Am 5. April startet im ZDF die nunmehr 48. Staffel von "Der Alte". Wir haben mit Hauptdarsteller Thomas Heinze, der kürzlich seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, über die Kult-Krimiserie und das Älterwerden gesprochen.
"Der Alte" fesselt bereits seit den 1970er Jahren Zuschauerinnen und Zuschauer. An diesem Freitag (20.15 Uhr im ZDF) startet eine neue Staffel der Krimiserie – mit
Wir haben den 60-jährigen Schauspieler um ein persönliches Zwischenfazit nach einem Jahr "Der Alte" gebeten und mit ihm über das Älterwerden, seine bis heute bestehende Rennleidenschaft und seine Kinder gesprochen, die mit Anfang 20 "Gott sei Dank" noch zu Hause leben.
Herr Heinze, am 5. April startet die sage und schreibe 48. Staffel der Krimireihe "Der Alte" mit acht neuen Folgen. Warum wird "Der Alte" niemals alt?
Thomas Heinze: Das ist eine gute Frage! Zum einen wird die Figur des "Alten" bei jeder Neubesetzung zwangsläufig immer wieder neu erfunden. Die Serie gibt es schliesslich seit 1977. Zum anderen wird das gesamte Format dabei automatisch ein Stück weit an die Aktualität angepasst. Einen grossen Anteil am Erfolg des "Alten" haben natürlich meine Vorgänger, die ihre Sache so gut gemacht haben, dass das Publikum über 45 Jahre lang dabei geblieben ist. Genauso wichtig sind die Leute hinter der Kamera. Es herrscht und herrschte immer ein reger Austausch, der dazu führt, dass "Der Alte" zeitgenössisch, aktuell und brisant bleibt.
Gestorben wird immer
Und am Ende gilt das, was der Titel der achten Folge dieser Staffel aussagt: "Gestorben wird immer" …
Stimmt, das bleibt wohl für alle Ewigkeiten aktuell. Wenn wir schon bei Wortspielen sind: Ich hoffe, dass diese Staffel – wie der Titel der 7. Folge verspricht – ein "Knüller" wird. Erst recht mit Blick auf die erste Folge mit dem Titel "Crash", bei der es gleich heftig kracht und zur Sache geht.
Sie haben am 30. März zwar ihren 60. Geburtstag gefeiert, wirken aber alles andere als alt. Werden Sie häufig darauf angesprochen, dass Sie doch eigentlich noch zu jung sind, um den "Alten" zu verkörpern?
Kurz vor der Ausstrahlung meiner ersten Folgen im vergangenen Jahr wurden mir Fragen wie diese tatsächlich häufig gestellt. Der Titel der Serie bezieht sich aber nicht unbedingt auf das Alter. Aber selbst, wenn man ihn darauf beziehen würde, kann "Der Alte" noch gar nicht 70 sein, weil das Renteneintrittsalter ja darunter liegt. Ich bin nur ein Jahr jünger als mein Vorgänger Jan-Gregor Kremp, der mit 50 "Der Alte" geworden ist. Wenn man also jemanden hätte fragen wollen, ob er nicht zu jung für den "Alten" ist, dann doch bitte Jan und nicht mich (lacht). Dass ich so herzlich aufgenommen wurde, habe ich übrigens vor allem ihm zu verdanken. Jan hat die Übergabe unglaublich liebevoll begleitet und vorbereitet.
Thomas Heinze: "Ich fühle mich nicht viel anders als vor zehn Jahren"
Hört sich die "60" für Sie denn alt an?
60 empfinde ich schon als alt, ja – weil wir, wenn überhaupt, nur von einer begrenzten Lebensdauer ausgehen können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich schon weit über die Hälfte meines gesamten Lebens hinter mir habe. Das ist der einzige Gedanke, den ich nicht so prickelnd finde. Grundsätzlich bin ich aber dankbar dafür, dass ich überhaupt noch da bin. Im Laufe der Jahre musste ich mich schon von einigen Freunden und Weggefährten viel zu früh verabschieden.
Haben Sie Ihrem 60. Geburtstag im Vorfeld eine besondere Bedeutung beigemessen?
Ich habe den Eindruck, dass dieser runde Geburtstag für mein Umfeld mehr bedeutet hat als für mich. Ich fühle mich nicht viel anders als vor zehn Jahren, als ich 50 geworden bin. Dafür bin ich sehr dankbar. Bezüglich des Älterwerdens ist mir nur wichtig, dass ich nach wie vor gesund und fit bin.
