Der neue Weltcup-Winter steht vor der Tür. Traditionell versammeln sich Männer und Frauen auf dem Rettenbachferner oberhalb von Sölden, um die ersten Weltcup-Punkte zu verteilen. Schon bald aber könnte Europa das Opening verlieren.

Mehr News zum Thema Wintersport

Traditionell eröffnen die Riesenslalom-Rennen auf dem Rettenbachferner oberhalb von Sölden in Österreich die alpine Ski-Weltcup-Saison. Am 26. Oktober findet das Rennen der Frauen statt. Tags darauf sind die Männer an der Reihe.

Doch muss es immer Sölden sein, beziehungsweise Europa? Erst vor wenigen Wochen entspann sich eine Diskussion darum, den Startschuss für die Weltcup-Saison nach Südamerika zu verlegen. Es wäre nicht das erste Mal. Schon am 15. und 16. August 1986 fanden im argentinischen Las Lenas zwei Abfahrten der Männer statt. Anschliessend pausierte der Weltcup bis Ende November.

"In unserem europäischen Sommer ist in Südamerika Hauptrennzeit."

ÖSV-Pressesprecher Ralph Eder zur Aussicht eines Weltcups-Starts in Südamerika

Im August und September werden im Rahmen des sogenannten Südamerika-Cups, der mit dem Europacup zu vergleichen ist, in Übersee Rennen ausgetragen. Im Gespräch mit unserer Redaktion gab DSV-Pressesprecher Ralph Eder zu bedenken: "Was man sich vergegenwärtigen muss: In unserem europäischen Sommer ist in der südlichen Hemisphäre, und damit auch in Südamerika Hauptsaison, und damit auch die Hauptrennzeit. Traditionell nehmen die Teams aus Europa, die während unseres Sommers in Südamerika trainieren, auch mit dem einen oder anderen Fahrer an diesen Rennen teil."

Insofern "wäre es kein grosser Kopfstand", wie sich Eder ausdrückt, "zu sagen: Wir machen dort ein Weltcuprennen. Am Ende eines Trainingsblocks von drei, vier Wochen sind die Fahrerinnen oder Fahrer in der Lage, ein Weltcuprennen zu absolvieren."

Felix Neureuther plädiert für Rennen in Südamerika

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Felix Neureuther im Schweizer "Blick": "Die meisten Teams trainieren um diese Jahreszeit sowieso in Argentinien und Chile. Deshalb würde es durchaus Sinn machen, wenn in dieser Region auch Weltcuprennen ausgetragen würden."

Der einstige Weltklasse-Abfahrer Urs Lehmann, inzwischen Präsident des Schweizer Ski-Verbandes, wird im gleichen Artikel wie folgt zitiert: "Wir nennen unser Format Weltcup, und deshalb sollten wir auch in möglichst vielen Erdteilen Weltcuprennen bestreiten. Nur so kann unsere Sportart wachsen."

Die Gran-Becca-Abfahrt verbindet die Schweiz mit Italien

Zumal es mit Rennen in Europa immer wieder Probleme gibt. Bereits in der Saison 2022/23 sollte ein Rennen vor der traumhaften Kulisse des Matterhorns stattfinden. Das Reizvolle an der Gletscher-Abfahrt auf der Gran Becca: Keine Weltcup-Abfahrt wurde bisher aus grösserer Höhe (Startpunkt aus etwa 3.700 Metern Höhe) gestartet. Zudem führt sie durch zwei Länder: Start in der Schweiz oberhalb Zermatts, Ziel in Italien oberhalb von Breuil-Cervinia.

In der Saison 2022/23 und in der Saison 2023/24 waren je zwei Rennen für die Männer und die Frauen im Weltcup-Kalender der Fis vorgesehen. Doch weder 2022 noch 2023 kam es zur Austragung. Im Oktober und November 2022 lag zu wenig Schnee, im November 2023 zu viel.

2027 soll eine Rückkehr auf den Gornergrat erfolgen

Ein neuer Versuch, den Weltcup nach Zermatt zu bringen, soll 2027 erfolgen. Dann jedoch auf der Abfahrt am Gornergrat. Dort rasten die besten Athleten bereits vor der Einführung des Weltcups in den Jahren 1946 bis 1967 zu Tal. Die Strecke von damals soll aber massiv verkürzt werden.

"Es gibt auf der ganzen Welt nichts, was vergleichbar ist mit dem Matterhorn", schwärmt Neureuther im "Blick" von der Aussicht. "Deshalb werden die Sponsoren auch richtig viel Geld dafür bezahlen, wenn in der Umgebung dieses einzigartigen Bergs Weltcuprennen gestartet werden."

Im März ist die Schneelage sicherer

Im Gegensatz zum Plan, im November auf der Gran Becca zu fahren, sollen die Rennen auf der Gornergrat-Piste im Frühjahr ausgetragen werden, Ende März. Für Eder ergibt dies "Sinn. Man hat gegen Ende des Winters auf den Gletschern in dieser Höhenlage absolut ausreichend Schnee. Heisst: Man muss weniger Kunstschnee produzieren."

Lesen Sie auch

Eder gibt zudem zu bedenken, dass die Verletzungsgefahr sinkt: "Die Aktiven sind schon mehrere Abfahrten gefahren, sind im Rennmodus. Wir sprechen ja von einer Risikosportart." Bezüglich der "Bereitschaft der Aktiven eine neue Strecke kennenzulernen", weiss Eder, dass sie "riesig" sei. Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt aus der Schweiz bestätigte dies gegenüber dem Online-Portal "Watson": "Selbstverständlich würde ich mich sehr darüber freuen, wenn wir in Zukunft auch wieder in Zermatt fahren könnten."

Scherer: Zermatt ist ein "ikonischer Ort"

Christian Scherer, Geschäftsführer des Österreichischen Skiverbands, sagte gegenüber dem ORF, es sei "erfreulich, wenn es gelingt, ikonische Orte wie Zermatt im Weltcup-Kalender zu platzieren. Der Weltcup sollte dazu eine gute Balance zwischen weltbekannten Orten und auch Destinationen, die durch den Weltcup Bekanntheit erlangen, haben."

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.