- Die Feierlichkeiten zum "Platinum Jubilee" sind Geschichte, zwei Erkenntnisse aber bleiben für alle Ewigkeit: "She's still there" und "We are Family".
- Müsste man dem royalen Ausnahmezustand der vergangenen vier Tage in London ein Motto geben, würde es vermutlich auf einer der beiden genannten Oberbegriffe hinauslaufen.
- Auch wenn die inzwischen 96-jährige Elizabeth II. aus gesundheitlichen Gründen nicht alle Veranstaltungspunkte persönlich wahrnehmen konnte, wurde eines doch deutlich: Sie ist immer noch da!
Wir sind eine Familie!
Daran gibt es spätestens seit dem Moment keinen Zweifel mehr, als die Queen am Sonntagabend unter dem Jubel unzähliger überwältigter Menschen überraschend den Balkon des Buckingham Palace betrat – stark und ihrem Alter entsprechend etwas zerbrechlich zugleich. Sowohl stolz als auch demütig. Ihrem froschgrünen Outfit entsprechend einerseits voller Hoffnung und andererseits wohlwissend, wie schwierig die Zeiten aktuell sind.
Um diesen Spagat heute und zukünftig im Sinne des Volkes zu meistern, vertraut die britische Monarchin auf ihre "Working Members". Und genau diese - und zwar nur diese - wichtigen Mitglieder der Royal Family waren beim krönenden Abschluss auf dem Balkon an ihrer Seite. Ein klares Zeichen. Vereint wie selten zuvor sangen die Königin, Sohn
Wir sind eine Familie! So lautet das zweite Motto des viertägigen royalen Rausches in der englischen Hauptstadt, wie RTL-Adelsexperte
Adelsexperte Begasse: "Ich habe so einen emotionalen Moment noch nie erlebt"
Begasse begleitete das "Platinum Jubilee" vor Ort, konnte die Emotionen und die Dynamik, die sich von Tag zu Tag steigerte, einfangen. Der erfahrene Journalist reagiert ergriffen auf unsere Frage, wie er das grosse Finale am Sonntag geschichtlich einordnen würde: "Ich habe so einen emotionalen Moment in meiner 35-jährigen Laufbahn noch nie erlebt. Die Leute vor dem Buckingham Palace sind schier ausgerastet. Alle – sogar die Königsfamilie – haben bei der Nationalhymne lautstark mitgesungen und den Union Jack geschwungen, während die Queen in die tosende Menge gewunken hat. Ein Moment für die Ewigkeit."
Hunderttausende Schaulustige waren an diesem vierten Tag auf den Beinen, verfolgten die bunte Parade vor dem Palast mit mehr als 10.000 Mitwirkenden. Der sogenannte "Big Lunch" wurde in Form von 16.000 Strassenpartys und 85.000 Picknicks zelebriert. Zahlen, die Begasses These, Teil eines "unfassbaren Freudenfestes" gewesen zu sein, untermauern.
So viele Menschen auf den Strassen Londons, die das Geschehen entspannt und vor allem friedlich begleiteten, habe der Adelsexperte zuletzt bei der Hochzeit von Prinz William und
"Die Queen hat die Windsors wieder in den Herzen der Bevölkerung verankert"
Eine Selbstverständlichkeit war diese positive Stimmung gewiss nicht. Vom "Megxit" über das brisante TV-Interview von Harry und Meghan samt Rassismus-Vorwürfen bis hin zu den Anschuldigungen gegen Prinz Andrew: In den vergangenen Monaten lagen zuweilen dunkle Schatten auf der britischen Monarchie.
Der Grund für die ungeteilte Zustimmung, die der Royal Family nun zuteil wurde, trägt vor allem einen Namen:
Überall und nirgendwo: Die perfekte Queen-Inszenierung
Der Adelsexperte weist zudem auf die "gelungene royale Inszenierung" des gesamten Pfingstwochenendes hin. Zwar war die Regentin physisch nicht bei allen Zeremonien anwesend, etwa bei dem Dankgottesdienst am Freitag oder dem Pferderennen sowie dem grossen Konzert am Samstag ("Platinum Party at the Palace"). Dennoch wirkte es so, als sei sie an allen Schauplätzen mit von der Partie gewesen – zumindest in den Gedanken der Feiernden.
