Margrethe von Dänemark kann mit kleinen Kindern nicht so viel anfangen. Das galt auch für ihre Söhne - ein Grund, warum König Frederik und sein Sohn sehr unterschiedlich aufgewachsen sind. Mehr Details zum nicht immer märchenhaften Leben in einer Königsfamilie verrät Royal-Expertin Julia Melchior.
In ihrem neuen Film "Dänemarks Königskinder: Aufbruch und Vermächtnis" (23. Juli 2024, 20:15 Uhr, ZDF und seit 10 Uhr in der Mediathek) zeigt Julia Melchior, wie extrem unterschiedlich der heutige König Frederik X. (56) und sein Sohn, Thronfolger Christian (18), aufgewachsen sind. Im Interview mit spot on news erklärt die Royal-Expertin, was der König als echter Teamplayer anders macht als seine Mutter, "Solo-Regentin" Margrethe II. (84). Ausserdem verrät Melchior, ob Frederik wirklich so sympathisch ist, wie es im Film scheint.
Ihr neuer Film zeigt unter anderem Frederiks durchaus auch harte Kindheit. Worunter hat er besonders gelitten?
Julia Melchior:
Was sind die grössten Unterschiede?
Melchior: Frederik und Mary achten sehr auf eine Work-Life-Balance. Zum Beispiel sind die Schulferien heilig. Das haben sie auch praktiziert, als sie gerade
Auf diese Weise wissen auch die Kinder des Königspaares immer, wann ihre Zeit ist. Ist bekannt, ob das andere Königshäuser auch so machen?
Melchior: Bei den Spaniern gibt es die sogenannten "Sommerferien" auf Mallorca, die aber keine wirklichen Ferien sind, weil die Königsfamilie ständig irgendwo auftreten muss. Danach sind sie aber immer zwei Wochen weg, wie von der Bildfläche verschwunden, und niemand weiss, wo auf der Welt sie Ferien machen. Dieses Geheimhaltungskunststück gelingt ihnen, seit die Kinder klein sind.
Frederik und Mary von Dänemark machen es anders als Margrethe
Zurück zu Frederik: Im Film klingt an, dass Königin Margrethe generell nicht so gut mit kleinen Kindern kann, sondern auch als Mutter eher mit ihren grösseren Söhnen etwas anfangen konnte. Was für eine Grossmutter ist sie denn?
Melchior: Da gilt das Gleiche. Den kleinen Enkelchen hat sie sich nicht voller Inbrunst und Hingabe gewidmet. Auch als Grossmutter konnte sie mit denen zunächst nicht so viel anfangen. Jetzt wachsen ihr die Enkelkinder gerade zu. Es ist aber auch bekannt, dass Margrethe sehr wohl respektiert, dass Frederik und Mary es anders machen und der Familie und insbesondere den Kindern eine Art Schutzraum und Schonzeit geben. Auf diese Weise können sie fernab der Öffentlichkeit Kind sein, reifen und auch Fehler machen, was Frederik und Joachim in der Form nicht möglich war.
Margrethe ist künstlerisch extrem begabt, Frederik besonders sportlich. Kristallisiert sich bei Christian schon eine ähnlich grosse Leidenschaft heraus?
Melchior: Möglich. Aber weil die Eltern ihn lange abgeschirmt haben, weiss man noch gar nicht so viel über ihn. Er tritt eigentlich erst seit seinem 18. Geburtstag im Herbst 2023 und der Thronbesteigung seines Vaters Anfang des Jahres 2024 ins Rampenlicht. Denn damit wurde er
Nochmal zu Frederik: Es gibt ja auch einige weitere Königshäuser, deren wichtige Repräsentanten zu Extremsport neigen ...
Melchior: Das ist in der Tat auffällig. Albert von Monaco hat sich wie irre die Bobbahnen hinuntergestürzt. Kronprinz Haakon von Norwegen ist absoluter Extremsportler beim Surfen, Skifahren und herausfordernden Expeditionen durchs ewige Eis. Carl Philip von Schweden ist Rennfahrer. Für diese Männer ist es wohl sehr wichtig, sich aus eigener Leistung heraus ehrlich messen zu können. In anderen Bereichen ist ihnen das nicht möglich. Zum Beispiel in Schule oder Studium. Da heisst es gerne mal: Den Abschluss hat er nur, weil er Prinz ist.
Im Film gibt es einige Interviewsequenzen mit König Frederik. Ist er wirklich so sympathisch, wie es da wirkt?
