• Er verunglimpfte Herzogin Meghan infolge ihres Interviews mit Oprah Winfrey als "Prinzessin Pinocchio" und quittierte anschliessend seinen Dienst als Moderator der Sendung "Good Morning Britain": Piers Morgan.
  • Wer ist dieser Skandal-Journalist? Und wie ist es zum Bruch mit der Ehefrau von Prinz Harry gekommen? Eine Analyse.
Eine Analyse

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Es war das Interview des Jahres, das über die Palastmauern des Vereinigten Königreichs hinweg weltweit für Aufsehen und Entsetzen gesorgt hatte. Am Sonntagabend (US-amerikanischer Zeit) sprachen Prinz Harry und Herzogin Meghan im CBS-Interview mit Star-Talkerin Oprah Winfrey über die Gründe ihres royalen Rückzugs.

Ein Paukenschlag! Und eine knallharte Abrechnung – nicht mit einzelnen Mitgliedern der königlichen Familie, sondern mit der "Firma", der Institution als solcher. Doch in diesem 85-minütigen Gespräch steckte noch viel mehr Brisanz: nämlich die tragische Lebensgeschichte einer ehemaligen US-Schauspielerin, die sich nach eigenen Angaben vor dem Megxit innerhalb dieser "Firma" rassistischen Kommentaren ausgesetzt sah ("Als ich schwanger war, gab es Gerede darüber, wie dunkel die Haut unseres Babys wohl sein würde") und sich in beängstigende Suizidgedanken ("Ich wollte nicht mehr am Leben sein") geflüchtet hatte.

Die medialen Reaktionen nach dem Skandal-Interview konnten unterschiedlicher kaum ausfallen. Während RTL-Adelsexperte Michael Begasse der 39-Jährigen auf Nachfrage unserer Redaktion Glauben schenkte - auch wenn Meghan eine Schauspielerin sei, die auf Knopfdruck weinen könne -, verbannte etwa der britische Journalist und Moderator Piers Morgan die Darstellung der Herzogin in das Land der Märchen.

Während seiner Live-Sendung "Good Morning Britain" wetterte der 55-Jährige: "Es tut mir leid, ich glaube kein Wort, das Meghan Markle gesagt hat. Ich würde ihr nicht mal glauben, wenn sie mir einen Wetterbericht vorlesen würde."

TV-Moderator bezeichnete Meghan als "Prinzessin Pinocchio"

Im Anschluss überschlugen sich die Ereignisse: Nach einem Wortgefecht mit seinem Kollegen Alex Beresford inmitten der Show verliess Morgan demonstrativ das TV-Studio und blieb auch im Anschluss bei seiner Version, indem er Meghan via Twitter als "Prinzessin Pinocchio" bezeichnete.

Seinen Job hat er inzwischen an den Nagel gehängt – wohl auch mit Blick auf mehr als 41.000 Beschwerden, die beim Fernsehsender ITV eingegangen waren, darunter laut "Daily Mail" eine von Meghan höchstpersönlich.

Die jüngsten verbalen Entgleisungen in Richtung der Ehefrau von Prinz Harry ("Unglaubwürdiger Unsinn") waren nicht die ersten aus dem Munde des polarisierenden TV-Stars. Wer ist dieser Mann, der sich im Verlauf seiner Karriere wiederholt Ärger mit der Medienaufsicht eingehandelt hat?

Warum lässt er ausgerechnet an Meghan kein gutes Haar, zu der er doch einst ein vertrauensvolles Verhältnis gepflegt haben soll? Wie kam es zu dem Bruch? Laut Morgans Kollegen Beresford lässt sich das Verhalten des Ex-Moderators von "Good Morning Britain" mit verletzter Eitelkeit erklären.

Zeiten ändern sich

Morgan und Markle sollen sich bereits seit 2015 kennen – weniger auf beruflicher denn auf privater, freundschaftlicher Basis. Dafür spricht ein Tweet, den der Journalist vor gut einem Jahr postete und der eine Nachricht von Meghan aus dem November 2015 enthielt, in der sich die damalige "Suits"-Darstellerin bei Morgan für das "Followen" bedankt und dem TV-Star mitteilt, ein grosser Fan von ihm zu sein.

Davon kann längst nicht mehr die Rede sein. Im Januar 2020 teilte er diesen privaten Austausch aus der Vergangenheit dann mit der Öffentlichkeit – verbunden mit folgendem süffisanten Kommentar: "Ich glaube, man kann mit Recht behaupten, dass sie heute nicht mehr so ein 'grosser Fan' von mir ist."

