Trotz Warterei und schwachen Starts hat Alexander Zverev das Viertelfinale der French Open erreicht. Dort wartet die Nummer eins der Tennis-Welt. Gegen Novak Djokovic war Zverevs Davis-Cup-Kollege Jan-Lennard Struff «genervt» und «chancenlos».

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Psychospielchen, Schlägerwurf und Fluch-Attacken: Alexander Zverev hat den ersten echten Härtetest der French Open bestanden und gegen den italienischen Tennis-Lümmel Fabio Fognini wie im Vorjahr das Viertelfinale erreicht. Dort fordert der 22 Jahre alte Hamburger am Mittwoch den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic heraus. "Da musst du schon dein bestes Tennis spielen, um gegen ihn eine Chance zu bekommen", sagte Zverev. Sein Davis-Cup-Kollege Jan-Lennard Struff hatte diese nicht - er unterlag dem serbischen Ausnahmespieler am Montag trotz guten Beginns klar 3:6, 2:6, 2:6.

Zverev dagegen setzte sich gegen den an Nummer neun gesetzten Fognini mit 3:6, 6:2, 6:2, 7:6 (7:5) durch. "Ich habe drei Sätze lang sehr gut gespielt und viele positive Sachen gesehen", sagte Zverev. Nach 2:55 Stunden einer bisweilen skurrilen Auseinandersetzung verwandelte er seinen dritten Matchball, zog in die Runde der besten acht ein und stellte sein bestes Resultat bei einem Grand-Slam-Turnier ein.

2018 hatte Zverev im Viertelfinale gegen den späteren Finalisten Dominic Thiem verloren, war aber vom ersten Satz an angeschlagen gewesen. "Ich hoffe, dass es dieses Jahr anders sein wird und ich die Chance bekomme, ein grosses Match zu spielen", sagte Zverev vor dem Duell mit Djokovic. Gegen den 32-Jährigen hat der Weltranglisten-Fünfte eine ausgeglichene Bilanz. Auch den jüngsten Vergleich im Endspiel der ATP Finals im November in London hatte Zverev gewonnen.

Gegen Fognini ging es gar nicht gut los. Zverev kassierte sofort ein Break und lag schnell 0:3 zurück. Nach 32 Minuten entschied Fognini den ersten Satz für sich. Als Zverev zum wiederholten Mal einen Ball mit dem Rahmen traf und ins Nirgendwo schoss, knallte er seinen Schläger gegen die Platzumrandung und stiess einige Flüche auf Russisch aus.

Auf dem Weg zu seinem Titel beim Masters-Turnier in Monaco hatte Fognini nicht nur Zverev, sondern auch den unbestrittenen Sandplatz-König Rafael Nadal geschlagen. Doch trotz des gewonnenen ersten Satzes wäre Fognini nicht Fognini, wenn er nicht auch für Mätzchen sorgen würde. Der 32-Jährige aus Sanremo, bekannt für seine Wutausbrüche und Flegeleien, diskutierte mit dem Stuhlschiedsrichter, meckerte in Richtung seiner Box, führte Selbstgespräche und schickte provozierende Handküsschen Richtung Zverev auf die andere Seite.

"Du schaust schon ein bisschen hin, ob er frustriert ist. Denn das heisst, dass du etwas richtig machst", sagte Zverev. "Natürlich ist Fabio bekannt für solche Dinge, aber beim nächsten Punkt kommt er dann wieder mit einem Wahnsinns-Schlag. Das ändert nichts für mich."

Als Zverev im zweiten Satz das Break zum 3:1 gelang, machte Fogninis Spielgerät Bekanntschaft mit dem Sand. Wenig später nahm der Italiener eine Behandlungspause und liess sich einen gewaltigen Verband am Unterschenkel anlegen. Zverev aber liess sich nicht verunsichern oder provozieren und gewann am Ende verdient.

Seinem Davis-Cup-Kollegen Struff blieb die Krönung eines starken Turniers dagegen verwehrt. Der 29 Jahre alte Sauerländer musste im ersten Grand-Slam-Achtelfinale seiner Karriere einen "Klassenunterschied" gegen Djokovic eingestehen. "Ich bin sehr enttäuscht. Ab Mitte des ersten Satzes war es chancenlos. Er ist ein brutal guter Spieler", sagte Struff über den aktuellen Wimbledon-, US-Open- und Australian-Open-Champion aus Serbien.

"Ich hoffe, dass es so weitergeht", sagte Djokovic, der als erster Spieler der Geschichte zum zehnten Mal nacheinander die Runde der besten acht in Roland Garros erreichte. Struff war da längst "genervt vom Match" in den Katakomben verschwunden, wie er später einräumte.

Trotz des Achtelfinal-Scheiterns wird sich der Westfale in der neuen Weltrangliste am kommenden Montag erstmals unter die Top 40 vorarbeiten. Zudem dürften ihn auch der bislang grösste Zahltag seiner sportlichen Laufbahn und das Preisgeld von 243 000 Euro trösten. "Heute bin ich enttäuscht, aber ich muss das Positive mitnehmen, ich habe drei sehr gute Matches hier gespielt", sagte Struff.

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