Mit zwei Medaillen dominiert die Schweiz die Königsdisziplin bei der Ski-WM in den USA. In der Abfahrt ist der schlechteste Eidgenosse besser als der schnellste Österreicher, "King Küng" krönt sich zum Weltmeister. Aber auch die Heim-Fans können eine Plakette bejubeln.

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Überraschungs-Weltmeister Patrick Küng roch noch nach dem Sieger-Champagner, als er über den grössten Erfolg seiner Karriere sprach. "Abfahrt, Königsdisziplin, Gold - das ist das Beste, was mir passieren konnte", sagte der von den Stadionsprechern als "King Küng" gefeierte Schweizer. Zuvor hatte er im Zielbereich nach seinem Ritt auf der Raubvogel-Piste in Beaver Creek wild mit Schampus um sich gespritzt. "Ich kann es immer noch nicht fassen. Es ist nicht immer ganz einfach, in der Schweiz skizufahren, wir haben einen grossen Druck", sagte der 31-Jährige am Samstag.

Er selbst sicherte sich erst im letzten Abfahrtstraining am Freitag einen der vier Startplätze für die Schweiz. "Wenn man eine Quali fahren muss, heisst das, dass das Team stark ist", meinte Küng.

Wie stark, bewiesen seine Teamkollegen. Routinier Didier Defago war als schlechtester Schweizer auf Rang elf noch immer besser als der beste Österreicher, Olympiasieger Matthias Mayer, auf Platz zwölf.

Carlo Janka wurde Neunter - und Beat Feuz gewann Bronze hinter dem US-Amerikaner Travis Ganong. "Vor zwei Jahren war ich extrem tief unten", erzählte der 28 Jahre alte Feuz, der nach einer missglückten Knie-Operation beinahe ein Bein verloren hätte. "Jetzt hier zu stehen auf einem Podest bei der Weltmeisterschaft, da gab es nicht viele Leute, die daran geglaubt haben. Ich selber teilweise auch nicht." Dass bei einer WM-Abfahrt zwei Leute aus einem Land auf dem Podium standen, gab es zuletzt 2009 in Val d'Isère: Auch damals waren es in Didier Cuche (Silber) und Janka (Bronze) zwei Schweizer.

Glücklich mit den zwei Medaillen konnte auch Chefcoach Tom Stauffer sein, der in den vergangenen vier Jahren noch für den Deutschen Skiverband arbeitete und mit Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg bei Grossereignissen abräumte. "Er macht seine Arbeit perfekt. Er hat eine gewisse Ruhe ins Team gebracht", lobte Küng.

Die deutschen Speedfahrer spielten hingegen wieder nur eine Nebenrolle. Wie im Super-G schafften es Andreas Sander (17.), Josef Ferstl (22.) und Klaus Brandner (27.) allesamt nicht wie erhofft in die Top 15. "Das ist ungefähr der Bereich, in dem wir im Augenblick stehen", sagte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier und war nicht unzufrieden. Es sei nicht schlecht gewesen, "man muss so ein Thema auch normal betrachten können".

Für beste Laune vor allem unter den heimischen Zuschauern sorgte der 26-jährige Ganong mit der ersten WM-Medaille seiner Karriere. "Ich habe von diesem Rennen seit ein paar Jahren schon geträumt, seit ich weiss, die WM wird hier sein. Es ist surreal, dass ich dann so eine Performance runterbringen konnte", berichtete er.

Zwei Tage zuvor hatte das US-Team noch den schweren Sturz von Bode Miller zu verarbeiten. Der Altstar deutete danach sein Karriereende an. Dass das US-Speedteam auch ohne Miller gut aufgestellt ist, bewies nicht nur Ganong. Steven Nyman wurde Vierter, Andrew Weibrecht nach Zwischenbestzeit gemeinsam mit Janka Neunter. "Die amerikanischen Abfahrer kommen in die erste Reihe", sagte Ganong. "Es ist gut, dabei zu sein."

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