Robert Johansson wurde im Zuge des Anzugskandals von der Fis suspendiert – obwohl an seinem Anzug keine Manipulation entdeckt werden konnte. Lange hat der Norweger geschwiegen, doch nun erhebt er schwere Vorwürfe gegen den Weltverband.

Mehr News zum Thema Wintersport

Den Moment, in dem man ihm seine Suspendierung mitteilte, wird Robert Johansson wohl so schnell nicht vergessen. "Am besten kann man es so beschreiben, dass es sich anfühlt, als ob ich im Nichts schweben würde. Ich habe keinen gar Halt gehabt", erzählt er der norwegischen Zeitung "Gudbrandsdalen Dagningen".

Er habe eine Mitfahrgelegenheit zum Bahnhof Asker bekommen und den Zug nach Hause nach Lillehammer genommen. "Ich habe nichts verstanden."

Johansson nach Anzugskandal zu Unrecht suspendiert?

Kurz zuvor hatte der norwegische Skiverband bei der Skisprung-WM in Oslo zugegeben, Anzüge seiner Springer manipuliert zu haben. Konkret waren davon Robert Johanssons Kollegen Marius Lindvik und Johann André Forfang betroffen. Bei Johanssons Anzug konnte jedoch dem Vernehmen nach keine Manipulation festgestellt werden.

Warum Johansson trotzdem suspendiert wurde, versucht er nun mit einem Anwaltteam herauszufinden. Unmittelbar nach seiner Suspendierung hatte er geschwiegen. "Ich wusste nichts, also hatte ich nichts zu sagen", erklärt er gegenüber "GD" – doch im Hintergrund beriet er sich bereits mit Anwälten.

Er habe versucht, die Entscheidung zu verstehen, doch ihm sei klar geworden, dass er Unterstützung brauche. Seine Anwälte sind sich bald einig, dass auch sie keinen fundierten Grund für Johanssons Suspendierung sehen. "Die Fis verfügt über ein umfassendes Regelwerk zur Behandlung solcher Fälle. Sie haben alle Anforderungen übersprungen. Um eine vorübergehende Suspendierung zu beantragen, muss zunächst eine formelle Anklage vorliegen. Es gehe darum, die gesetzlichen Rechte der Sportler zu wahren", erklärt Anwalt Thomas Flo Haugaard gegenüber "GD". Dieses Regelwerk sehen die Anwälte nicht eingehalten.

Johansson suspendiert, "weil er Norweger ist"

"Wir haben das Gefühl, dass Robert suspendiert wurde, weil er Norweger ist", sagt Haugaards Anwaltskollege Nicolai Løland Dolva.

Die Fis begründet die Suspendierung mit einem ausreichenden Verdacht, doch Johanssons Anwälte sind der Überzeugung, es müsse eine konkrete Anklage geben. Der schwerwiegende Vorwurf an die Fis: "Sie spielen mit Karrieren", wie Dolva erklärt.

Johansson hatte Einspruch gegen die Sperre eingelegt, diese wurde jedoch erst nach dem letzten Weltcupspringen in Planica aufgehoben. Insgesamt sieben Springen gingen Johansson so durch die Lappen – auch ein schwerer finanzieller Verlust.

Für die Zukunft will der Norweger dieses Kapitel einfach nur hinter sich bringen. "Ich hoffe, die Fis erkennt, dass das dumm war. Das wünsche ich niemandem."