Dank ihrer nach wie vor ungetrübten Strahlkraft und kluger Entscheidungen des Organisationsteams. Beispiele gefällig? Die Königin grüsste zum Auftakt des Festumzugs als Hologramm aus der goldenen Kutsche, die über die berühmte Mall zum Buckingham Palast fuhr und damit exakt den "Krönungsweg" der Queen aus dem Jahr 1953 zurücklegte.
Das Konzert am Samstagabend wiederum wurde mit einem aufgezeichneten, höchst amüsanten Kurzfilm eröffnet. In den Hauptrollen: die Queen und die Filmfigur Paddington, ein peruanischer Bär, der in dem Kinostreifen von 2014 nach London geflohen und dort von einer Familie aufgenommen worden war. "Welch ein kluges Zeichen, das aktueller kaum sein könnte. Umgesetzt mit so viel Gespür und Humor. Paddington war bei der Queen zum Tee zu Besuch. Das Publikum quittierte diesen Einspieler mit grossem Applaus, viele hatten Tränen in den Augen. Herrlich!", resümiert Begasse.
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Proud to be Britain ...
Dass das Konzert zu Ehren der Queen von der Band Queen (gemeinsam mit Adam Lambert) eröffnet wurde, ist ein weiterer Beleg für die Dauerpräsenz der nicht anwesenden Gratulantin. She's still there! Ob als Einspieler zu "We will rock you" – die 96-Jährige trommelte mit ihrem Teelöffel im Takt auf die Tasse – oder illuminiert am Himmel.
Mit Hilfe von Drohnen wurden unter anderem ihre geliebten Corgis und ihre Handtasche, aus der kleine Herzen hinaus in die Welt flogen, projiziert. Alle sangen "God save the Queen" und der nächste König Charles eröffnete seine bewegende Rede mit den Worten "Your Majesty, Mommy". Begasse ordnet ein: "Die Mitglieder der Königsfamilie, die anwesenden Fans und die Promis – von Rod Stewart über Duran Duran und Diana Ross bis hin zum ESC-Zweitplatzierten Sam Ryder – bedankten sich für 70 Jahre 'Service', also für sieben Jahrzehnte Dienst an der Bevölkerung. Alle waren in diesen Momenten sichtlich stolz, Briten zu sein."
Kein Abgesang, sondern eine Feier mit Weitblick
Wir sind eine Familie. Dieser Gedanke zog sich wie ein rot-weiss-blauer Faden durch die Tage und feierte auf dem Balkon seinen Höhepunkt – mit dem Bild der Königin an der Seite des nächsten (Charles), übernächsten (William) und überübernächsten (George) Königs an ihrer Seite. Auf der einen Seite war dieses "Platinum Jubilee" kitschig-kultig, auf der anderen Seite aber auch zeitgemäss.
Weil auf den internationalen, weltumspannenden Commonwealth-Gedanken gesetzt wurde. Weil es kein Abgesang war, sondern eine Feier mit Weitblick. Die Royal Family hat der Welt eine Vorstellung davon gegeben, wie die Queen auch nach ihrem Ableben eines Tages in den Köpfen der Menschen präsent bleiben kann. Sie ist immer (noch) da – getragen über die nächsten Generationen von Charles, William, George und Co.
Die Geburtsstunde der Königin der Herzen?
"Ich habe viele royale Inszenierungen miterlebt, aber das war absolute Königsklasse. Besser kann man eine Royal Family im Jahr 2022 nicht inszenieren und der Welt präsentieren. Wären wir beim Eurovision Song Contest würde ich sagen: United Kingdom – mindestens twelve points", erklärt Adelsexperte Begasse.
Überspitzt gesagt war dieses "Platinum Jubilee" vielleicht der Beginn der Unsterblichkeit von Königin Elizabeth II. – und der Startschuss für ein modernes, royales Zeitalter.
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