bahmet kenne nicht einmal die Regeln des Tennissports. Er habe "heute zum ersten Mal überhaupt einen Tennisschläger in die Hand genommen", zitiert der Nachrichtensender. Das erklärt die gewöhnungsbedürftige Art zu spielen.
Weitere Einträge lassen die ganze Dimension des Betrugs erahnen. Dort heisst es: "Indem wir auf dieses Match gewettet haben, konnten wir einen Trip für zwei Personen nach Doha und eine Woche in einem exzellenten Hotel bezahlen."
Es wird sogar angekündigt, dass Bahmet erneut ein Qualifikations-Match für illegale Einkünfte bestreiten und nutzen würde.
Der britische Wettanbieter betconnect veröffentlichte auf Twitter ein Video der letzten Ballwechsel. Er überschrieb die Bilder mit der "schlechtesten Performance, die jemals im Fernsehen übertragen wurde" und fragt: "Dagegen wird vermutlich etwas unternommen?"
Bahmet fällt Anti-Korruptions-Organisation auf
Auf Anfrage des Nachrichtensenders n-tv.de äusserte sich Mark Harrison. Harrison ist der Sprecher der Tennis Integrity Unit (TIU). Die Anti-Korruptions-Organisation befasst sich unter anderem mit Wettmanipulationen im Tennis und spricht entsprechende Strafen gegen Spieler aus.
Bahmets Auftritt sei aufgefallen: "Der TIU ist das Qualifikationsmatch, das gestern beim ITF World Tennis Tour M15 Turnier in Doha, Katar gespielt wurde, bekannt", kommentierte Harrison. "Im Einklang mit unserer Politik der Geheimhaltung betrieblicher Vorgänge werden wir zu diesem Zeitpunkt keine weiteren öffentlichen Kommentare abgeben."
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