Vor Beginn der Saison wird ein neuer Ärger im Eisschnelllauf-Lager bekannt. Claudia Pechstein soll nicht mit der deutschen Auswahl trainieren und sucht den Ausweg in Polen. Der Bundestrainer versucht, eine weitere Konfrontation zu vermeiden.

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Schon drei Wochen vor dem Saisonstart belastet ein Streit zwischen Claudia Pechstein und dem neuen Bundestrainer Erik Bouwman den kriselnden deutschen Eisschnelllauf.

Die fünfmalige Olympiasiegerin aus Berlin sieht nach einem Zerwürfnis mit dem Niederländer derzeit keine Chance auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft. Daher trainiert die 47 Jahre alte deutsche Rekordmeisterin in dieser Saison mit der polnischen Nationalmannschaft.

"Wenn man als erfolgreichste Wintersportlerin Deutschlands so behandelt wird wie ich, dann gibt es keine Vertrauensbasis", sagte Pechstein am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

Bundestrainer hat "keinen Bock" auf Claudia Pechstein

Beim Trainingslager in Heerenveen habe ihr Bouwman mitgeteilt, dass er "keinen Bock" darauf habe, dass sie in der deutschen Auswahl trainiere. "Wer als Bundestrainer so kommuniziert, hat seinen Job verfehlt", hatte Pechstein in der "Bild am Sonntag" erklärt.

Bouwman bestätigte der Deutschen Presse-Agentur seine Aussagen zu Pechstein, möchte aber eine weitere Konfrontation vermeiden. "Es gibt mehrere Gründe für meine Entscheidung. Aber ich denke, mit ihrem Training in Polen haben wir jetzt eine supergute Lösung gefunden", sagte er und lobte: "Es sagt genug, dass sie in ihrem Alter noch immer die beste Langstrecklerin Deutschlands ist."

Dennoch unterstrich er: "Leider sorgten einige Vorfälle in den letzten Jahren dafür, dass die Integration in unseren langfristigen Prozess eher negativ als zielführend empfunden wird."

Einer der Hintergründe dürfte Pechsteins Entscheidung gewesen sein, sich bei der WM im Februar in Inzell auf die Einzelstrecken über 3000 und 5000 Meter zu konzentrieren und auf den Teamlauf zu verzichten.

Pechstein nennt Art und Weise "indiskutabel"

"Diese Art und Weise geht gar nicht. Das ist indiskutabel", konterte Pechstein. "Mit jedem anderen Trainer beruhte unsere Zusammenarbeit auf Respekt und Anerkennung. Mit Erik Bouwman gibt es sportpolitisch ein ganz schweres Zerwürfnis", stellte sie fest und sieht ihre Vorbeitungen auf die Olympischen Winterspiele beeinträchtigt. Mit fast 50 Jahren will sie 2022 in Peking schaffen, was nie zuvor einer Eisschnellläuferin gelang: ihre achten Spiele erleben.

In Polen fühlt sich Pechstein willkommen. "Ich bin so gut aufgenommen worden", sagte sie und vereinbarte mit den Polen eine Zusammenarbeit bis Olympia. "Zum ersten Mal seit Jahren kann ich mich richtig auf das Training konzentrieren", sagte sie.

Die Kommunikation erfolge in Englisch, Russisch, Deutsch - und zur Not mit Händen und Füssen. Ihr Lebensgefährte Matthias Grosse stieg in Polen als Sponsor ein. "Wenn die DESG keine Sponsoren braucht, müssen wir uns eben anders positionieren", begründete Pechstein.

Sportlich scheint sich das Training in Warschau zu lohnen. In 7:06,46 Minuten lief die 51-malige WM-Medaillengewinnerin am Samstag in Inzell über 5000 Meter eine Zeit, die deutlich schneller war als bei der WM im Februar, als sie an gleicher Stelle Siebte wurde. (dpa/fte)

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