Doch warum ist sie das nicht mehr? Was war passiert? Das Verhältnis soll sich während Meghans Kennenlernphase mit Harry drastisch verändert haben – so zumindest erläuterte Morgan den Bruch in der jüngeren Vergangenheit in diversen Interviews. In dem Buch "Finding Freedom", in dem Omid Scobie und Carolyn Durand die Liebe des royalen Paares nachgezeichnet haben, wird ein Treffen zwischen Morgan und Markle aus dem Jahr 2016 beschrieben.

Demnach habe er Meghan ausgerechnet an dem Abend das erste und letzte Mal persönlich getroffen (in einem Pub in London), als sie auch den Prinzen später auf einer Party kennenlernte. Seitdem habe er nie wieder etwas von der Schauspielerin gehört, mit der er eigenen Angaben zufolge zuvor einen regelmässigen Austausch über die sozialen Netzwerke gepflegt haben soll.

Hat Morgan ein Problem mit starken Frauen?

Doch damit nicht genug: Der 55-Jährige machte der "Duchess of Sussex", die er bis heute vielsagend "Meghan Markle" nennt, vor rund drei Jahren in der "The Late Late Show" sogar den Vorwurf: "Sie hat mich geghostet!" Anders ausgedrückt: Die spätere Ehefrau Harrys soll sämtliche Nachrichten ihres Bekannten ignoriert, den Kontakt zu ihm ohne Vorwarnung abgebrochen haben.

Es war der Beginn einer einseitigen Schlammschlacht: Morgan liess nach dem Bruch kaum eine Gelegenheit aus, gegen die Frau auszuteilen, mit der ihn eine Art Freundschaft verbunden haben soll – trotz des nur einmaligen persönlichen Treffens in der englischen Hauptstadt.

Kontroversen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Laufbahn des Engländers. Herzogin Meghan ist bei weitem nicht die einzige, die in der jüngeren Vergangenheit die scharfe Zunge Morgans zu spüren bekam. Ob Fussballprofi Mesut Özil, Reality-Star Kim Kardashian oder Popsängerin Ariana Grande: Sie alle dürften auf den Namen Morgan nicht gut zu sprechen sein.

Letztere warf diesem 2018 sogar Frauenfeindlichkeit vor und zählte den Boulevard-Journalisten via Twitter an: "Ich freue mich auf den Tag, an dem du erkennst, dass es andere Wege gibt, um dich relevant zu machen, als junge, schöne, erfolgreiche Frauen für alles zu kritisieren, was sie tun."

Die Akte Piers Morgan: Von gefälschten Fotos bis zum Abhör-Skandal

Piers Stefan Pughe-Morgan: ein streitbarer und polarisierender Journalist, über den spätestens seit dessen Kritik an Meghans Interview-Auftritt die ganze Welt spricht. Ein Mann, der einst von Medienmogul Rubert Murdoch protegiert und 1994 mit nicht einmal 30 Jahren zum Herausgeber von "News of the World" ernannt wurde.

Nach nur einem Jahr musste er diesen Posten allerdings wieder räumen, nachdem er Fotos veröffentlicht hatte, die Lady Dianas Schwägerin beim Verlassen einer Suchtklinik zeigten. Weitere Skandale sollten folgen: Beim "Daily Mirror" wurde er entlassen, weil gefälschte Fotos irakischer Gefangener den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hatten.

CNN liess ihn fallen, nachdem es Zuschauer-Beschwerden hinsichtlich seiner Ausführungen zum Umgang mit Waffen gegeben hatte. Später stellte er sich selbst ein Bein, indem er in seinem Buch "The Insider: The Private Diaries of Scandalous Decade" damit prahlte, in seiner Zeit beim "Daily Mirror" mit Telefon-Hacking eine Geschichte über den früheren englischen Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson enthüllt zu haben. Ein Abhör-Skandal sondergleichen.

In genau diesem Buch erinnerte Morgan auch an die 1997 verstorbene Prinzessin Diana, die er seinen Ausführungen nach zu urteilen bis heute verehrt. Er schwärmte von ihrer Ehrlichkeit, von ihrem "bodenständigen, ansteckenden Lachen". Der Mann, der Harrys Mutter vergötterte und Harrys Frau inzwischen verspottet, ist seinen Insider-Status für den Moment los, weil er sich zum wiederholten Male selbst ins Aus manövriert hat.

Ob Piers Morgan tatsächlich den journalistischen Kodex im Umgang mit Schilderungen körperlicher und seelischer Gesundheit verletzt hat, prüft aktuell die britische Medienaufsicht.

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