Topstars wie Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher sind schon verletzt, nun startet die gefährliche Speedsaison - mit Diskussionen über die Sicherheit.

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Marcel Hirscher machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. Die Situation nach seinem Kreuzbandriss sei "brutal oasch", sagte der Österreicher, auf gut Deutsch: "Richtig besch....." Das trifft auf den Doppel-Olympiasieger persönlich zu, zunehmend aber auch auf den alpinen Ski-Weltcup im Allgemeinen.

Hirscher ist nach Mikaela Shiffrin der zweite Topstar, der in diesem Winter längerfristig ausfällt. Die Skikönigin wird "mindestens ein paar Wochen" fehlen, der achtmalige Gesamtweltcupsieger womöglich nie mehr zurückkehren. Andere Spitzenfahrer wie Shiffrins Lebensgefährte Aleksander Aamodt Kilde oder ihre grösste Slalom-Rivalin Petra Vlhova sind nach schweren Verletzungen noch nicht wieder da, die Olympiasiegerinnen Sofia Goggia und Corinne Suter schuften für ihr Comeback zum Start der Speedsaison.

Die beginnt an den kommenden beiden Wochenenden auf der berühmt-berüchtigten Raubvogelpiste von Beaver Creek - und mit einer Sicherheitsdiskussion. Um die Anzahl schwerer Verletzungen zu verringern, hat der Weltverband FIS eine Airbag-Pflicht für die schnellsten Disziplinen Abfahrt und Super-G eingeführt. Die Sicherheit der Athletinnen und Athleten, tönte Generalsekretär Michel Vion, sei "nicht verhandelbar". Anscheinend aber doch.

Skirennläufer können trotz Pflicht auf Airbag verzichten

Ein Schlupfloch gestattet den Skirennläufern, per Antrag auf das Luftkissen zu verzichten. Laut einem Bericht des Tagesanzeigers wurden alle (!) Gesuche bewilligt, 38 Sportler seien demnach ohne Zusatzschutz unterwegs. "Die Airbag-Pflicht verkommt zur Farce", titelte die Zeitung, der Blick assistierte: "Die FIS macht sich zum Affen." Zumal auch nach Fristende Anträge geprüft werden.

Charly Waibel reibt sich verwundert die Augen. Der frühere deutsche Männerchefcoach ist "Bundestrainer Wissenschaft" beim DSV und war über Jahre Teil einer FIS-Arbeitsgruppe, die sich intensiv mit dem Airbag befasste. Sie riet von einer Pflicht ab. Dass diese nun eingeführt wurde, zugleich aber Ausnahmen zugelassen werden, nannte Waibel kopfschüttelnd "irreführend".

Bewilligt werden die Anträge laut FIS-Mann Vion übrigens, "falls ein Athlet oder eine Athletin einen gerechtfertigten medizinischen, technischen oder physiologischen Grund angibt". Das kann von Unbehagen wegen des vermeintlich unangenehmen Tragekomforts bis hin zu Unlust alles sein. Wie oder ob überprüft wird, dass die Airbags getragen werden, ist offen.

Comeback von Lindsey Vonn rückt näher

In dieser Gemengelage stürzen sich die Abfahrer, darunter ein deutsches Quartett um den früheren WM-Zweiten Romed Baumann, in dieser Woche auf die "Birds of Prey" - jene Piste, auf der schon Spitzenfahrer wie Aksel Lund Svindal oder Thomas Dressen schwer verunglückten. Und wo die einstige Speed-Queen Lindsey Vonn in der nächsten Woche ihr vielbeachtetes Comeback geben will, zunächst als Vorläuferin.

Nach dem ersten Abfahrtstraining am Dienstag warnten einige Athleten, für die Rennen am Freitag und Samstag müsse der ein oder andere Sprung entschärft werden, zu weit flogen die Rennläufer bei der Testfahrt ins Flache. Dorthin, wo es gefährlich wird.

Denn bei all den Diskussionen um den Airbag ist es ja so: Mag der Rücken oder der behelmte Kopf noch so gut geschützt sein - die natürliche Schwachstelle des Skifahrers, das weiss jeder Hobbysportler, ist das Knie. Siehe Hirscher. Oder Urs Kryenbühl. Der Schweizer, der dreimal auf dem Weltcuppodest gestanden hatte, musste das Training in Beaver Creek nach einem heftigen Schlag abbrechen. Erste Diagnose: komplexe Knieverletzung. (SID/bearbeitet von lh)

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