Nach dem "Koningsdag", in dessen Rahmen Willem-Alexander seinen 56. Geburtstag feierte, steht am Sonntag das zehnjährige Thronjubiläum des niederländischen Königs auf dem Programm. Unsere Redaktion hat den RTL-Adelsexperten Michael Begasse um ein Zwischenfazit und persönliche Einblicke in die Welt der Oranje-Royals gebeten.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Dennis Ebbecke sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

"Mein Name ist Willem-Alexander, ich lebe schon seit 45 Jahren mit diesem Namen. Und ich würde es seltsam finden, wenn ich ihn jetzt ablegen müsste, nur weil ich König werde. Ausserdem bin ich doch keine Nummer: Wilhelm IV?!" Mit diesem Statement, ausgesprochen in einem TV-Interview im April 2013, gelang es dem Sohn der damaligen Königin Beatrix, die Herzen vieler Niederländerinnen und Niederländer für sich zu gewinnen – wenige Wochen vor seiner Inthronisierung. Der ursprünglich für ihn vorgesehene, herrschaftliche Titel war für den in Utrecht geborenen Royal von vornherein keine Option.

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Ein königliches Paar zum Anfassen

Inzwischen lebt der heutige König Willem-Alexander 56 Jahre mit diesem Namen. Am Donnerstag feierte er am sogenannten "Koningsdag" Geburtstag, ehe drei Tage später, an diesem Sonntag, sein zehnjähriges Thronjubiläum ansteht. "Willem-Alexander ist auch keine Nummer, denn er ist einzigartig und nach 123 Jahren der erste Mann auf dem niederländischen Thron", hält Michael Begasse im Gespräch mit unserer Redaktion aus gegebenem Anlass fest. Der RTL-Adelsexperte ist mit dem König und Königin Máxima bereits mehrmals in Berührung gekommen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, "mit Händedruck und Smalltalk", wie er berichtet.

Willem-Alexander machte die royale "Next Generation" salonfähig

Auch bei der Krönung am 30. April 2013 in Amsterdam war Begasse vor Ort und habe damals die Freude darüber gespürt, dass das Haus Oranien-Nassau mit Willem-Alexander und Máxima in eine moderne Zukunft starte. "Wir dürfen nicht vergessen: Er ist heute noch der zweitjüngste König Europas, denn nur Felipe von Spanien ist mit 55 Jahren noch einen Tick jünger", gibt er zu bedenken.

Doch Willem-Alexander war derjenige, der die royale "Next Generation" überhaupt erst salonfähig machte in einer Zeit, in der die grossen europäischen Königshäuser in der Regel noch von der alten Garde regiert wurden. Um nur einige zu nennen: Margrethe von Dänemark oder Harald von Norwegen, die nach wie vor in Amt und Würden sind, oder die verstorbene britische Queen Elizabeth II. sowie Juan Carlos, der Vorgänger Felipes. Insofern scheint es nicht vermessen, Willem-Alexander als Vorreiter zu bezeichnen.

Mit kleinen Abstrichen: Adelsexperte zieht positives Zwischenfazit

Lässt man die ersten zehn Jahre von König Willem-Alexander Revue passieren, erscheint viel Licht, aber auch etwas Schatten am royalen Firmament. Aus Sicht von Begasse aber überwiegen die positiven Momente: "Für mich fällt die Zwischenbilanz mit kleinen Abstrichen sehr gut aus. Mit Abstrichen meine ich vor allem das Fettnäpfchen, in das Willem-Alexander während der Corona-Zeit hineingetreten ist. Dass er damals mit seiner Familie während des Lockdowns ins Ferienhaus nach Griechenland flog, war schlichtweg dumm. Daraus – und das spricht wiederum klar für ihn – hat er aber nie einen Hehl gemacht."

Der niederländische König habe zum einen seinen Urlaub in Folge der Kritik sofort abgebrochen und sich zum anderen vor laufenden Kameras mit seiner Frau an seiner Seite für diesen Fehler aufrichtig entschuldigt. "Die Leute haben erkannt, dass das keine PR war, sie haben ihm geglaubt und ihm seine öffentliche Entschuldigung hoch angerechnet", erklärt Begasse.

"Koningsdag" in Rotterdam: ein "Triumphzug der guten Laune"

Der "Koningsdag" am vergangenen Donnerstag – ein Nationalfeiertag zum Geburtstag des Königs, der jedes Jahr in einer anderen Stadt begangen wird – bestätigte diesen Eindruck. Bei fantastischem Wetter wurde die königliche Familie in Rotterdam in Anwesenheit von Willem-Alexander, Máxima und zwei ihrer drei Töchter auf Händen getragen. Kronprinzessin Catharina-Amalia (19) und Ariane (16) begleiteten ihre Eltern, die mittlere Tochter Alexia (17) fehlte, da sie derzeit in einem Internat lebt. "Zu den ersten Amtshandlungen des heutigen Königs vor einem Jahrzehnt gehörte übrigens, dass der 'Koninginnedag' in den 'Koningsdag' umbenannt und die Anrede Majestät abgeschafft wurde", erinnert sich der Adelsexperte und verweist auf den bodenständigen "Ich bin einer von euch"-Gedanken, den Willem-Alexander damit zum Ausdruck bringen wollte. Diesem Credo ist der 56-jährige, volksnahe Monarch bis heute treu geblieben.

