Am 26. September kommt endlich Francis Ford Coppolas "Megalopolis" ins Kino. Es hat nur rund 47 Jahre gedauert.
"Meine grösste Angst ist es, einen wirklich beschissenen, peinlichen, pompösen Film zu einem wichtigen Thema zu machen, und das mache ich gerade. [...] Ich sage euch aus tiefstem Herzen, dass der Film nicht gut sein wird." Wie sehr sich Regie-Grösse Francis Ford Coppola (85) mit dieser Einschätzung doch irrte - immerhin tätigte er sie über sein späteres Meisterwerk "Apocalypse Now".
Die Anfang der 90er-Jahre erschienene Doku "Reise ins Herz der Finsternis" über die Dreharbeiten des Kriegsdramas von 1979 gewährte tiefe Einblicke in das Seelenleben eines hochgradig demoralisierten, von Selbstzweifel geplagten Regisseurs. Im Vergleich mit seinem Mammutprojekt "Megalopolis", das am 26. September in die Kinos kommt, könnte die Lage kaum unterschiedlicher sein; hier legte er zuletzt einen geradezu auffälligen Zweckoptimismus an den Tag. Und das, obwohl sein Opus Magnum auf eine fast 50 Jahre lange Entstehungsgeschichte zurückblickt...
Altes Rom versus Zukunftsvision - darum geht es
Einst war New Rome der Nabel der Welt, das Zentrum der Macht. Doch Korruption und Gier haben die Metropole ausgehöhlt und der Zahn der Zeit nagt an den kolossalen Bauten. Einer hat nicht aufgehört, grosse Träume für New Rome zu haben: Cäsar Catilina (Adam Driver, 40), Nobelpreisträger und genialer Erfinder des Zauberstoffs Megalo, hat eine Vision, wie es wieder bergauf gehen kann.
Damit macht er sich Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito, 66) zum Gegenspieler, der um Machterhalt und Fortbestand der alten Eliten kämpft, auch wenn er damit das Schicksal seiner Stadt besiegeln würde. Zwischen den beiden Männern steht die schöne Julia (Nathalie Emmanuel, 35) - Tochter des Bürgermeisters und Geliebte des Erfinders.
Das grösste Herzensprojekt der Filmgeschichte
Seinen Wunsch, den Fall von Rom in einem Sci-Fi-Setting zu packen, hegte Coppola seit unglaublichen 47 Jahren. Im Jahr 1977 hatte er erstmals über diese Idee gesprochen, Ende der 80er Jahre soll er sogar schon konkret Dreharbeiten geplant haben. Doch immer wieder durchkreuzte etwas diese Pläne - vom Terroranschlag am 11. September 2001 bis zuletzt die Corona-Pandemie. Der Startschuss der Dreharbeiten fiel schliesslich im Jahr 2022.
"Megalopolis" als Herzensangelegenheit von Coppola zu bezeichnet, grenzt an Untertreibung. Um den Film zu finanzieren, soll er 120 Millionen US-Dollar seines eigenen Vermögens beigesteuert haben. Dafür sei er 2021 gar bereit gewesen, ein Teil seines Weinguts in Kalifornien zu verkaufen.
Bislang ging es irgendwie gut
Je näher der Kinostart von "Megalopolis" rückte, desto mehr häuften sich die angeblichen Horrorstorys. Ein herrischer Filmemacher, chaotische Zustände am Set, Änderungen in letzter Sekunde: Der einzige, der scheinbar nicht in die Kassandrarufe einstimmen wollte, war Coppola selbst. Im Gegenteil schwärmte er im Interview mit "Deadline": "Ich liebe meinen Cast, ich liebe, was ich jeden Tag bekomme. Und ich bin innerhalb des Zeitplans und des Budgets, was mir am wichtigsten ist."
Fakt ist: Dass die Arbeit mit Coppola zum Drahtseilakt verkommen kann, ist nicht erst seit "Apocalypse Now" bekannt. Schon sein 1972 erschienener Gangsterklassiker "Der Pate" befand sich auf Messers Schneide, wie der Filmemacher selbst wusste: "Ich kam während 'Der Pate' überhaupt nicht mit [Produzent, Anm. d. Red.] Bob Evans klar. Er war sehr streng mit mir. Ich war an drei oder vier Zeitpunkten ernsthaft kurz davor, entlassen zu werden. Hätte ich nicht den Oscar für 'Patton' gewonnen, wäre ich zu 100 Prozent gefeuert worden."
Bei seinem selbstfinanzierten "Megalopolis" musste er sich selbstredend nicht vor einer Entlassung fürchten. Diese Sorge dürfte aber einer anderen, womöglich noch grösseren gewichen sein: Ein Flop des Films würde massive finanzielle Konsequenzen für den Regisseur nach sich ziehen. (stk/spot) © spot on news
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