Die Ski-Weltmeisterschaft ist vorbei, die Schweiz zieht Bilanz: Neben dem historischen Ritt von Patrick Küng bleibt aber nicht viel Positives haften. Die Schweiz hat Nachholbedarf - ganz besonders in den technischen Disziplinen.

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Die 43. Alpine Ski-Weltmeisterschaft ist zu Ende, für den finalen Showdown hatten sich die Titelkämpfe mit dem Slalom der Herren ein besonderes Highlight reserviert. Der Thriller auf der "Birds of Prey" war ein galanter Schlusspunkt einer hochklassige WM - die aus Schweizer Sicht aber nicht optimal verlaufen ist.

Der Triumph von Patrick Küng in der Herren-Abfahrt war der ebenso grosse wie unerwartete Höhepunkt für Swiss Ski. King Küng hat die Schweiz vor der Blamage bewahrt, so hart muss man das wohl nach elf Entscheidungen sagen. Küngs kühne Fahrt blieb die einzige Goldmedaille für den Schweizer Ski-Verband, als Dreingabe die Bronzemedaille für Beat Feuz.
Küng ist der erste Schweizer seit Bruno Kernen vor 18 Jahren, dem ein Sieg bei der Abfahrt gelang. Sein wilder Ritt und die anschliessende Feier ausgerechnet im Österreicher-Haus werden auch in ein paar Jahren noch im Gedächtnis bleiben. Das historische Ereignis darf aber nicht auf die deutlich längere Liste an Enttäuschungen hinwegtäuschen. Besonders die Damen erwischten zwei schwache Wochen in Vail/Beaver Creek.

Lara Gut enttäuscht

Lara Gut, mit Goldhoffnungen in den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G und zumindest mit Ambitionen in der Kombination gestartet, gewann am Ende "nur" Bronze in der Abfahrt - gegen die übermächtigen Anna Fenninger (Österreich) und Tina Maze (Slowenien) war kein Kraut gewachsen. "Jeder wusste, ich hier schnell sein kann ich auch. Aber ich habe nicht alle meine Chancen genutzt", war Gut am Ende der Spiele auch merklich geknickt.

Gut hat zwar bei ihrer fünften Teilnahme an einer Grossveranstaltung zum vierten Mal mindestens eine Medaille gewonnen - der ganz grosse Wurf mit einer Goldenen blieb ihr aber erneut verwehrt. "Ausser bei der WM in Garmisch habe ich immer eine Medaille gewonnen. Darauf kann ich immerhin aufbauen", fand die Enttäuschte einen positiven Aspekt.

Guts insgesamt magere Bilanz passte sich der Teamwettbewerb förmlich an. Das Schweizer Team fuhr ordentlich, hatte im Halbfinale gegen Österreich Pech und landete am Ende auf dem undankbaren vierten Platz. Hier wäre - ähnlich wie bei Gut - deutlich mehr drin gewesen.

Kein Schweizer in den Top Ten

Von den anderen Schweizer Fahrerinnen und Fahrern erwartete man im Vorfeld keine Wunderdinge. Die erste Woche mit gleich dreimal Edelmetall war alles in allem zufriedenstellend. Dass aber in der zweiten Woche in den Technik-Disziplinen fast gar nichts mehr ging, wird Anlass zu Kritik geben.

Kein einziger Schweizer schaffte es in je einem Riesenslalom und einem Slalom unter die Top Ten, Carlo Jankas elfter Platz im Riesenslalom der Herren war noch das Höchste der Gefühle. Hier hat die Schweiz den Anschluss an die Spitze verpasst - keine ganz neue Erkenntnis, die bei dieser WM einmal mehr mit Nachdruck bestätigt wurde.

Die jungen Wilden machen Hoffnung

Platz vier im Medaillenspiegel (zusammen mit Frankreich) ist akzeptabel. Lediglich drei der insgesamt 33 möglichen Medaillen gewonnen zu haben, ist aber zu wenig. Küngs Abfahrtssieg überstrahlt einiges, darf aber nicht blind machen für einige bedenkliche Entwicklungen. Abseits der Medaillen und der überragenden Herren-Abfahrt mit vier Schweizern unter den ersten Elf gab es in den Einzelwettbewerben zwei sechste und drei siebte Plätze. Das ist für eine stolze Ski-Nation lausig.

Die freche WM-Debütantin Charlotte Chable (20) mit Rang 15 im Slalom und Justin Murisier (23), der sich nach seinem Kreuzbandriss mit dem 13. Platz im Slalom zurückgemeldet hat, machen ein wenig Hoffnung für die Zukunft. Der Rest durfte in den USA hoffentlich lehrreiche Erfahrungen sammeln - und damit 2017 erneut angreifen. Dann findet die Weltmeisterschaft zu Hause statt. Mit lediglich drei Medaillen werden sich die Fans in St. Moritz aber sicher nicht begnügen.

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