Einst galt Jacques Lüthy als ganz nahe dran an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn. Heute leidet der ehemalige Schweizer Skirennfahrer an derselben Krankheit wie Bruce Willis.
Am 10. Januar 1983, vor gut 42 Jahren, feierte Jacques Lüthy in Adelboden einen seiner grössten Erfolge als Skirennfahrer. Nun wird bekannt: Der Westschweizer hat die Diagnose frontotemporale Demenz erhalten. Die Erkrankung betrifft die Nervenzellen im vorderen Teil des Gehirns und führt zu Sprachstörungen und anderen kognitiven Beeinträchtigungen.
Im Jahr 2021 erhielt der heute 65-Jährige die Diagnose, wie "Blick.ch" berichtet. Frontotemporale Demenz, unter der auch Schauspieler Bruce Willis leidet, ist nicht heilbar und führt zu einem fortschreitenden Abbau der Nervenzellen im Gehirn.
Bereits zwei Jahre zuvor bemerkte Lüthys Frau Anne erste Veränderungen im Verhalten ihres Mannes, wie sie im Interview mit "Blick.ch" sagt. Während eines Interviews mit Radio Fribourg fiel auf, dass Lüthy die Fragen des Journalisten ganz merkwürdig beantwortete. Da es in seiner Familie bereits einen Fall von Demenz gegeben hatte, war die Familie alarmiert. Eine neurologische Untersuchung habe die Befürchtungen schliesslich bestätigt.
Grösste Erfolge in Adelboden und bei Olympia 1980
Jacques Lüthy war bekannt für seinen unkonventionellen Stil. Sein ehemaliger Teamkollege Peter Aellig erinnert sich im Gespräch mit "Blick.ch" daran, wie Lüthy im Training oft schneller war als alle anderen, selbst ohne die Schnallen seiner Skischuhe zu schliessen. Auch Dani Mahrer, Kitzbühel-Sieger von 1989, beschreibt Lüthys unbeschwerten Lebensstil und erinnert sich an einen Vorfall in Whistler Mountain, bei dem Lüthy als Kettenraucher auffiel.
Sportlich besonders denkwürdig war sein Erfolg im Riesenslalom am Chuenisbärgli, wo er hinter den Oberwallisern Pirmin Zurbriggen und Max Julen den dritten Rang belegte. Es war bis heute der einzige Dreifachsieg der Schweizer Männer bei einem Weltcup-Riesenslalom.
Lüthys grösster Erfolg war wohl eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid, hinter dem Schweden Ingemar Stenmark und dem US-Amerikaner Phil Mahre. Neben Bronze im Slalom holte er bei Olympia in Lake Placid einen fünften Platz im Riesenslalom. In seiner aktiven Zeit im Weltcup erreichte Lüthy insgesamt zehn Podestplätze, davon acht im Riesenslalom und zwei im Slalom.
Auf Ski fährt Jacques Lüthy seiner Frau immer noch davon
Trotz der Diagnose hat Jacques Lüthy seine positive Einstellung nicht verloren. Er geniesst nach Aussage seiner Frau Anne Spaziergänge und verbringt viel Zeit mit seinen Enkelkindern. "Er hat die Lebensfreude nicht verloren", sagt sie. Obwohl er im Alltag auf Unterstützung angewiesen sei, erinnere er sich noch gut an seine sportlichen Erfolge und betrachte gerne alte Fotos und Zeitungsartikel.
Sie und ihr Mann versuchten, jeden Tag zu geniessen und sich nicht zu viele Gedanken über die Zukunft zu machen, sagt Anne Lüthy. Sie gehen demnach immer noch oft zusammen Skifahren, wobei Jacques immer noch so schnell fahre, dass sie Mühe habe, ihm zu folgen. "In einem grossen Skigebiet würde ich ihn wohl ziemlich schnell aus den Augen verlieren", schildert sie lachend. (bearbeitet von ank)
Verwendete Quelle
- Blick.ch: Demenz-Drama um Schweizer Ski-Held
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