Claudia Pechstein hat schwerwiegende Vorwürfe gegen Sportdirektor Matthias Kulik erhoben. In einem Brief liess die Eisschnellläuferin mächtig Dampf ab. Der Verband steht endgültig vor der Zerreissprobe.
Claudia Pechstein liess sich zwei Tage Zeit, dann bündelte die fünfmalige Olympiasiegerin ihre Wut in mehr als 1.600 Wörtern.
In einem am Donnerstag bei Facebook veröffentlichten Brandbrief griff
Die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft steht endgültig vor der Zerreissprobe.
Claudia Pechstein greift Matthias Kulik an
"Ihre vorsätzliche Schädigung meines sportlichen Weges und meines Umfeldes ist der falsche Weg, Herr Sportdirektor!", schrieb Pechstein und forderte Kulik auf, "endlich Verantwortung zu übernehmen und klare Konsequenzen aus dem in diesem 'Offenen Brief' aufgezeigten Missständen zu ziehen".
Das Wort "Rücktritt" benutzte sie dabei nicht, kündigte aber Gespräche mit dem Deutschen Olympischen Sportbund sowie "auch gern" dem Bundesinnenministerium an.
Pechstein werde weiterhin für "meinen Verband" kämpfen, schrieb die 47-Jährige, die gemeinsam mit Grosse in den vergangenen Jahren immer wieder polarisiert hatte, "denn so wie dargestellt kann und wird es sicher auch nicht weiter gehen. Sie machen mir meinen Traum von der Teilnahme an den 8. Olympischen Spielen nicht kaputt."
Zugleich stellte Pechstein fest, dass ihr Partner Grosse, den sie als neuen DESG-Präsidenten vorgeschlagen hatte, "bereits heute" Zusagen von unter anderem "bereitwilligen" Sponsoren habe, um den angeschlagenen Verband finanziell wieder auf Kurs zu bringen.
Streit um Eisschnellläuferin eskaliert
Die DESG hatte den umstrittenen Grosse, der an der Seite Pechsteins zweimal zu Olympischen Spielen gereist war, wegen "verbandsschädigender" Aussagen aus dem Betreuerstab der Nationalmannschaft gestrichen.
Diesen Vorwurf wies Pechstein zurück: "Es werden Lösungsansätze und wirklich professionelle Vorgehensweisen, in der schweren Zeit der jetzigen Krise geäussert und finden grosse Beachtung."
Ins Spiel gebracht hatte sie Grosse nach dem überraschenden Rücktritt von DESG-Präsidentin Stefanie Teeuwen, was für Kontroversen und auch erhebliches Kopfschütteln gesorgt hatte.
Grosse? Nicht der Richtige für das Präsidentenamt, findet Geisreiter
Für Athletensprecher Moritz Geisreiter ist Grosse, den Pechstein mal als ihren "Bodyguard" und Mentalcoach bezeichnet hatte, nicht der richtige Mann für das Präsidentenamt. "Ich halte ihn nicht für einen geeigneten Kandidaten, weil er in meinen Augen nicht in der Lage ist, den Verband nach innen und aussen zu einigen", unterstrich der Inzeller im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Dieser "Kleinkrieg zwischen dem Pechstein-Lager und dem Verband erstrecke "sich nun ja schon über mehrere Jahre in immer neuen Facetten", sagte Geisreiter, schloss aber für sich eine Kandidatur für das Präsidentenamt aus. Die beiden verbliebenen Präsidiumsmitglieder Uwe Rietzke und Dieter Wallisch hatten angekündigt, Gespräche mit Grosse führen zu wollen. © dpa
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