Jeden August zieht es die Queen auf ihren schottischen Landsitz Balmoral. Doch die Corona-Pandemie beeinflusst auch die Urlaubspläne der Monarchin.

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Champagner im Palast oder lieber Tee im rustikalen Ambiente: Wie machen Könige eigentlich Urlaub? Relativ bescheiden - zumindest ist das bei der Queen der Fall. Prunk und Protz, darauf kommt es der 94-Jährigen nicht an. Wegen der Corona-Pandemie ist sie aber in diesem Jahr etwas von ihren Gewohnheiten abgewichen. Mit Ehemann Philip, der im kommenden Jahr schon 100 Jahre alt wird, hat sie sich jetzt auf die Wood Farm im Osten Englands zurückgezogen.

Dunkler Backstein, fünf Schlafzimmer, rustikal-gemütlich, offene Kamine: In dem Gebäude nahe der Küste würde man nicht gerade Königin Elizabeth II. und Prinz Philip erwarten. Seitdem sich der Prinzgemahl mit 96 Jahren von seinen royalen Aufgaben verabschiedete, also in Rente ging, ist das abgelegene Haus genau das Richtige für ihn. Keine störenden Besucher und Paparazzi, mit dem Kutschbock durch die Gegend fahren, Trüffel züchten - ein idealer Rückzugsort. Und auch die Queen geniesst die Abgeschiedenheit dort noch bis Oktober.

Queen im Urlaub: Wood Farm als Domizil

Normalerweise verbringt die Königin den Sommer im schottischen Balmoral. Sie liebt die Natur dort - auch wenn es schon mal vorgekommen ist, dass ihr ein abgeschossenes Moorhuhn auf die Schulter fiel und einen blauen Fleck hinterliess. So mancher Wanderer dürfte die Monarchin nicht erkannt haben, wenn in der Ferne eine alte, kleine Frau mit grobem Schuhwerk und Kopftuch auftauchte.

Balmoral ist schon seit Königin Victoria, die von 1837 bis 1901 regierte, das Feriendomizil der Royals. Victorias Prinzgemahl Albert fühlte sich von der dicht bewaldeten Landschaft an seine deutsche Heimat erinnert. Die Idylle hat während der Coronakrise allerdings gelitten: Da wegen der Pandemie viele öffentliche Toiletten geschlossen waren, haben Wanderer überall Klopapier hinterlassen.

Von Balmoral aus ging es jetzt für die Queen zur gemütlichen Wood Farm weiter - entgegen ihren Gewohnheiten. Sie hänge noch "Zeit im Privaten" in Ostengland dran, wie der Buckingham-Palast mitteilte. Britische Medien werteten das umgehend als Zeichen, dass die 94-Jährige von der Corona-Pandemie mitgenommen sein müsse.

Die Queen sei auf der Wood Farm viel häufiger als öffentlich bekannt, berichtete kürzlich der "Telegraph". Ihr soll besonders die Fasanenjagd im Herbst gut gefallen - als Beobachterin und Helferin gemeinsam mit ihrem Jagdhund. Es sei ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, "Ihre Majestät steht hinter dir und sieht, wie gut oder schlecht du schiesst", zitierte die Zeitung einen Jagdteilnehmer. Selbst in der Küche soll die Queen schon herumgewerkelt haben.

Die Wood Farm nahe des Dorfes Wolverton, die lange Zeit von der Königsfamilie verpachtet worden war, biete ein "normaleres Leben", so Royal-Experte und Biograf Hugo Vickers. Der Aufenthalt dort dürfte für die Queen laut "Telegraph" wie eine Erinnerung an eine der wohl glücklichsten Zeiten ihres Lebens sein: als sie noch nicht Königin war und mit Philip und den Kindern Charles und Anne bis 1951 auf Malta lebte. Inzwischen ist das Paar 73 Jahre verheiratet.

Die Queen arbeitet auch im Urlaub

Was sich nach tollen Langzeiturlauben anhört, ist mit regelmässiger Arbeit verbunden. Auch in den Ferien öffnet die Monarchin täglich die "red box", einen roten bombensicheren Aktenkoffer, in dem wichtige Papiere der Regierung aufbewahrt werden. Und mit dem Premierminister - jetzt also Boris Johnson - telefoniert sie wöchentlich. Johnson ist übrigens schon der 14. Regierungschef, den die Queen in ihrer Zeit auf dem Thron erlebt.

Im Oktober soll sie wieder im Schloss Windsor in der Nähe von London sein und den Buckingham-Palast für ausgewählte royale Termine nutzen, wie ein Sprecher ankündigte. Mit den Terminen könnte das aber so eine Sache sein: Grossbritannien ist besonders stark von der Coronakrise betroffen und eine zweite Ausbruchswelle könnte alles lahmlegen.

In Windsor musste die Queen gemeinsam mit Philip bereits mehrere Monate in Isolation verbringen. Denn das Paar gilt wegen seines hohen Alters als besonders gefährdet durch die Krankheit COVID-19. Umgeben waren sie nur von einem ganz kleinen Kreis von Hofbediensteten (Spitzname: Her Majesty's Service bubble), um Ansteckungen zu vermeiden.

Zum Jahresende geht es dann wohl wieder nach Ostengland. Doch nicht auf die Wood Farm, sondern - so ist es zumindest Tradition bei den Royals - ins nahe gelegene und feudalere Sandringham House. Ballsaal, Bowlingbahn, Billard-Raum. Das Anwesen benutzen sie für grössere Partys und die Weihnachtsferien. In der Regel kehrt die Queen von dort erst nach dem 6. Februar zurück. Das ist der Todestag ihres Vaters, den sie im Gedenken an ihn im Stillen verbringen möchte. (dpa/kad)

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