Mal nicht Berlin, sondern Potsdam steht im Mittelpunkt der Vorabendserie "SOKO Potsdam". Schauspielerin Agnes Decker ermittelt seit 2022 als Hauptkommissarin Pauline Hobrecht in einem Team, das aus zwei Frauen besteht. Nicht nur das ist heute immer noch ungewöhnlich für eine Krimiserie.

Ein Interview

Agnes Decker (38) bezeichnet die "SOKO Potsdam" als familiär - ein Wort, das man wohl nicht sofort mit einer Krimiserie in Verbindung bringt.

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Im Interview spricht die 38-Jährige ausserdem über einen der Gaststars der neuen 7. Staffel, Désirée Nick, worauf sich Fans in den neuen Folgen freuen dürfen und warum sie als Schauspielerin keinen Fernseher hat.

Frau Decker, warum ist "SOKO Potsdam" die beste Serie aus der SOKO-Reihe?

Agnes Decker: Was ich an unserer Serie toll finde: Wir haben in unserem Team eine sehr schöne familiäre Atmosphäre. Ich denke, der Zuschauer merkt das auch, mit was für einer Leidenschaft wir alle dabei sind. Und es ist etwas Besonderes, dass zwei Frauen gemeinsam ermitteln, die zwar unterschiedlich sind und sich auch oft reiben, aber trotzdem super im Team zusammenarbeiten. Immer wieder sprechen mich Frauen und auch Männer an, die mir genau das sagen - erst kürzlich ist mir das in Bad Saulgau passiert und dann in Stuttgart. Die Schwaben mögen SOKO Potsdam! (lacht)

Es ermitteln immer noch sehr viele Männer in Krimis.

Mir fallen aus dem Stand der "Tatort" aus Bremen und der "Tatort" aus Dresden ein, da ermitteln auch tolle Frauen. Aber an sich scheint es leider, warum auch immer, noch weitgehend als eine Männerdomäne gesehen zu werden.

Sie haben "SOKO Potsdam" gerade als familiär bezeichnet - ein ungewöhnliches Wort für eine Krimiserie, oder?

Ich habe gerade jeweils eine Folge SOKO Stuttgart und SOKO Köln gesehen. Die haben diese krassen Büros mit viel Glas und ganz vielen Komparsen im Hintergrund. Diese grossen, kalten Glasbüros sehen natürlich total schick aus, das haben wir aber nicht. Bei uns ist alles ein bisschen kleiner. SOKO Potsdam wird auch in einem echten Haus gedreht, nicht im Studio. Deswegen würde ich uns als familiär bezeichnen. Das, was wir tun, ist natürlich sehr aufregend und gefährlich. (lacht)

"SOKO Potsdam": Darum geht es in der neuen Staffel

Worauf dürfen sich die Fans in der kommenden Staffel freuen?

Die perfekte Mischung aus Spannung, Emotionalität und einer guten Prise Leichtigkeit, die bei uns beim Dreh wieder super funktioniert hat - was man in den Folgen spürt. Es gibt abwechslungsreiche Themen und sehr interessante Episodenfiguren, die von wirklich tollen SchauspielerInnen verkörpert werden. Emotional wird es auch im Team und es gibt einen actionreichen Fall für die Kriminalhauptkommissarin Pauline Hobrecht.

Was ist das Besondere an Potsdam?

Ich habe die Stadt bis jetzt nur durch meine Arbeit und durch die verschiedenen Orte, an denen wir drehen, kennengelernt. Ein bisschen so, als würde sich das Stadtbild in meinem Kopf aus den Drehorten zusammensetzen. In der Innenstadt drehen wir auch, aber eher selten, das wäre vielleicht mit dem ganzen Trubel ein bisschen schwierig. Was ich aber besonders schätze, ist, dass man so schnell im Grünen ist. Am Ende des Drehtages gehe ich gerne zum Heiliger See und geniesse die Ruhe.

Warum schauen die Menschen gerne Krimis?

Ich stelle mir vor, dass sich die Menschen gerne Krimis anschauen, weil man anhand der Verdächtigen, Betroffenen oder der MörderInnen ein Lebensschicksal verfolgen kann. Und das Raten und Knobeln ist natürlich auch wichtig. Ich fiebere mittlerweile immer mit, überlege mir, was passieren wird und was wie kommen wird. Eine Berufskrankheit wahrscheinlich. (lacht)

Vielleicht ist es bei Krimis auch der berühmte Blick durchs Schlüsselloch.

Ja, aber den hat man bei anderen Filmen auch, oder? Allerdings kann man Menschen dabei zuschauen, wie sie versuchen, etwas zu vertuschen oder etwas heimlich zu machen. Man weiss nicht genau, ob man jetzt den Mörder oder nur eine Verdächtige beobachtet. Krimis schauen ist also eigentlich voyeuristisch.

Schauen Sie sich den "Tatort" oder den "Polizeiruf" an?

