Al Gore hat eine Mission: Er will das Klima retten. Dafür reist er unermüdlich durch die Welt, von einstürzenden Gletschern in Grönland zur Klimakonferenz nach Paris. Im Interview spricht er mit uns über die Apokalypse, den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Terrorismus - und natürlich Donald Trump.
Bei der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 hatten am Ende nicht die Wähler das letzte Wort, sondern der Oberste Gerichtshof; bekanntlich mit dem besseren Ende für George W. Bush.
Oscar und Friedensnobelpreis
Sein Konkurrent Al Gore musste sich ein anderes Betätigungsfeld suchen - und fand es mit dem Umweltschutz. 2006 veröffentlichte er seine erste Klima-Doku "Eine unbequeme Wahrheit", die ihm im Jahr darauf einen Oscar einbrachte.
Ebenfalls 2007 wurde
Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Zehn Jahre, in denen sich viel getan hat. So viel, dass Al Gore genug Material für einen neuen Film zusammen hat. Der heisst "Immer noch eine unbequeme Wahrheit - Unsere Zeit läuft" und ist ab dem 7. September im Kino zu sehen.
Wir haben den ehemaligen US-Vizepräsidenten in Berlin zum Interview getroffen.
Mr. Gore, wenn Sie nur eine einzige Gelegenheit hätten, einen Klimaskeptiker vom Klimawandel zu überzeugen, was würden Sie ihm zeigen?
Al Gore: Die Natur ist deutlich überzeugender, als ich es bin. Jeden Tag sehen wir in den Nachrichten Bilder wie aus der Apokalypse.
Extreme Wetterphänomene kommen heute sehr viel häufiger vor und sind leider auch viel zerstörerischer. Die Menschen wachen langsam auf und können den Klimawandel mit ihren eigenen Augen sehen.
Anders gefragt: Was war das schockierendste Beispiel für den Klimawandel, das Sie auf den Reisen für Ihren neuen Film gesehen haben?
Ziemlich verstörend waren berstende Gletscher in Grönland und Hochwasser in den Strassen von Miami – an einem sonnigen Tag.
Aber die wohl emotionalste Erfahrung war es, Überlebende von Wetterkatastrophen zu treffen, wie zum Beispiel auf den Philippinen [nach dem Taifun Haiyan im Jahr 2013; Anm.d.Red.].
Also sollte
(Lacht) Ja, das würde ich ihm mal empfehlen. Es war wirklich ein Schock, als er den Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen erklärt hat.
Umso schöner war es aber, als am nächsten Tag der Rest der Welt versichert hat: Wir bleiben drin. Auch in den USA haben sich viele aus Politik und Wirtschaft zu Wort gemeldet und versichert: Wir werden uns an das Abkommen halten - egal was Trump sagt.
Der nächste Präsident der USA kann die Entscheidung von Donald Trump wieder rückgängig machen. Was müsste passieren, damit Sie in Erwägung ziehen, dieser nächste Präsident werden zu wollen?
Zunächst einmal: Aufgrund der Dauer des Prozesses kann der Austritt der USA frühestens am Tag nach der nächsten Präsidentschaftswahl am 3. November 2020 erfolgen.
Trumps Nachfolger könnte dessen Entscheidung dann innerhalb von 30 Tagen rückgängig machen.
Was mich selbst angeht: Ich bin ein "trockener" Politiker – und je länger ich keinen Rückfall erleide, desto unwahrscheinlicher wird auch eine Rückkehr.
Der Film zeigt Sie auch in Paris während der Terrorangriffe im November 2015. Warum war diese Szene wichtig?
Dieser Terrorangriff nur zwei Wochen vor der Klimakonferenz war eine schreckliche Tragödie. Aber er war auch direkt verantwortlich für das Gelingen des Gipfels.
Alle anwesenden Staatschefs waren geschockt und drückten in ihren Reden ihre Solidarität mit dem französischen Volk aus.
Anschliessend wollten alle zeigen, dass die Menschheit dazu in der Lage ist, eine bessere Zukunft zu gestalten.
Sehen Sie einen direkten Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und Terrorismus?
Einerseits führt der Klimawandel in Krisengebieten im Mittleren Osten und in Nordafrika, wo viele Flüchtlinge herkommen, zu immer mehr politischer Instabilität.
Andererseits halte ich es für wichtig, jungen Menschen weltweit ein Signal zu senden, dass wir die Erde wirklich zu einem besseren Ort machen wollen.
Es zahlt sich immer aus, Menschen in schwierigen Situationen – und auch unseren eigenen Kindern und Enkelkindern – Hoffnung zu geben und ihnen zu zeigen: Wir kümmern uns um eure Zukunft.
Wenn Sie im Jahr 2000 statt George W. Bush US-Präsident geworden wären – wo stünden wir heute beim Kampf gegen den Klimawandel?
(Lacht) Natürlich denke ich, dass wir heute besser dastünden. Aber statt mich über die Vergangenheit zu grämen, denke ich lieber an die Zukunft.
Ich bin sehr dankbar, ausserhalb des politischen Systems etwas Sinnvolles tun zu können.
Vielen Dank für das Gespräch.
(Auf Deutsch) Danke.
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