Keine zwei Jahre ist es her, dass Harry und Meghan ihre Traumhochzeit feierten. Nun wird ihre Abspaltung vom britischen Königshaus vollzogen - der sogenannte "Megxit", der im Januar mit grossem Drama beschlossen wurde, ist da. Harry und Meghan verlieren ihre königlichen Titel, die Monarchie in Grossbritannien zwei ihrer charmantesten Werbeträger. Wie konnte es nur so weit kommen?

Eine Analyse

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Der sogenannte "Megxit" tritt in Kraft: Harry und Meghan sind ab 1. April keine Vollzeit-Royals mehr. Sie zählen fortan nicht mehr zum engeren Kreis des Königshauses, verzichten auf die Anrede "Königliche Hoheit" und nehmen keine offiziellen Aufgaben mehr für die Krone wahr. Auch ihre Marke "Sussex Royal", die sie seit ihrer Hochzeit verwendet haben, dürfen sie dann nicht mehr benutzen.

Es ist die Folge eines Instagram-Postings, das die britische Monarchie im Januar in ihren Grundfesten erschütterte. Auf ihrem offiziellen Kanal kündigten Prinz Harry und Herzogin Meghan Anfang Januar an, sich von ihren royalen Aufgaben teilweise zurückzuziehen und finanziell unabhängig werden zu wollen. Doch bei "teilweise" machte der Palast nicht mit.

Abgesprochen war dieser Vorstoss mit keinem der Verantwortungsträger im Palast - weder mit der Queen noch mit Prinz Charles oder Prinz William. Das führte zu tiefen Verletzungen, Krisengesprächen – und schliesslich zu einem klaren Bruch zwischen Harry und Meghan und dem Königshaus.

Doch das Drama nahm schon Monate vor dem folgenschweren Instagram-Posting seinen Anfang - im Grunde, noch bevor offiziell bekannt war, dass Prinz Harry und die US-amerikanische Schauspielerin ein Paar sind. Der "Megxit" bildet nur den Höhepunkt einiger turbulenter Monate, in denen der Druck von aussen immer mehr die Beziehungen im Inneren belastete.

Die Stationen einer royalen Entfremdung.

Harrys und Meghans Liebe wird öffentlich

Tränen bei den Royals: Kate weint beim Abschied von Harry

Mit dem sogenannten "Megxit" stand ein Abschied im britischen Königshaus an. Prinz Harry und Meghan verliessen Grossbritannien. Besonders Herzogin Kate ging der Abschied von Harry sehr nah. Sie soll sogar geweint haben. © ProSiebenSat.1

November 2016: Die Liebe von Prinz Harry und Meghan Markle mag märchenhaft begonnen haben. Spätestens, als die britische Boulevardpresse davon Wind bekommt, ist es damit aber vorbei. Als das Königshaus die Beziehung im November 2016 öffentlich macht, gleicht das Statement mehr einer Generalabrechnung mit den Medien denn einer freudigen Bekanntmachung.

Meghan sei Opfer einer medialen "Hetzkampagne", sie sei rassistischen wie sexistischen Kommentaren in der Presse und sozialen Netzwerken ausgesetzt. Viel genützt hat das deutliche Palast-Statement allerdings nicht: Das Interesse der Presse ist ungebrochen gross.

Meghans Interview in der "Vanity Fair"

September 2017: Aus einem Interview mit dem US-Magazin "Vanity Fair" lässt Meghan schon zwei Monate vor der Verlobung durchblicken, wie sehr ihr die öffentliche Aufmerksamkeit zusetzt. Das Leben an der Seite eines Royal habe "seine Herausforderungen." Sie und Prinz Harry würden ständig von Paparazzi belagert, das sei sehr anstrengend. "Ich hoffe, dass die Leute verstehen, dass wir unsere Zeit geniessen wollen. Die Zeit ist für uns."

Meghan spricht auch über ihre Beziehung zu Prinz Harry: "Wir sind ein Paar. Wir lieben uns", schwärmt sie, doch das kommt nicht bei allen gut an. Die ebenso sensationslüsterne wie konservative britische Boulevardpresse erwartet von einer zukünftigen Windsor-Prinzessin offenbar mehr Zurückhaltung.

