Platz drei im Super-G von Saalbach-Hinterglemm ist für Thomas Dressen beinahe noch höher einzuschätzen als sein Abfahrtserfolg vom Tag zuvor. Das hat mit dem Wetter zu tun - und mit seinem Mittagssnack.

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Seinen Abfahrtssieg konnte Thomas Dressen selbst kaum fassen - beim Super-G nun trauten vor allem Teamkollegen und Rivalen ihren Augen nicht.

Der beste deutsche Skirennfahrer ist in Saalbach-Hinterglemm ein zweites Mal über sich hinausgewachsen und hat mit Platz drei den bedenklichen Bedingungen getrotzt.

Thomas Dressen: "Bin brutal happy"

Auf einer höchst fragilen Piste, auf der eigentlich nur die ersten wenigen Starter Chancen hatten, raste Dressen mit Startnummer 19 und all seinem Gefühl doch noch auf das Podest. "Ich muss sagen, ich bin brutal happy heute", erzählte das Speed-Ass aus Mittenwald.

Während die meisten Rennfahrer im Salzburger Skigebiet schimpften und sich über die Pistenbedingungen aufregten, konnte Dressen scherzen. "Vor dem Rennen hab ich einen schönen Kaiserschmarrn gegessen, weil ich so Hunger gehabt habe", berichtete er über die lange Wartezeit bis zum Start. "Vielleicht hat mich das zusätzliche Gewicht nach unten gedrückt."

Rennstart mit zwei Stunden Verspätung

Die Veranstalter hatten den Super-G insgesamt um zwei Stunden nach hinten geschoben, weil es in Saalbach am Vormittag schneite und der Wind blies. Viele gingen von einer Absage aus.

Dann aber wurde doch gefahren. Schnellster war Aleksander Aamodt Kilde, der mit seinem ersten Saisonsieg auch die Führung in der Weltcup-Gesamtwertung sowie im Super-G-Ranking übernahm.

Hinter Mauro Caviezel aus der Schweiz (+0,15 Sekunden) wurde Dressen Dritter (+0,31 Sekunden) und setzte nach seinem Abfahrtssieg am Donnerstag noch einen drauf.

Damit hatte zu diesem Zeitpunkt kaum noch jemand gerechnet. Denn die teils extrem aufgeweichte Piste bremste fast alle Fahrer. Dann aber kam Dressen.

Gastgeber Österreich geht abermals leer aus

Im Ziel schnaufte der auf Rang vier verdrängte Österreicher Christian Walder frustriert aus und schüttelte den Kopf. Nach der Pleite in der Abfahrt verpasste die Gastgeber-Nation auch diesmal das Podium. Und schuld daran war Überflieger Dressen.

"Das war mit Abstand das Beste, was man mit dieser Nummer fahren konnte", sagte Dressens Dauerrivale und Ex-Weltmeister Beat Feuz aus der Schweiz. "Der Thomas ist momentan wie im Rausch", sagte Andreas Sander und lobte die "Wahnsinnsleistung" seines DSV-Teamkollegen.

Neben der Hochachtung für seinen pfeilschnellen Landsmann und der Freude über Platz sieben - seinem besten Resultat dieses Winters - herrschte bei Sander aber Ärger vor.

Andreas Sander schimpft über "unfaire" Verhältnisse

Der Routinier übte Kritik an dem Super-G, der nicht hätte gestartet werden dürfen. "Für mich war die Piste nicht Weltcup-würdig", schimpfte er. "Ein unfaires Rennen will keiner haben. Es ist fragwürdig, dass gestartet wurde."

Wegen der Niederschläge dieser Woche und der warmen Temperaturen war es den Veranstaltern nicht gelungen, eine gleichmässige Piste zu präparieren. Neben der Ideallinie lag viel weicher Schnee, der die Fahrer bremste - und sogar gefährlich war. "Wir Skifahrer sagen immer Haxenbrecher-Schnee dazu", berichtete Dressen und meinte: "Man kann darüber streiten, ob es regulär war."

Er selbst hatte eine solche Situation im Herbst 2018 erlebt, als er in Beaver Creek im weichen Schnee zu Sturz kam und sich das Kreuzband riss. Trotz vieler Ausfälle blieben schwere Blessuren diesmal aus - was Dressen umso mehr freute. "Und heute Abend werden wir mal richtig feiern", ergänzte er. (dpa/hau)  © dpa

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