Neulich habe ich den "Polizeiruf" aus München gesehen. Aber ich habe gar keinen Fernseher und wenn ich selbst bestimmen kann, was ich sehen möchte, suche ich mir selten einen Krimi aus. Aber auch keine Psychothriller oder Horrorfilme.

Sie haben als Schauspielerin keinen Fernseher?

Das ist nicht ungewöhnlich. Aber viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben keinen Fernseher, sondern schauen sich die Filme und Serien in der Mediathek an oder schauen fern, wenn sie mal bei ihren Eltern sind.

Also zielgerichteter.

Genau. Neulich habe ich in einem Hotel mal den Fernseher angemacht, was ich selten tue. Aber dann fand ich es sogar cool, dass mir Sachen gezeigt worden sind, die ich mir nie aussuchen würde. Dinge, die mich aus meiner Bubble rausholen. Klar, beim Fernsehen kann man auch zappen und weiterschalten. Aber - wie beim Radio - wird man eher über Inhalte stolpern, die man sonst nicht sehen würde. Und das sage ich jetzt nicht, weil ich beim Fernsehen arbeite. (lacht) Manchmal langweilt mich, was der Algorithmus von Streamingdiensten mir vorschlägt und ich denke mir: "Ok, ich hab’s verstanden, du weisst, was ich in den letzten fünf Wochen geschaut habe und schlägst mir deswegen genau das vor."

Die schiere Menge an Angeboten bei Streamingdiensten kann einen auch überfordern.

Ich habe eher das Gefühl, dass der Algorithmus einem Sachen vorschlägt, die alle zu gleich und zu ähnlich sind.

Désirée Nick in ihrer Rolle als Christiane Scheffler. © ZDF und Fotografin: Britta Krehl

Dann noch einmal zurück zur neuen "SOKO Potsdam"-Staffel. Gleich in der ersten Folge ist Désirée Nick als Gaststar dabei. Wie kam es dazu?

Das weiss ich gar nicht so genau, ich hatte keine Szene mit ihr und deswegen auch gar keinen Kontakt - leider, denn das hätte ich spannend gefunden. Die Szene mit ihr ist nämlich sehr lustig geworden.

Was erlebt Ihre Figur Pauline Hobrecht in der neuen Staffel?

In der neuen Staffel lernt man Paulines Familie in drei Folgen etwas näher kennen. Und man wird die beiden Kommissarinnen in einer speziellen Situation sehen, aus der sie sich wieder herauswinden müssen. In einer Folge ist eine der Kommissarinnen sehr persönlich in den Fall verwickelt. Das finde ich sehr cool, wenn sowas passiert.

Hat man darauf Einfluss?

Man kann auf jeden Fall seine Wünsche äussern und wenn es in den grösseren Plan passt, kann es gut sein, dass sie berücksichtigt werden. Ich mag es auch, wenn sich das gesamte Ermittlerinnenteam mit einer Frage oder einem Thema beschäftigen muss, so wie bei "Brooklyn Nine-Nine" oder bei "The Office", wo dann im Büro die gesamte Zeit über ein Thema behandelt wird.

Ist schon ein Ende von ihrer Rolle in Sicht, Agnes Decker?

Sie haben also noch eine Menge Pläne für Ihre Rolle. Ein Ende ist nicht in Sicht?

Ja, ein Ende ist noch nicht in Sicht. Ich weiss auch schon ungefähr, was für Pauline Hobrecht in der 8. Staffel passieren wird, die wir ab März drehen werden. Aber konkret kann ich das erst sagen, wenn ich die Drehbücher bekomme. Da ist es dann oft so, dass ich mir beim Lesen denke: "Ach so, das macht meine Figur! Sehr interessant, ich wusste gar nicht, dass sie sowas macht!" Ich lerne also in jeder Folge eine neue Seite von Pauline kennen.

Ein Ende ist noch nicht in Sicht, aber hätten Sie schon eine Idee, wie das aussehen könnte, wenn es mal soweit wäre?

Ich habe mich natürlich schon mal gefragt, wie es ist, wenn Figuren, die ein Format verlassen, sterben. Das ist irgendwie traurig.

Und so endgültig.

Ja, stimmt, es ist auch endgültig. Nee, darüber habe ich mir wirklich noch gar keine Gedanken gemacht. Ich freu’ mich jetzt auf die kommende Staffelausstrahlung und bin gespannt, wie die Folgen bei den ZuschauerInnen ankommen.

Die 7. Staffel von "SOKO Potsdam" startet am Montag, 13. Januar, um 18:05 Uhr im ZDF. Die 2. Folge ist am 27. Januar um 18 Uhr zu sehen, beide Folgen gibt es bereits in der ZDF-Mediathek.

Über die Gesprächspartnerin

  • Agnes Decker wurde 1986 in Bonn geboren. Sie ist Film- und Theaterschauspielerin, war unter anderem schon im "Tatort" und beim "Traumschiff" zu sehen und arbeitet auch als Synchronsprecherin. Seit 2022 spielt sie die Rolle der Kommissarin Pauline Hobrecht in der Fernsehserie "SOKO Potsdam", einem Ableger der "SOKO"-Reihe.
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