Kritik an den Kosten der royalen Hochzeit

Mai 2018: Auch die Hochzeit gibt Anlass für viel negative Presse. So seien die Kosten für das Fest auf Windsor Castle mit geschätzt 36 Millionen Euro angeblich viel zu hoch - William und Kate sollen mit 13 Millionen weniger ausgekommen sein.

Auch für die Sanierung ihres neuen Zuhauses Frogmore Cottage gibt es Kritik: Die Gesamtkosten belaufen sich auf 2,7 Millionen Euro und sind zum Teil aus Steuergeldern finanziert.

Die vielen royalen Regelbrüche der neuen Herzogin

Mit der Hochzeit und dem damit verbundenen Eintritt in die britische Königsfamilie gelten für Meghan zahlreiche neue Regeln und Pflichten, mit deren Einhaltung sie sich – glaubt man britischen Boulevardmedien – äusserst schwer tut.

Berichte über angebliche Fehltritte und Fauxpas begleiten zuverlässig die allermeisten ihrer öffentlichen Auftritte. Vor allem im direkten Vergleich zur perfekten Herzogin Kate kann Meghan nur verlieren.

Rassistische Angriffe gegen Baby Archie

Mai 2019: Kaum ist ihr Sohn Baby Archie auf der Welt, wird er Zielscheibe rassistischer Angriffe. Zur Geburt am 6. Mai twittert der BBC-Moderator Danny Baker etwa ein Bild, auf dem ein Paar zusammen mit einem Schimpansen eine Klinik verlässt. "Königliches Baby verlässt das Krankenhaus", schreibt er dazu.

Insgesamt nehmen die Angriffe und Hasskommentare gegen Harry und Meghan stark zu, weshalb der Palast schon im März 2019 neue Regeln für seine Social-Media-Kanäle erlassen hatte.

Distanzierung von William und Kate nimmt zu

Juni 2019: Immer wieder wird über ein Zerwürfnis zwischen Prinz William und Prinz Harry berichtet. Waren es anfangs noch weitgehend Spekulationen, kommen im Laufe der Monate immer mehr Hinweise hinzu, die tatsächlich auf eine Entfremdung der beiden Paare schliessen lassen.

Es kommt schliesslich zur Trennung – erst räumlich, als Harry und Meghans aus dem Kensington Palace ausziehen, dann virtuell, indem Harry und Meghan einen eigenen Instagram-Account eröffnen. Im Juni dann ziehen sie sich aus der gemeinsamen Stiftung "Royal Foundation" zurück, die Harry zehn Jahre zuvor mit seinem Bruder gegründet hatte.

Die lange Liste an Vorwürfen gegen Meghan

Von der Öffentlichkeit wird vor allem Meghan für den Bruderzwist verantwortlich gemacht. Sie soll einen Keil zwischen William und Harry getrieben haben.

Generell gibt es wenig, was Meghan von angeblichen Royals-Experten und anonymen Insidern nicht vorgeworfen wird: Sie sei egoistisch, verwöhnt und versnobt. Sie behandle die Palastangestellten herablassend und benutze viel zu viel Make-up.

Der für Meghan aber wohl schlimmste Vorwurf lautet: Sie ist eine schlechte Mutter. Anhand von Paparazzi-Fotos wird analysiert, ob sie mit Baby Archie richtig umgeht, ihn richtig hält - und sie tut es, nach Ansicht der Presse, natürlich nicht.

Archies Taufe erzürnt die Presse

Juli 2019: Auch mit Archies Taufe im Juli 2019 ziehen Harry und Meghan den Zorn der britischen Presse auf sich. Anders als Prinz William und Kate halten sie die Tauffeier privat, viele Details bleiben geheim – ein Traditionsbruch, finden britische Boulevardblätter.

"Sie können nicht beides haben", urteilt Harry-Biografin Penny Junor. "Entweder sind sie ganz privat, zahlen für ihr eigenes Haus und verschwinden aus dem Blickfeld oder spielen das Spiel so, wie es gespielt wird."

