Ex-Damencheftrainer Herbert Mandl relativiert die Vorwürfe von Nicola Werdenigg, in den 1970er-Jahren sei von den Läuferinnen "jeder etwas passiert". Eine Meldung über einen Vorfall von 2005 habe es nicht gegeben.
Herbert Mandl, ehemaliger Damencheftrainer im ÖSV, hat der Darstellung von Nicola Werdenigg widersprochen, dass es in den 1970er-Jahren praktisch systematisch zu Übergriffen im Skisport gekommen sei.
Werdenigg hatte in der "ZiB 2" am Mittwochabend über einen Vorfall gesprochen, der 2005 passiert sein soll. Die Teamführung habe davon gewusst, sagte die ehemalige Rennläuferin.
Herbert Mandl erinnert sich an keinen Vorfall
Mandl war damals Cheftrainer der ÖSV-Damen, will aber von nicht gewusst haben. "Ich kann mich gar nichts entsinnen. Es gab keinen Vorfall, keine Meldung, nichts. Wenn es etwas gegeben hat, hat man immer spontan reagiert", sagte der 56-Jährige dem "Standard".
Mit "etwas" meine er dabei keine Übergriffe, sondern "Liebschaften". Beispielsweise habe eine Läuferin mit einem Spartentrainer eine Beziehung begonnen. "Den haben wir dann aus dieser Trainingsgruppe entfernt, um Konflikte auszuschliessen." Liebschaften im beruflichen Umfeld seien etwas Schönes. "Aber eine Liebschaft ist weit weg von einem Übergriff."
Er sei 30 Jahre lang Trainer gewesen, davon gut 20 Jahre im Damenbereich - elf Jahre beim ÖSV, fünf Jahre in Norwegen. "Den Skifahrerinnen wurde immer mit Respekt gegenübergetreten", betonte Mandl.
Mandl zu Werdenigg: "Das ist auch etwas rücksichtslos"
Er verstehe nicht, warum Werdenigg sich nach vierzig Jahren zu Wort melde. "Ich respektiere, dass es ihr hilft. Aber wenn sie keine Namen nennt, ist es eher eine sinnlose Sache, weil niemand die Gelegenheit hat zu handeln. Das ist auch etwas rücksichtslos."
Werdenigg hatte Anfang der Woche in einem Interview erstmals über die Übergriffe gesprochen. Eine zweite, anonym gebliebene Ex-Läuferin bestätigte die Vorwürfe: Auch sie sei immer wieder angegriffen worden.
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel räumte unterdessen ein, dass das "damals sicher andere Zeiten" gewesen seien. Ihm sei jedoch "nie etwas über sexuelle Übergriffe zu Ohren gekommen". (ank)
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