Am 22. Mai haben Felipe VI. und Letizia ihren 20. Hochzeitstag gefeiert, am 19. Juni steht das zehnjährige Thronjubiläum des spanischen Königspaares an. Grund genug, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Michael Begasse zeigt auf Nachfrage unserer Redaktion die bisherigen Verdienste und Versäumnisse des Regenten auf. Zudem gibt der RTL-Adelsexperte einen ersten Ausblick auf das Vermächtnis, das er seiner Tochter und Nachfolgerin Leonor eines Tages hinterlassen könnte.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Dennis Ebbecke sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Vor genau zehn Jahren, am 19. Juni 2014, besuchte Michael Begasse die spanische Hauptstadt Madrid, um vor Ort von der Inthronisierung zu berichten. Der Royal-Experte blickt mit gemischten Gefühlen auf diesen Tag zurück, der ganz im Zeichen der "Hauruck-Aktion" gestanden habe. Diverse Eskapaden des damaligen Königs, Juan Carlos I., hatten damals quasi in einer Nacht- und Nebelaktion zu dessen Abdankung geführt.

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"Darauf war niemand wirklich vorbereitet, wie wir Medienleute schmerzhaft erfahren mussten", erinnert sich Begasse und geht ins Detail: "Es gab weder Tribünen noch hatte man Vorkehrungen getroffen, um sich vor der Sonne und den hohen Temperaturen schützen zu können." Nichts war so, wie es der erfahrene TV-Journalist von vorherigen Thronwechseln und royalen Grossereignissen gewohnt war: "Was ich darüber hinaus zuvor noch nie erlebt hatte: Es gab massive republikanische Demonstrationen in Madrid – vor allem der jüngeren Generation – gegen die Monarchie."

Macht König Felipe einen guten Job? Adelsexperte: "Ja, aber ..."

Auch wenn diese Bewegungen nach wie vor aktiv sind, ist es Felipe VI. in den ersten zehn Jahren seiner Amtszeit gelungen, die Einheit Spaniens zu gewährleisten. "Für mich ist das sein bis dato grösster Verdienst", bescheinigt Begasse. Auf die Frage, ob der König einen guten Job mache, antwortet der Experte mit einem spanischen "Si, pero …" (deutsch: "Ja, aber …"). Der 56-Jährige habe es geschafft, die Monarchie zu verschlanken und Geld einzusparen.

Zudem sei es ihm tatsächlich geglückt, das Image der royalen Familie aufzupolieren. Bei Begasses Zwischenbilanz schwingt allerdings "das grosse Aber" mit – insbesondere mit Blick auf Felipes Vater, der "bei seinen seltenen Spanien-Besuchen zwar nicht weiter stört, jedoch in seinem Luxusdomizil in Abu Dhabi jede Menge Geld verprasst". Erschwerend komme hinzu: Wir sprechen hier von Geld, das er in seiner Amtszeit vom Steuerzahler bekommen habe.

Das sind Felipes grösste Herausforderungen

Doch kann man Juan Carlos' Sohn überhaupt dafür verantwortlich machen? Begasse: "Sicherlich nicht direkt – und damit sind wir bei ‚dem grossen Aber‘. Felipe hat angekündigt, das aufklären zu wollen. Auch die jeweilige Regierung hat immer wieder betont, die massiven Korruptionsvorwürfe gegen den Ex-König untersuchen zu wollen. Doch irgendwie ist das im Sande verlaufen." Letztlich sei es aber Juan Carlos gewesen, der sich aus dem Staub gemacht und seinem Sohn einen Scherbenhaufen hinterlassen habe.

Aktuell, zum Zeitpunkt seines Thronjubiläums, steht König Felipe vor nicht minder schwierigen Herausforderungen. "Auch zehn Jahre nach seiner Amtsübernahme sind sowohl die Unabhängigkeitsbestrebungen der Katalanen als auch die republikanischen Bewegungen nicht erloschen. Im Gegenteil: Ich war überrascht, als ich am vergangenen Wochenende in einem Bericht gesehen habe, dass wieder Tausende in Madrid auf die Strasse gegangen sind. Diese Menschen fordern von ihrem König, dass dieser während seiner Amtszeit dafür sorgt, die Monarchie abzuschaffen", erläutert Begasse. Sollte es tatsächlich dazu kommen, würde dies bedeuten, dass Felipes 18-jährige Tochter Leonor niemals Königin von Spanien werden würde.

Begasse: "Die Eiskönigin ist nicht geschmolzen"

Klar ist: Die Hoffnungen des Volkes ruhen auf den schmalen Schultern der Kronprinzessin und ihrer jüngeren Schwester Sofía (17). Von Leonors Disziplin zeigt sich der Adelsexperte begeistert: "Sie absolviert gerade fleissig ihren Militärdienst und stellt ihr junges Leben in den Dienst der Krone. Das hat ihr Vater ihr beigebracht – genauso wie ihre strenge Mutter."

Letizia (51) wird in den spanischen Medien gerne als "Eiskönigin" bezeichnet. Ein Titel, dessen sie sich bis heute nicht entledigen konnte, wie Begasse bestätigt: "Die Eiskönigin ist nicht geschmolzen. Meinem Empfinden nach hat sie es noch nicht geschafft, die Herzen der Spanierinnen und Spanier zu erobern. Das ist der grosse Unterschied zum Beispiel zu Königin Máxima, die in den Niederlanden hohe Sympathiewerte geniesst." Dennoch sei Letizia eine sehr fleissige Frau und eine gute Ratgeberin für ihre Töchter.

Fremdgeh-Gerüchte um Letizia: Was ist wirklich dran?

An den Fremdgeh-Gerüchten um Felipes Ehefrau Letizia ist laut Begasse derweil relativ wenig dran. "Denn sie werden von Autoren gestreut, die damit Bücher verkaufen wollen. Vor allem Jaime del Burgo ist stets bemüht, Gerüchte zu streuen. Er behauptet, irgendwelche Affären mit Letizia gehabt zu haben, bleibt aber die Beweise schuldig. Zudem werden die Spekulationen in Spanien in der Regel von republikanischen und antimonarchischen Zeitungen verbreitet. Es ist also eine reine Schmutzkampagne gegen den König und gegen die Königin." Das Thema sei ausserhalb Spaniens viel grösser gefahren worden als innerhalb des Königreichs.

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