Dass sie ihren Sohn Archie nennen und er keinen königlichen Titel tragen soll, darf zudem als klarer Bruch mit den royalen Traditionen gewertet werden.

Prinz Harry klagt gegen britische Boulevardmedien

Anfang Oktober: Prinz Harry verklagt zwei britische Zeitungsverlage wegen illegalen Abhörens von Mailbox-Nachrichten. Zeitgleich kündigen die Anwälte des Paars eine Klage gegen die "Mail on Sunday" an. Auslöser war ein Brief Meghans an ihren Vater, den das Blatt teilweise veröffentlicht und kommentiert hatte.

Erst wenige Tagen zuvor hatte sich Harry in einem emotionalen Schreiben an die Öffentlichkeit gewandt, in dem er eine "skrupellose Kampagne" gegen Meghan beklagte und dabei an die Verfolgungsjagd in Paris im Jahr 1997 erinnerte, bei der seine Mutter Diana auf der Flucht vor Paparazzi starb.

Emotionale Doku über Harry und Meghan

Oktober 2019: In einem Dokumentarfilm, der während ihrer Reise durch verschiedene afrikanische Staaten im Oktober 2019 aufgezeichnet wird, äussern sich die beiden für Royals ungewöhnlich persönlich. Prinz Harry räumt Unstimmigkeiten zwischen ihm und seinem Bruder William ein - "Wir sind derzeit sicherlich auf unterschiedlichen Pfaden" – und stellt einen direkten Bezug zwischen dem Schicksal seiner Mutter Diana und dem Umgang der Presse mit seiner Frau Meghan her.

Auch Meghan spricht offen über ihre Probleme mit der britischen Presse. Demnach seien die vergangenen zwei Jahre für sie ein "wirklicher Kampf" gewesen. Jede Frau, insbesondere wenn sie schwanger sei, sei verletzlich, sagt sie, und bedankt sich für die Frage des Journalisten, wie sie mit dem Druck in ihrem Leben fertig werde. "Danke für die Frage, denn nicht viele Leute haben gefragt, ob es mir gut geht. Aber es ist eine sehr reale Sache, mit der man hinter den Kulissen umgehen muss."

Die Doku soll die Spannungen innerhalb der Königsfamilie vertieft haben, wie später berichtet wird. Prinz Charles soll "furchtbar wütend" gewesen sein.

Harry und Meghan feiern Weihnachten nicht mit den Royals

Dezember 2019: Weihnachten verbringt das herzogliche Paar in diesem Jahr nicht mit der königlichen Familie. Harry und Meghan nehmen sich über die Feiertage ein paar Wochen Auszeit in Kanada. Dort muss der Entschluss, sich teilweise von den royalen Verpflichtungen zurückzuziehen, gereift sein.

Dazu beigetragen haben mag auch die Weihnachtsansprache der Queen, bei der ein Foto von Harry, Meghan und Archie vermisst wurde. Wenig später veröffentlicht der Palast ein offizielles Foto, auf dem neben Königin Elizabeth II. ihre direkten Thronfolger Charles, William und George zu sehen sind. Harry soll deswegen beleidigt gewesen sein.

Familie Sussex startet ein neues Leben

Der Druck, der Streit, die Verletzungen, all das wollen Prinz Harry und Meghan ab April jenseits des Atlantiks hinter sich lassen. Mittlerweile soll sich das Paar in Meghans Geburtsort Los Angeles niedergelassen haben.

Spekuliert wird, dass Meghan wieder in die Filmbranche einsteigen könnte. Auch mit Vorträgen könnte das Paar in Zukunft viel Geld verdienen. Die beiden sind gut vernetzt, das könnte manchen Weg ebnen.

Egal, was sie mit ihrer neu gewonnenen Freiheit anfangen: Ganz verschlossen bleiben die Tore des Buckingham Palace für die beiden nicht. In einem Jahr will die Queen prüfen lassen, ob alles in geordneten Bahnen läuft. Bis dahin haben sich die Gemüter auf allen Seiten vielleicht etwas abgekühlt.

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