Ryoyu Kobayashi fliegt in einem eigens abgesperrten Skigebiet auf einer provisorisch errichteten Flugschanze zu einem unglaublichen Weltrekord. Der aber wird nicht offiziell anerkannt.

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Die Weitenjagd im Skispringen nimmt groteske Formen an: Der Japaner Ryoyu Kobayashi ist auf einer provisorischen Schanze in Island auf unglaubliche 291 Meter und damit fast 40 Meter über den offiziellen Weltrekord geflogen. Das meldete zunächst das polnische Portal "skijumping.pl".

Ski-Weltverband Fis bestätigte Kobayashis Leistung. Als Weltrekord wird die sensationelle Weite aufgrund der irregulären Bedingungen allerdings nicht gewertet

Red Bull liess einen "Monsterbakken" errichten

Nach Angaben des öffentlich-rechtlichen isländischen Senders RUV hatte ein Sponsor im Skigebiet Hlidarfjall einen "Monsterbakken" mit enorm langem Anlauf in einen Hang gebaut. Das Skigebiet wurde demnach für die Rekordjagd vorübergehend geschlossen. Für den Bau der Schanze soll nach Angaben des Senders RUV der Kobayashi-Hauptsponsor Red Bull einen Vertrag mit der Stadt Akureyri unterzeichnet haben. Der Energydrink-Konzern soll das Ganze mit mehreren Drohnen und Kameras begleiten.

Der 27-Jährige soll dort zwei Tage lang geflogen und zunächst nach 259 und 282 Metern gelandet sein. Nur TV-Teams hatten Zugang.

Rätsel um Video

Auf einem am 24. April von RUV veröffentlichten Video ist zu sehen, wie Kobayashi nach einem Flug ein Schild mit der Aufschrift "291 m, Weltrekord" in die Luft hält. Allerdings war das Video mehrfach geschnitten. Ob es authentisch ist, blieb zunächst unklar. Die wackligen Video-Bilder zeigen aus grosser Distanz, wie ein Athlet von der auf einem Berg errichteten Anlage weit in den Auslauf fliegt. Bei X schrieb der dreimalige Gewinner der Vierschanzentournee am 24. April nur: "Meine Saison ist endlich beendet."

Der weiterhin gültige Weltrekord des Österreichers Stefan Kraft liegt bei 253,5 Metern, aufgestellt 2017 im norwegischen Vikersund. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Pläne gegeben, temporäre Schanzen für 300-Meter-Flüge zu bauen, die aber stets verworfen wurden. Die 300 Meter waren offenbar auch auf Island das Ziel, wurden aber verfehlt.

Weltrekordversuche gelten üblicherweise nur in Weltcup-Wettbewerben. Entsprechend skeptisch reagierte die Fis auf den Flug und bemängelte nicht nur die fehlenden Wettkampfbedingungen. Es habe an den geforderten Sicherheitsstandards gefehlt. Der Flug sei insofern nicht unter den geltenden Fis-Regeln erfolgt.

Nur noch vier Flugschanzen sind weltweit in Benutzung

Nach der Stilllegung der Fluganlage von Harrachov gibt es weltweit nur noch vier Skiflugschanzen, auf denen im Weltcup geflogen wird: Neben Vikersund sind dies Planica in Slowenien, Bad Mitterndorf in Österreich sowie das bayerische Oberstdorf. Trainiert wird auf diesen Schanzen nicht.

Der ehemalige Weltklasse-Skispringer Martin Schmitt hält es grundsätzlich für möglich, die bisherigen Bestmarken noch deutlich zu überbieten. "Man könnte eine Flugschanze bauen, die Richtung 270 oder 280 Meter geht. Das ist aber eher Zukunftsmusik. Man müsste keine neue Anlage bauen, aber es wären gewisse Erdarbeiten an den bestehenden Anlagen notwendig", hatte Schmitt noch im März erläutert. (sid/hau)

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