Nach Jahren des Kampfes sind die Skispringerinnen endlich am Ziel: Auf die Frauen um Weltmeisterin Katharina Schmid wartet das erste Weltcup-Skifliegen der Geschichte.

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Den deutschen Rekord hält Katharina Schmid bereits, der Weltrekord könnte fallen, doch richtig heiss ist die Skisprung-Weltmeisterin auf den Familien-Rekord. 205 Meter flog ihr Schwager Julian Schmid einmal, sie selbst kam bislang "nur" auf 198,5 Meter. "Noch habe ich den Schmid-Rekord - aber der könnte nun wackeln", sagte der WM-Zweite der Nordischen Kombination am Dienstag bei einem Sponsoren-Termin (Viessmann).

Denn im Frauen-Skispringen tut sich Historisches: Am Freitag beginnt in Norwegen die zehntägige Raw-Air-Tour, abgeschlossen wird diese mit dem ersten Frauen-Fliegen der Weltcup-Geschichte. Auf Rekord-Weltmeisterin Schmid, die mit einem Karriereende nach der Saison liebäugelt, wartet in Vikersund noch einmal ein echtes Highlight. "Ich will mindestens die 200 Meter schaffen. Das ist mein grösstes Ziel in dieser Saison", sagt die 27-Jährige.

Schon vor einem Jahr durfte Schmid, die damals noch Althaus hiess, zusammen mit den besten Springerinnen der Welt mit dem Segen des Weltverbandes FIS am Monster-Bakken starten. Punkte gab es damals aber noch nicht, das ist nun anders. Die besten 15 des Gesamtweltcups und bis zu fünf weitere Athletinnen aus der Raw-Air-Wertung nehmen an den Wettkämpfen am 16. und 17. März teil.

Weiterer Schritt zur "Schanzengleichheit"

Schmid und Co. machen damit einen weiteren Schritt hin zur oft beschworenen "Schanzen-Gleichheit". Bis dahin war es ein langer Kampf. "Beim Marathon hiess es anfangs auch: Das geht für Frauen nicht, das halten Lunge und Herz nicht aus. Dann hat es eine Frau einfach mal gemacht - und es ging", sagte Weltcup-Gesamtsiegerin Eva Pinkelnig aus Österreich einmal: "Also: Lasst uns mal fliegen."

Mahner gibt es aber noch immer. "Solange sicher geflogen und ohne Sturz gelandet wird, ist alles wunderbar", sagt etwa Toni Innauer. Nach Ansicht des früheren Weltmeisters werde aber "das Sturzgeschehen systematisch ausgeblendet". Heisst: Da Frauen beim Skifliegen mit wesentlich höheren Anlaufgeschwindigkeiten als die Männer unterwegs sind, würden diese bei einem Sturz anders aufprallen. Die Folgen? Ungewiss.

Im letzten Jahr ging in Vikersund alles gut, die Slowenin Ema Klinec stellte mit 226,0 Meter den bis heute gültigen Weltrekord auf. "Es ist ein komplett anderes Gefühl, wenn man ein paar Sekunden länger in der Luft ist", sagt Schmid im Rückblick. Eineinhalb Meter mehr hätten es trotzdem sein dürfen: "200 Meter, das gibt einen Extra-Kick."

Schmid durfte nicht mit Männern "einfliegen"

Ihre Sträusse mit der FIS muss Schmid aber auch im Jahr 2024 noch austragen. Als sie Ende Februar vor dem Weltcup der Männer in Oberstdorf am letztlich abgesagten "Einfliegen" der Schanze teilnehmen wollte, senkte der Weltverband den Daumen. Ihr Schwager Julian Schmid hätte als Kombinierer dagegen starten dürfen.

"Ich war richtig enttäuscht. Ich verstehe nicht, warum ich in Vikersund fliegen darf, aber nicht in Oberstdorf. Das ist für mich nicht gefährlicher", sagte die 27-Jährige im Podcast "Ski Happens". Und: Auch eine Skiflug-WM für Frauen wird es erst einmal nicht geben. Ganz am Ziel sind Schmid und Co. also noch längst nicht. (sid/jum)

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