2019 ist kein gutes Jahr für die britischen Royals. Der Missbrauchsskandal um Prinz Andrew hat das Königshaus schwer erschüttert. Doch er ist bei weitem nicht das einzige Problem, mit dem die britische Monarchie derzeit zu kämpfen hat.
Die Rolle
"Die Monarchie macht sehr schwierige Zeiten durch", sagte Royal-Expertin und Autorin Penny Junor. Andrew habe mit seinem Rückzug von seinen royalen Verpflichtungen zwar noch Schlimmeres verhindert. Das Resümee der Expertin mit Blick auf das Königshaus ist dennoch vernichtend: "Es war ein katastrophales Jahr."
Prinz Andrew gerät immer tiefer in den Strudel des Skandals um den toten US-Multimillionär. Epstein soll Dutzende minderjährige Frauen missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben.
Er nahm sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das Leben - nun wird nach möglichen Komplizen gesucht und Prinz Andrew steht im Fokus der Medien. Er war viele Jahre lang mit Epstein befreundet.
Interview wird zur PR-Katastrophe
Mit einem BBC-Interview wollte der Royal sich wieder in ein besseres Licht rücken - doch das ging schief. Der 59-Jährige redete sich um Kopf und Kragen; Experten sprachen von einer "PR-Katastrophe".
Vorwürfe einer US-Amerikanerin, dass sie von Epstein mehrmals zum Sex mit Andrew gezwungen worden sei, konnte der Prinz nicht entkräften.
Königin Elizabeth II. (93) hatte von dem Interview des Prinzen gewusst, wie der Buckingham-Palast einräumte. Wie desaströs es für Andrew enden würde, konnte die Monarchin aber wohl nicht ahnen. "Ich gehe davon aus, dass die Queen entsetzt ist, sagte Royal-Autorin Junor im Gespräch mit der britischen Nachrichtenagentur PA.
Prinz Andrew ist nicht das einzige Problem
Andrew soll der Lieblingssohn der Queen sein, ist aber nicht ihr einziges Sorgenkind. Prinz Harry (35), der als ihr Lieblingsenkel gilt, und seine Frau Meghan (38) sondern sich angeblich immer mehr vom Königshaus ab.
Sie pochen demnach auf ihre Privatsphäre und halten insbesondere zu Prinz William und Kate (beide 37) Abstand. Das erste Weihnachtsfest mit ihrem Baby Archie werden sie nicht gemeinsam mit der Monarchin feiern.
Sorgen bereiten dürfte der Queen auch ihr Ehemann: Der 98-jährige
Nur wenige Tage später wurde Philip wieder am Steuer eines Geländewagens gesichtet - nicht angeschnallt. Erst nach öffentlichem Druck gab er schliesslich den Führerschein ab.
Das schwierigste Jahr seit 1992 für die Royals
Auch das zermürbende Ringen um den Brexit hat seine Spuren am Königshaus hinterlassen. Als die Queen im September auf Empfehlung von Premier Boris Johnson das Parlament in eine Zwangspause schickte, wurde diese Entscheidung vom Obersten Gericht gekippt.
In Grossbritannien ist es die Regel, dass sich die Monarchin nicht direkt in die politischen Geschäfte einmischt. Dennoch wird der Beschluss des Gerichts von einigen als Demütigung für die Königin gewertet.
Die Royals haben schon bessere Zeiten gesehen. Die Ereignisse jetzt seien aber nicht mit dem dem Schreckensjahr 1992 zu vergleichen, betonte die Sozialhistorikerin Judith Rowbotham von der Universität Plymouth.
Damals liessen sich drei der vier Kinder der Queen scheiden oder trennten sich von ihren Partnern: Prinzessin Anne und Mark Phillips, Prinz Andrew und "Fergie" sowie
Dianas Tod brachte die Modernisierung des Königshauses
Damals wie heute bewahrte die Queen ihre Haltung: eine "stiff upper lip", eine steife Oberlippe, wie man in Grossbritannien sagt. Dass Sohn Andrew seine royalen Aufgaben ruhen lässt, verkündete der Buckingham-Palast an ihrem 72. Hochzeitstag mit Prinz Philip.
Nur einmal nahmen die Briten der Queen ihr Schweigen übel: als Ex-Schwiegertochter Diana 1997 bei einem Autounfall in Paris starb, gemeinsam mit ihrem Geliebten. Die Nation versank in Trauer, der Queen wurde Gefühlskälte vorgeworfen. Ihr Ansehen war so ramponiert, dass PR-Strategen das ganze Königshaus modernisierten.
Wie geht es nun weiter mit den Royals? Prinz Andrew signalisierte seine Bereitschaft, nun doch bei den Ermittlungsbehörden in den USA auszusagen. Dass der Prinz seine royalen Pflichten je wieder ausführen wird, ist unwahrscheinlich. Denn Thronfolger Prinz Charles wird nachgesagt, dass er nach dem Tod der Queen die Zahl der Repräsentanten des Königshauses reduzieren will.
Dass die Königin bald Charles den Thron überlassen wird, ist genauso unwahrscheinlich. Sie hatte stets betont, dass sie ihr ganzes Leben - "sollte es kurz oder lang werden" - den Untertanen widme.
Doch klar ist auch, dass der 71-jährige Thronfolger immer mehr ihrer Aufgaben übernimmt und sich vom hochnäsig wirkenden Royal zu einer Art "elder statesman" entwickelt hat, den die meisten Briten inzwischen mögen. (dpa/thp)
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