Seit fast fünf Jahren warten "True Detective"-Fans auf einen neuen Fall. Die vierte Staffel mit Jodie Foster ist so stimmungsvoll wie eh und je - und so düster wie noch nie.
Zehn Jahre ist es nun schon her, dass uns die erste Staffel der Anthologie-Serie "True Detective" in ihren düsteren Bann zog. Allen voran
Season vier trägt erstmals einen Beinamen, "Night Country", und mag zahlreiche neue Facetten vor und hinter der Kamera aufweisen. Den Grundtugenden des Erfolgsformats bleibt sie jedoch treu. Soll heissen: Für die serientypische Starpower sorgt dieses Mal Hollywood-Grösse
Trailer: Die vierte Staffel "True Detective"
Willkommen in der Finsternis - darum geht es bei "True Detective"
Die Polarnacht ist angebrochen: Für die Bewohner der fiktiven Kleinstadt Ennis im US-Bundesstaat Alaska heisst das, sich für die kommenden Wochen gänzlich vom Sonnenlicht zu verabschieden. Ausgerechnet zum Anbruch der quälend langen Finsternis verschwinden acht Männer einer Forschungsstation und werden wenig später tot aufgefunden - allesamt tiefgefroren und mit seltsamen Symbolen versehen.
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Die Detectives Liz Danvers (Foster) und Evangeline Navarro (Reis) nehmen sich des mysteriösen Falles an. Nicht nur, um dem grausamen Schicksal der Forscher auf den Grund zu gehen, wie sich herausstellt. Die beiden Frauen verbindet eine gemeinsame, tragische Vorgeschichte, die mit den jüngsten Geschehnissen in Verbindung zu stehen scheint. Aus ihren Ermittlungen im rauen Alaska wird ein Kampf mit den eigenen Dämonen der Vergangenheit.
Sehenswerte Dunkelheit
"Und wie in so vielen Träumen, taucht am Ende ein Monster auf": Die erste "True Detective"-Staffel, die im industriell wie religiös geprägten Louisiana spielt, wies bereits Lovecraft'sche Horrorelemente auf. Die neuen Folgen kokettieren sogar noch etwas mehr mit der Mystik, nicht zuletzt aufgrund der unwirklich erscheinenden Permanacht. Schon der Horrorfilm "30 Days of Night" wählte die zermürbende Finsternis Alaskas als Handlungsort, die verschwundenen Männer der Forschungsstation wecken gar Assoziationen an John Carpenters (75) Horror-Meilenstein "The Thing".
"Night Country" vermengt diese Einflüsse mit Krimi-Referenzen, ohne diese jedoch plump zu kopieren. "Fargo" (Serie und Film) kommt einem ebenso in den Sinn, wie der Suspense-Thriller "Wind River - Tod im Schnee" mit Elizabeth Olsen (34): Mysteriöse Morde, eine unbarmherzige Eis-Hölle und fein ausgearbeitete, weibliche Figuren, die sich dem Chaos entgegenstellen.
Auf unterschiedliche Weise bärenstark
Es ist viel geschehen, seit Jodie Foster vor über 30 Jahren in "Das Schweigen der Lämmer" Jagd auf Frauenmörder "Buffalo Bill" machte. Ihre Rolle in "True Detective" wirkt wie eine logische Weiterentwicklung des FBI-Grünschnabels Clarice Starling, der einst Oscar-prämiert in die psychologischen Fänge des genialen Scheusals Hannibal Lecter tappte. Fosters Charakter Liz Danvers scheint im Laufe ihrer Karriere genug Leid für zig Leben gesehen zu haben. Sie ist mit allen Wassern gewaschen, dabei aber abgestumpft. Beinahe beiläufig fallen ihr Hinweise zum Tatgeschehen auf, die ihren Kollegen wohl ewig verborgen geblieben wären.
Das genaue Gegenteil stellt Evangeline Navarro dar. In ihr brennt ein unbändiger Sinn nach Gerechtigkeit, der so weit geht, dass er sie vor Jahren mit Danvers entzweite. Schauspielerin Kali Reis bringt eine beachtliche Physis in ihre Rolle mit ein. Dass sie als toughe Polizistin überzeugt, verwundert angesichts ihres Werdegangs nicht: Reis ist Profiboxerin und hält derzeit in zwei Gewichtsklassen einen Weltmeistertitel. Zwar trat sie bislang kaum vor der TV-Kamera in Erscheinung, mit ihrer Darbietung in "True Detective" sendet sie aber ein beeindruckendes Bewerbungsschreiben für zukünftige Engagements. Unter der harten Schale Navarros schlummert eine menschliche Verletzlichkeit, die Reis glaubhaft und einfühlsam darbietet.
Dass man am liebsten von Folge zu Folge, von Mysterium zu Mysterium eilen will, liegt aber nicht allein an den beiden gross aufspielenden Hauptdarstellerinnen. Als neue Serien-Showrunnerin wurde Issa López gewonnen, die auch als Drehbuchautorin, Regisseurin und Co-Produzentin fungiert. Sie schickt Foster und Reis auf eine stimmungsvolle Tour de Force, die jede Menge unvorhergesehene Haken schlägt - wie ein Polarhase auf der Flucht.
Im Gegensatz zu den drei vorangegangenen Staffeln geschieht das in nur sechs statt in acht Episoden, aber das stört nicht. Es ist der Spannung sogar zuträglich, entfernt von der Erzählung jedes unnötige Gramm Fett. Dennoch verbleibt genug Raum für zwischenmenschliches Drama, das den Figuren Tiefgang verleiht und den Zuschauern deren Schicksal nahelegt.
Serien-Intros als Kunstform
Unbedingt muss das neue Intro Erwähnung finden. Seit Staffel eins mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson (62) stellt es das Markenzeichen der Serie dar, fängt die Tonalität der jeweiligen Staffel kunstvoll (und musikalisch genial unterlegt) ein. Auf okkulte Morde im Dunstkreis von religiösem Fanatismus folgte in Staffel zwei der Grossstadt-Moloch, durch den Colin Farrell (47), Rachel McAdams (45) und Taylor Kitsch (42) waten. Season drei mit Oscarpreisträger Mahershala Ali (49) trägt sich derweil in der Hochlandregion Ozark Mountains - und gar in drei unterschiedlichen Zeiträumen - zu. Für die neuen Folgen setzt im Intro nun Billie Eilish (22) mit "Bury a Friend" den gespenstischen Ton.
Staffel vier wird hierzulande parallel zum US-Start am 15. Januar starten. Immer montags erscheint via Sky sowie auf dem Streamingdienst Wow eine neue Episode. Ab dem 29. Januar ist die Serie ebenfalls immer montags um 20:15 Uhr auf Sky Atlantic zu sehen.
Der grosse Vorteil bei "True Detective": Da die Staffeln unabhängig voneinander sind, können auch Neueinsteiger sofort mit Jodie Fosters Fall beginnen. Wer dann auf den Geschmack gekommen ist, kann sich die drei weiteren Seasons in beliebiger Reihenfolge ebenfalls via Wow einverleiben. Wer diese schon gesehen hat, weiss: Es lohnt sich. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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