Melchior: Das täuscht nicht und deshalb ist er auch unheimlich beliebt. Frederik und Mary haben bei Umfragen eine Zustimmung von um die 85 Prozent, was mehr ist als die Zustimmung zur Monarchie allgemein. Wobei die schon seit Jahren mit 70 bis 80 Prozent ohnehin sehr hoch ist. Es gibt also auch viele Leute, die zwar nicht für die Monarchie sind, sich aber trotzdem für Frederik und Mary aussprechen. Dieses Zustimmungslevel zu halten, ist aber natürlich auch eine Herausforderung. Zu Beginn seiner Regentschaft haben sich Frederik und Mary noch etwas zurückgezogen. Doch im Mai ging es los mit den grossen Reisen und Terminen.
Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass der Zeitpunkt des Thronwechsels auch innerfamiliär so überraschend war, wie für alle anderen?
Melchior: Das ist möglich. Zumal wir von Königin Margrethe ja auch wissen, dass sie viel mit sich selbst ausmacht. Dazu passt auch die Verschlankung der Monarchie, die sie 2022 durchgezogen hat. Damals hatte sie bekannt gegeben, dass ihren Enkelkindern von ihrem zweitgeborenen Sohn Joachim alle Titel und Privilegien entzogen werden. Das war eine radikale Entscheidung, die grosse Wellen geschlagen hat. Joachim selbst hatte nur fünf Tage vor der Öffentlichkeit davon erfahren. Margrethe war eine Solo-Regentin. Sie hat alles im Alleingang entschieden. Im Unterschied dazu versteht sich das neue Königspaar als Team.
Verschlankung der Monarchie kann auch negative Auswirkungen haben
Dass diese "Verschlankung der Monarchie" nicht nur Vorteile hat, sieht man aktuell am britischen Königshaus. Ist das eine Art Mahnung, doch nicht zu schlank zu werden?
Melchior: In Grossbritannien sah man nach den Krebsdiagnosen von König Charles und Kate, was passiert, wenn zwei Vollzeit-Royals einer verschlankten Organisation unerwartet ausfallen. Die vielen Termine und Verpflichtungen müssen plötzlich von wenigen Schultern gestemmt werden. Einfach alles ausfallen zu lassen, geht nicht, weil nach wie vor die Devise gilt, die Queen Elizabeth II. einmal so formulierte: "Wir müssen gesehen werden, damit die Menschen an uns glauben." Man braucht einfach eine gewisse Anzahl an Familienmitgliedern, um das System Königshaus am Laufen zu halten und die Monarchie sichtbar zu machen. Auf der anderen Seite muss man dem Steuerzahler signalisieren: Es bekommt nur derjenige Geld, der auch dafür arbeitet. Es ist schon ein Dilemma.
"Der König ist der Däne mit den wenigsten Rechten", heisst es in einer eher ernüchternden Passage Ihres Films. Im Gegensatz dazu füttert die Cinderella-Geschichte mit dem verlorenen Schuh an Kronprinz Christians 18. Geburtstagsparty wieder den Mädchentraum vom Leben in einer Königsfamilie. Was ist denn wahrer?
Melchior: Natürlich ist es ein privilegiertes Leben. Man hat unheimlich viele Möglichkeiten. Und Königin Mary hat ihre Position genutzt, um sich für wichtige gesellschaftliche und gesundheitliche Themen einzusetzen. Wenn man bereit ist, etwas zu machen, ist es eine tolle Plattform. Auch Königin Silvia von Schweden und die Prinzessin von Wales sind leuchtende Beispiele. Meghan ist leider das Gegenbeispiel. Sie war nicht bereit, Zugeständnisse zu machen und das Königshaus wiederum war nicht in der Lage, sie zu integrieren. Sie hätte wirklich viel erreichen können. Eigentlich ist sie ja kämpferisch und will etwas bewegen und man kann auch eine königliche Aktivistin sein. Man muss nur nach den Regeln des Königshauses spielen. Mary beherrscht das perfekt.
Wer hat die 18-jährige Anne-Sofie Tornso Olsen, die ihren goldenen Schuh im Schloss zurückgelassen hat, ausfindig gemacht?
Melchior: Ein dänischer Journalist, der den Schuh auf dem Instagram-Post des Königshauses mit den Schuhen aller ankommenden Partygäste in der Fernsehübertragung von den Feierlichkeiten verglichen hat. (ili/spot) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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