Es wurde frenetisch gejubelt, es wurden Fähnchen geschwenkt und es kam sogar zu einem Kuss, der "völlig gegen das Protokoll war". Die Inthronisierung von König Frederik X. war in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich, wie Michael Begasse bestätigt. Der Adelsexperte berichtete am Sonntag live aus Kopenhagen vom emotionalen Thronwechsel in Dänemark. Im Anschluss hat er unserer Redaktion seine drei Highlights dieses historischen Tages verraten.
Eisige Temperaturen hier, herzerwärmende Momente da. Die Abdankung einer Königin (
Kopenhagen blickt auf einen historischen Sonntag voller Kontraste zurück, die einander allerdings nicht widersprachen. Im Gegenteil: Das Motto des neuen Regenten, das dieser vom Palastbalkon von Schloss Christiansborg aus an seine Untertanen richtete, spiegelte das Gefühl der Menschen vor Ort wider.
"Verbunden, engagiert, für das Königreich Dänemark" ("Forbundne, forpligtede, for kongeriget Danmark") lautet der Wahlspruch des Monarchen. Das dänische Volk ist sich einig – das haben die um die Welt gehenden Bilder des Thronwechsels deutlich gezeigt: Frederik und Mary werden die Monarchie in eine neues, glanzvolles Zeitalter führen.
Adelsexperte: Das neue Königspaar muss "eigene Fussstapfen setzen"
Davon ist auch
Dabei habe er immer wieder den folgenden Satz gehört: "Margrethe hat uns gezeigt, wer wir sind und was wir sind!" Begasses Schlussfolgerung: "Die ehemalige Königin verkörperte die Dänin und den Dänen. Jetzt liegt es an Frederik und Mary, quasi eine neue Agenda aufzumachen. Denn eines ist klar: Wenn die beiden versuchen würden, in die übergrossen Fussstapfen Margrethes hineinzutreten, würden sie scheitern."
Die ersten Zeichen, die alle Beteiligten an diesem Sonntag in der dänischen Hauptstadt setzen konnten, haben gezeigt, dass nichts auf dieses Worst-Case-Szenario hindeutet. Begasse hat drei persönliche Highlights aus Kopenhagen mitgebracht, die den erfolgreichen und zukunftsorientierten Thronwechsel dokumentieren.
Begasses erstes Highlight: die Begeisterung beim Thronwechsel
Zunächst einmal verweist der Adelsexperte auf die "sensationelle Stimmung auf den Strassen" und vor dem Palast: "Mich hat beeindruckt, wie liebevoll die schätzungsweise weit mehr als 15.000 Leute vor Schloss Christiansborg die scheidende Königin verabschiedet und wie herzlich sie das neue Königspaar begrüsst haben. Nahezu jeder schwenkte den Dannebrog (die dänische Flagge; Anm. d. Red.). Gefühlt war ganz Dänemark am Sonntag in Kopenhagen."
Möglich gemacht habe diesen Tag der kollektiven Freude in erster Linie Margrethe II. – und zwar mit ihrer im Rahmen ihrer Silvesteransprache verkündeten vorzeitigen Abdankung. Dadurch, dass die 83-Jährige ihrem ältesten Sohn (55) freiwillig das Zepter übergeben hat, musste dieser nicht mit Trauer im Herzen das Amt übernehmen.
"Am vergangenen Sonntag vor 52 Jahren bestieg Margrethe den Thron, weil genau an diesem Tag vor 52 Jahren ihr Vater verstorben war. Daher trat sie damals auch in Trauerkleidung und mit einem Schleier auf dem Balkon vor ihr Volk", blickt Begasse zurück. Diesmal, 52 Jahre später, sei die Stimmung eine andere gewesen: "Sechs Millionen Dänen haben eine verdiente Königin voller Dankbarkeit in den Ruhestand verabschiedet und ein neues Königspaar mit grossem Enthusiasmus begrüsst. Der Übergang ist hervorragend geglückt. Mich erinnerte die Begeisterung der Menschen sofort an das Platinum Jubilee von Queen Elizabeth II. im Juni 2022."
Begasses zweites Highlight: die Coolness der scheidenden Königin
Unvergessen bleibt für den royalen Experten zudem die Reaktion von Margrethe II., nachdem diese ihre Abdankungsurkunde unterzeichnet hat: "Sie hat unterschrieben, ist aufgestanden, hat 'Gott schütze den König' gesagt und hat ihrem Sohn den Stuhl gewiesen. Eine so würdevolle, majestätische und coole Amtsübergabe habe ich zuvor noch nicht gesehen." Ohne noch einmal über die Schulter zu blicken oder Frederik gutgemeinte Ratschläge mit auf den Weg zu geben, habe sie sofort den Raum verlassen.
