Sämtliche Blicke waren am Montag auf Prinzessin Kate gerichtet. Die Frau des künftigen Königs William ist beim Commonwealth Day in London auf die grosse royale Bühne zurückgekehrt – ein Jahr nach der Verkündung ihrer Krebsdiagnose. Adelsexperte Michael Begasse ordnet ihren Auftritt ein.
Vor rund zwei Monaten gab
Im Interview mit unserer Redaktion spricht Royal-Experte Michael Begasse über Kates Outfit-Wahl und die Bedeutung der Prinzessin für die Zukunft des Commonwealth.
Herr
Michael Begasse: Zurück im Leben! Das war das deutliche Zeichen, das sowohl Kate als auch
Während der König damals nur eine Videobotschaft geschickt hatte, war die künftige Königin an jenem Tag überhaupt nicht in Erscheinung getreten. Jetzt sind sie wieder da. Dass Kate zu diesem Anlass einen farbenfrohen roten Mantel mit roten Pumps und einem roten Hut wählte, passt da natürlich hervorragend ins Bild. Sie sah sensationell aus.
"Sustainability ist bei Kate nicht nur ein modisches Schlagwort."
Dieses rote Mantelkleid, allerdings ohne den Hut, trug Kate nicht zum ersten Mal bei einem offiziellen Anlass. Was steckt hinter der Outfit-Wahl der Prinzessin?
Sustainability (deutsch: Nachhaltigkeit) ist bei Kate nicht nur ein modisches Schlagwort. Sie macht das und lebt es vor. Natürlich muss auch die Zukunft der Monarchie mit dem Umweltgedanken einhergehen. Kate ist eine hochintelligente und moderne Frau, die auch an die Zukunft ihrer eigenen Kinder denkt.
Übrigens: Seit einigen Wochen gibt der Palast grundsätzlich nicht mehr bekannt, welche Marke Kate trägt. Das ist auf ausdrücklichen Wunsch der Prinzessin geschehen. Mit dieser Änderung möchte man künftig verhindern, dass die Berichterstattung über das Modelabel vom eigentlichen Inhalt ablenkt.
Dass Kate in der Royal Family neue Wege geht, zeigt auch eine weitere Massnahme ganz deutlich: So lässt sie ihre drei Kinder nicht mehr an der Jagd teilnehmen. Mit dieser blutigen Tradition hat die Ehefrau von William gebrochen.
Wie hat die künftige Königin ein Jahr nach der Verkündung ihrer Krebsdiagnose auf Sie gewirkt?
Ich habe sie selbstbewusst und energetisch wahrgenommen – nach dem Motto: "Erst bin ich Kate, und dann bin ich Prinzessin!" Im Schnitt nimmt sie ungefähr alle zehn Tage einen öffentlichen Termin wahr. Dieser Linie wird sie 2025 treu bleiben. Da sie sich nach wie vor in Behandlung befindet, muss sie sich weiterhin schonen.
Kate weiss genau, was es nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Kinder, ihren Mann und für die Krone bedeuten würde, sollte sie einen Rückfall erleiden. Daher lässt sich die künftige Königin von niemandem mehr treiben.
Welchen Eindruck hat die königliche Familie auf Sie gemacht?
Sie hat den Familiengedanken zelebriert. Zum einen, was diese kleine Familie Windsor, die diese beiden Krebserkrankungen nur dank des Miteinanders überstanden hat, angeht. Zum anderen mit Blick auf die schon etwas grössere Familie, nämlich auf das Vereinigte Königreich aus England, Schottland, Nordirland und Wales.
Mit ihrem geschlossenen Auftritt hat die Royal Family unter dem Wahlspruch "Gemeinsam gedeihen wir" Zusammenhalt demonstriert. Die dritte Familie sind die sogenannten Royal Realms, zu denen unter anderem Australien, Neuseeland und Kanada gehören. Die vierte – und damit grösste – Familie besteht aus den 56 Mitgliedsstaaten des Commonwealth of Nations.
"Die Feierlichkeiten haben eine Möglichkeit aufgezeigt, wie internationale Politik gestaltet werden könnte."
Welche Bedeutung haben Kate und William für die Zukunft des Commonwealth?
60 Prozent der Menschen, die in diesen 56 Mitgliedsstaaten leben, sind unter 30 Jahre alt. Dieser Commonwealth wird nicht überstehen, wenn die Zustimmung der jungen Generation ausbleibt.
Oder andersherum gesagt: An diesem 10. März wurde in London 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Commonwealth gefeiert, der eine Zukunftsperspektive haben kann.
Wie meinen Sie das?
Die Feierlichkeiten haben eine Möglichkeit aufgezeigt, wie zukünftig internationale Politik gestaltet werden könnte – wenn man denn als Partner und auf Augenhöhe miteinander umgehen möchte. Die Welt braucht in diesen dramatischen Zeiten Identifikationsfiguren.
Mit diesem "Kate is back"-Gedanken geht also auch eine emotional-politische Bedeutung einher. Die vereinzelten "Not my King"-Demonstranten, die sich vor der Westminster Abbey versammelten, möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Doch die gehören dazu, seit Charles König ist.

Wie geht Charles damit um?
Die Zukunft des Commonwealth liegt bei Kate und William. Charles ist nach wie vor nur ein Übergangskönig. Darüber ist er sich im Klaren. Kate hat ihm beim Commonwealth Day im positiven Sinn die Show gestohlen. Und niemand wird glücklicher darüber gewesen sein als der König selbst.
Er freut sich darüber, dass sich die Leute über die gesunde Kate und die Zukunft der Monarchie unterhalten. Denn nur wenn sich das Commonwealth emotional mit der Bevölkerung verbindet, hat die Krone eine Chance.
Kate und William sind kürzlich händchenhaltend durch den Bahnhof im walisischen Pontypridd geschlendert. Ein bewusst gewähltes Zeichen?
Das ist aus einer liebevollen Laune heraus geschehen. Die beiden haben sich angeschaut und in diesem Moment gespürt, dass sie einander an die Hand nehmen müssen. Wer dieses Gefühl nicht kennt, hat meiner Meinung nach noch nie geliebt. Und Kate und William lieben sich.
Früher hätten sie es vielleicht heimlich getan oder sich schnell wieder voneinander gelöst. Heute präsentieren sie sich auch in der Öffentlichkeit als Power-Couple.
Über den Gesprächspartner
- Michael Begasse ist deutscher Adelsexperte, Journalist, Moderator und Sprecher. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er im Fernsehen und Radio. Begasse berichtet regelmässig von den grossen royalen Events, darunter Hochzeiten und Inthronisierungen. 2021 ist sein erstes Buch "111 royale Momente für die Ewigkeit" erschienen.