"Die Königin ist tot, lang lebe der König." Für die Royal Family und Menschen in aller Welt hat eine neue Zeitrechnung begonnen. RTL-Adelsexperte Michael Begasse analysiert die formellen und menschlichen Aspekte rund um den Tod der Queen.
"Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, von der
Queen Elizabeth II. erlebte 15 Premiers, 14 US-Präsidenten und sieben Päpste
Noch im Juni hatte die Monarchin ihr 70. Thronjubiläum gefeiert, das sogenannte "Platinum Jubilee". In ihrer Regentschaft waren ihr 14 US-Präsidenten, sieben Päpste und 15 Premierminister und Premierministerinnen begegnet.
Noch zwei Tage vor ihrem Tod hatte es sich die 96-Jährige nicht nehmen lassen,
Begasse: Das waren die ersten Indizien für den bevorstehenden Tod der Queen
Bereits an diesem Dienstag beschlich Begasse ein Gefühl, das ihm mit Blick auf die Queen zum ersten Mal ernsthafte Sorgen bereitete, wie er uns berichtet: "Ich habe das Foto zur Vereidigung von Liz Truss gesehen und mir sind sofort die Hände aufgefallen. Die Finger der Königin waren komplett weiss."
Der Adelsexperte kontaktierte daraufhin einen Arzt, dessen Ferndiagnose darauf abzielte, dass die Queen zu diesem Zeitpunkt vermutlich blutverdünnende Mittel bekam. Ein weiteres Indiz dafür, dass es ernst werden könnte: "Es war kein Kamerateam dabei, nur ein Fotograf, der drei Fotos schoss. Man wollte möglichst kleines Besteck auffahren."
Zwei Tage später sollten sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Den 8. September beschreibt Begasse rückblickend als einen "sehr seltsamen Tag", weil sich die offizielle Meldung zum Gesundheitszustand der Queen erstmals nicht auf Mobilitätsprobleme bezog, sondern allgemein gehalten war. "Zum ersten Mal waren die Ärzte besorgt ("concerned"). Spätestens als dann die Familienmitglieder zusammengetrommelt wurden, war für mich klar, dass die Queen im Sterben liegt", erklärt der royale Experte, der mit den Vorgängen des Palastes bestens vertraut ist.
"Die Queen war eine Friedenskönigin"
Auch wenn ihre beiden Enkel William und Harry den Landsitz in Balmoral in Schottland zu spät erreichten, um sich noch persönlich von ihrer Grossmutter zu verabschieden, sei es für Begasse sehr schön zu wissen, dass die Queen im Kreise ihrer Familie eingeschlafen ist – und zwar friedlich. "Genau das hat sie meiner Meinung nach auch verdient. Schliesslich war die Queen eine Friedenskönigin."
Die Königin ist tot, lang lebe der König!
Sie war eine Friedenskönigin. Da ist sie wieder, die Vergangenheitsform, an die sich nicht nur Begasse erst einmal gewöhnen muss. "Und dennoch gilt jetzt der alte Spruch, der in diesem Moment brutal klingen mag: Die Königin ist tot, lang lebe der König", macht der Adelsexperte deutlich.
Der einst zum ewigen Thronfolger abgestempelte älteste Sohn der Queen geht als König
Neben diesen Formalien sollte auch die menschliche Komponente nicht ausser Acht gelassen werden, wie Begasse herausstellt: "Wir dürfen nicht vergessen: Es trauert nicht nur ein König um seine Vorgängerin, sondern auch ein Sohn um seine Mama. Egal wie alt man ist, bleibt man doch immer ein Kind. Dass Charles' Mutter mit 96 Jahren nicht aus dem Leben gerissen wurde, lässt den Schmerz keinesfalls kleiner werden. Auch nicht bei Prinzessin Anne, die ihrer Mutter sehr nahe stand."
Untermauert wird diese Einschätzung des Experten durch das erste Statement von Charles, das über die sozialen Medien verbreitet wurde. "Der Tod meiner geliebten Mutter, Ihrer Majestät, der Königin, ist für mich und alle Mitglieder meiner Familie ein Moment der grössten Trauer. Wir trauern zutiefst über das Ableben einer geschätzten Herrscherin und einer sehr geliebten Mutter."
"Queen Consort" Camilla: ein Verdienst von Elizabeth II.
Der neue König von Grossbritannien hat mit der ehemaligen Herzogin Camilla, die nun zur "Queen Consort" aufgestiegen ist, in dieser schwierigen Zeit einen Fels in der Brandung an seiner Seite.
"Sie wird ihrem Ehemann dabei helfen, die Trauer zu überstehen", ist sich Begasse sicher, der zudem "die grossartige Verfügung der Königin" lobt, dass
Das 10-Tage-Programm: So geht es jetzt weiter
Es ist nicht die einzige Weiche, die die Queen höchstpersönlich vor ihrem Tod stellen konnte. Auch an der berühmten "Operation London Bridge", die mit dem Todestag der Queen (als D-Day bezeichnet) in Kraft getreten ist, schrieb die verstorbene Regentin selbst mit.
Laut Begasse wird zunächst vor allem der neue König stark gefordert sein: "Die nächsten beiden Tage wird Charles damit verbringen, sich als neuer König in den vier Landesteilen vorzustellen – also in England, Schottland, Wales und Nordirland. An Tag neun reisen die Staatsgäste an.
Bereits davor wird der Sarg von Balmoral nach London gebracht. Es wird eine öffentliche Aufbahrung geben, damit die Untertanen von ihrer Jahrhundertkönigin Abschied nehmen können. Für den finalen zehnten Tag ist dann der Trauergottesdienst und die Beisetzung in der St. George’s Chapel in Windsor angesetzt."
Vieles war weit im Vorfeld geplant, eines jedoch nicht: Der Regenbogen, der zum Zeitpunkt der offiziellen Verkündung des Todes der Jahrhundertkönigin über der englischen Hauptstadt erstrahlte, war magisch und würdevoll zugleich – ein Geschenk des Himmels. London Bridge is down.
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