Diese Vorgehensweise der scheidenden Königin spricht für ihre Erfahrung – sie weiss genau, was sie zu tun hat und was nicht – sowie für ihr Vertrauen in Frederik X. Dass sie nicht auf dem Balkon erschienen ist, um sich persönlich von ihrem Volk zu verabschieden, hat einen ähnlichen Hintergrund.
Begasse erläutert: "Es war von vornherein klar, dass sie unmittelbar nach der Unterschrift nach Amalienborg zurückfahren wird. Da sie nicht mehr die Königin ist, hat sie demzufolge auch auf dem Balkon nichts mehr zu suchen. Das weiss sie, und sie hat es auch ganz bewusst so entschieden." Schliesslich könne es nur einen König geben und der heisse seit dem 14. Januar 2024 um 14:00 Uhr Frederik X., König von Dänemark, Grönland und den Färöer-Inseln im Nordmeer.
Begasses drittes Highlight: der überraschende Balkon-Kuss
Was wurde im Vorfeld des Thronwechsels nicht alles über die Fremdgeh-Gerüchte um den neuen König geschrieben, der seine Ehefrau Mary mit einem mexikanischen Model namens Genoveva Casanova betrogen haben soll!?
Diese Spekulationen waren laut Begasse am Sonntag in Dänemark jedoch überhaupt kein Thema mehr. "Ausser für eine Boulevard-Zeitung, die Frederiks angebliche Affäre wohl eingeladen hat, den historischen Tag in Kopenhagen zu begehen", verweist der royale Beobachter auf eine kuriose Randgeschichte der Inthronisierung und löst auf: "Ich habe Genoveva Casanova jedenfalls nicht gesehen und glaube auch nicht, dass sie vor Ort war. Ich hoffe, dass damit endlich ein Haken hinter diese Geschichte gemacht werden kann."
Royal-Experte: "Dieser Kuss war von PR weit entfernt"
Zumal der Kuss zwischen Frederik und Mary auf dem Palastbalkon am Sonntag deutlich gemacht hat, dass der gemeinsame Weg des Ehepaares, dessen Hochzeit sich am 14. Mai zum zwanzigsten Mal jähren wird, nicht zu Ende ist.
Wer darin eine PR-Massnahme erkannt haben will, liegt laut Begasse daneben: "Dieser Kuss war von PR weit entfernt. Ich habe genau gesehen, wie Frederik seine Frau angeschaut und wie er ihr mit den Augen zu verstehen gegeben hat: 'So, mein Schatz, jetzt sind wir König und Königin.'"
Überraschend war dieser royale Kuss aus Sicht des Experten dennoch, weil er "völlig gegen das Protokoll war. Es ging schliesslich um die Inthronisierung eines Königs, es war keine royale Hochzeit." Als das Paar dann zum dritten oder vierten Mal auf den Balkon gehen "musste", weil der Jubel der Menschen einfach nicht abklingen wollte, wurden die beiden letztendlich ein Stück weit mitgerissen.
Genauso ehrlich wie der Kuss waren nach Einschätzung des Adelsexperten vor Ort auch die Tränen des frisch gebackenen Regenten: "Auch wenn Frederik mit Blick auf seine Militär-Vergangenheit und seine Iron-Man-Teilnahmen das Image eines harten Kerls hat, ist er in Wirklichkeit ein eher sanfter Typ."
Genau dieser Wesenszug habe die gebürtige Australierin Mary, die ihren heutigen Ehemann bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney kennengelernt hatte, damals auch so sehr begeistert. Begasse ist sich sicher: "Wäre Frederik ein Macho, hätte Mary niemals ein Auge auf ihn geworfen. Er hat eine emotionale Seite und war in diesem Moment auf dem Balkon schlicht und einfach geflasht. Diese Tränen waren eine ehrliche Reaktion auf die grosse Zuneigung und Liebe seiner neuen Untertanen."
Von der hübschesten Prinzessin zur stylishsten Königin Europas
Diese Liebe vom Volk wird längst auch Königin Mary entgegengebracht, die Dänemark an der Seite Frederiks grossartig repräsentieren werde. "Früher habe ich gesagt: Sie ist die hübscheste Prinzessin Europas. Heute sage ich: Sie ist die stylishste Königin Europas."
Bei der Inthronisierung sind Begasse vor allem zwei Dinge aufgefallen: "Zum einen sah Mary sensationell aus, zum anderen ist sie keine Frau, die hinter einem Mann steht. Sie ist eine starke Frau, die neben dem König steht. Ein royales Yin und Yang, gemeinsam sind sie unschlagbar."
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde berichtet, dass sich die Hochzeit von Frederik und Mary am 14. Mai zum zehnten Mal jähren wird. Stattdessen ist richtig, dass sich die Hochzeit dann zum zwanzigsten Mal jähren wird - sie fand am 14. Mai 2004 in Kopenhagen statt.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.