Der "Triumphzug der guten Laune", wie Begasse den "Koningsdag" vor wenigen Tagen bezeichnet, dient als Beleg, dass viele Landsleute seinen Weg mitgehen – auch wenn niederländische Medien seit der Pandemie von sinkenden Umfragewerten berichten. Aus einer kürzlich von dem Institut "Ipsos" in Auftrag gegebene Befragung geht hervor, dass noch 46 Prozent "sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen" in ihren König haben – vor zehn Jahren lag dieser Wert noch bei 74 Prozent. Hierbei sollten allerdings auch weitere Faktoren berücksichtigt werden, die mit der Person Willem-Alexander ursächlich nicht viel zu tun haben. Der Zeitpunkt spielt eine gewichtige Rolle. Alle europäischen Monarchien müssen sich in den aktuell schwierigen Zeiten neu aufstellen und beweisen. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und den Ukraine-Krieg sind bei Umfragen im direkten zeitlichen Umfeld von royalen Jubiläumsfeierlichkeiten wohl kaum Begeisterungsstürme zu erwarten.

Wie Máxima "Prins Pilsje" zu einem gestandenen König formte

Entscheidend ist demnach die grundsätzliche Ausrichtung eines Königshauses. Was das angeht, hat das Haus Oranien-Nassau bereits vor zehn Jahren die richtigen Weichen gestellt. Einen grossen Anteil daran hat laut Begasse Königin Máxima: "Sie hat die Modernität in dieses Königshaus gebraucht – als Argentinierin mit einem ganz tollen Rhythmus und einer wunderbaren Aura. Mit ihrer Kraft und Ausstrahlung hat sie aus dem ehemals wilden 'Prins Pilsje' einen gestandenen König gemacht."

Angesprochen auf die 51-Jährige gerät der Adelsexperte sogar ins Schwärmen. "Sie hat sehr viel Stil sowie einen Sinn für Farben. Und wenn ich Fotos von Máxima sehe, höre ich ihr herzhaftes Lachen. Ihre Bilder – und das ist eine Seltenheit – haben aus meiner Sicht einen Ton", sagt er und outet sich: "Margrethe von Dänemark ist die coolste Königin, aber meine Lieblingskönigin ist Máxima."

"Ich sehe mich als CEO des Unternehmens Niederlande"

Die vielleicht grösste Stärke des niederländischen Königspaares: Willem-Alexander und Máxima treten als Team auf. "Als Doppelpack sind die beiden unschlagbar", findet der Adelsexperte. Das ist eine gute Voraussetzung, um das Volk langfristig mitzuziehen. Hinzu kommt, dass der König eine genaue Vorstellung davon hat, wie eine Monarchie aufgestellt sein muss, um als zeitgemäss wahrgenommen zu werden.

Begasse erinnert in diesem Zusammenhang an ein Gespräch, das er einmal mit dem König geführt hat. "Ich habe ihn gefragt: Wie sehen Sie Ihre zukünftige Rolle? Darauf bekam ich die Antwort: 'Ich sehe mich als CEO des Unternehmens Niederlande.'" In dieser Funktion besucht der holländische Regent auch das Nachbarland Deutschland regelmässig, laut Begasse mindestens zweimal im Jahr. "Wir sind der grösste Handelspartner. Willem-Alexander weiss das – und er trägt die Technologie, in der die Niederlande zu den Vorreitern gehört, die Modernität und die Weltoffenheit als CEO in die Welt hinaus."

Der König und die starken Frauen an seiner Seite

Diesen Weg wird Willem-Alexander auch über sein zehnjähriges Thronjubiläum hinaus weitergehen – mit seinen fünf starken Frauen an seiner Seite. Begasse ordnet die Familienkonstellation ein: "Seine Mutter und Vorgängerin, die heutige Prinzessin Beatrix, hat die Krone in gut vorbereitete Hände gegeben und dementsprechend alles richtig gemacht. Sie lebt mit ihren 85 Jahren ein wunderbares Leben als Rentnerin, ist nach wie vor sehr aktiv und sportlich. Kronprinzessin Catharina-Amalia meistert ihr schweres Leben mit ihren erst 19 Jahren ganz hervorragend. Wir dürfen nicht vergessen, dass sie in der Pubertät mit Mobbing und Hate-Kommentaren zu tun hatte und sich zuletzt wiederholt Morddrohungen durch die Mafia ausgesetzt sah. Auch weil sie mit ihrer Mutter und ihrer Grossmutter zwei starke Frauen, Vorbilder und Freundinnen an ihrer Seite hat, ist sie daran nicht zerbrochen."

Krönung in London: Holland-Quartett auf Charles' Gästeliste

Eines Tages wird Catharina-Amalia das Oranje-Zepter übernehmen und den "Koninginnedag" in ihrem Heimatland neu aufleben lassen – so wie einst unter "Kriegskönigin" Wilhelmina (regierte von 1890 bis 1948), Königin Juliana (1948-1980), die sich gerne als "die einfache Frau" bezeichnet hatte, und Königin Beatrix (1980-2013), ihrer Oma.

Bis dahin hat der Mann, der keine Nummer ist, noch ausreichend Zeit, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. In naher Zukunft wird Willem-Alexander mit seiner Ehefrau Máxima, seiner Mutter Beatrix und seiner Tochter Catharina-Amalia nach London reisen, um der Krönung von König Charles III. in London am 6. Mai beizuwohnen – so wie der damalige Prinz Charles vor genau zehn Jahren als Abgesandter der Queen bei Willem-Alexanders Inthronisierung dabei war.

"Bei den Feierlichkeiten nächste Woche in der englischen Hauptstadt wird es im Übrigen auch zu einem Stelldichein der künftigen Monarchinnen kommen. Schliesslich trifft Kronprinzessin Catharina-Amalia unter anderem auf Kronprinzessin Victoria von Schweden und Kronprinzessin Elisabeth von Belgien", ordnet Begasse ein und schliesst damit den Kreis zu den vielen starken Frauen, denen die royale Zukunft gehört.

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