In "Der Alte" werden nicht nur zeitlose, sondern auch aktuell brisante Themen abgehandelt. In der neuen Staffel sind Folgen dabei, in denen es zum Beispiel um einen Umweltskandal oder das Schicksal des Chefentwicklers einer App geht. Ist das der Themen-Mix, den es heute in einer Krimiserie braucht?
Grundsätzlich bleibt das zentrale Thema, wie wir ja gerade festgestellt haben, eh zeitlos und immer aktuell: nämlich der Mord, der der Auslöser ist. Aber das Umfeld hat sich natürlich über die Jahre verändert. Ich habe festgestellt, dass ich über die verschiedenen Themen und Episoden ganz viel dazugelernt und neue Einblicke gewonnen habe. Und ich hoffe, dass es dem Zuschauer genauso geht.
Hat man bei einer Serie als Schauspieler überhaupt die Zeit, wirklich in die Tiefe zu gehen?
Ich denke schon, dass man die Zeit hat, wenn man sie sich nimmt. Eine meiner Lieblingsfolgen des ersten Blocks war übrigens die letzte Folge, in der das Opfer eine obdachlose Person war. Da konnte man sich mal selber hinterfragen, wie wir wohnungslose Menschen in unserer Gesellschaft eigentlich wahrnehmen. Wir drehen insgesamt immer etwa ein halbes Jahr lang, aufgeteilt in vier Blöcken à sechs Wochen. Den restlichen Zeitraum nutzen wir zur Vorbereitung des nächsten Blockes und zum Feinschliff der Bücher.
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Ein Kosmos, in dem sich der Schauspieler sehr gerne bewegt
Welches Zwischenfazit ziehen Sie nach rund einem Jahr als "Der Alte"?
Ich bin sehr zufrieden. Die ersten sechs Folgen mit dem neuen "Alten", die bisher ausgestrahlt worden sind, wurden sehr gut aufgenommen. Ich habe mich darüber riesig gefreut. Das gesamte Team hat mich von Beginn an herzlich empfangen. Die Zusammenarbeit, auch vor der Kamera, war gleich sehr harmonisch und selbstverständlich. Vor allem mit Steph (Stephanie Stumph, spielt die Anna Lorenz; Anm. d.Red.), Sidonie von Krosigk, die die Pathologin Dr. Luisa Geiger verkörpert und Yun Huang. Ein bisschen ist es wie eine Reise zurück in der Zeit – zu dem Film "Allein unter Frauen", den ich in den 90ern gedreht habe (lacht). "Der Alte" ist ein Kosmos, in dem ich mich sehr gerne bewege. Wir haben viel Spass an der Arbeit, es wird nie langweilig. Alle gehen einen neuen Block immer so an, als wäre es der erste Dreh.
Das Frühjahr ist immer geprägt von Filmfestivals und Preisverleihungen. Wie haben Sie als gebürtiger Berliner die Berlinale im vergangenen Februar erlebt – und die Vorwürfe, die Verantwortlichen hätten dem Antisemitismus bei der Abschlussgala eine Bühne gegeben?
In diesem Jahr hatte ich wenig Zeit für die Berlinale, die ja eigentlich zu den grössten Publikumsfestivals überhaupt zählt. Aber davon hat man in der Stadt kaum etwas gespürt. Und ja, natürlich habe ich den Eklat bei der Abschlussveranstaltung mitbekommen – aber der eigentliche Skandal war ja, dass die von ihnen genannten Vorwürfe während der Verleihung hingenommen und obendrein beklatscht wurden. Sehr gefreut habe ich mich dagegen für Matthias Glasner, der bei der Berlinale für seinen Film "Sterben" (u.a. mit Lars Eidinger und Corinna Harfouch in den Hauptrollen; Anm. d. Red.) mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Das war einer der wenigen Filme, die ich während der Berlinale aus Zeitgründen sehen konnte.
Familienleben, Ferienhaus in Spanien und Rennleidenschaft
Auch die Oscarverleihung liegt hinter uns. Welche Momente werden Sie noch lange in Erinnerung behalten? Und: Bedauern Sie es, dass Sandra Hüller keinen persönlichen Oscar bekommen hat?
Ich habe seit meinem 17. Lebensjahr jede Oscarverleihung gesehen. Dieses Jahr haben wir sie allerdings aufgezeichnet, da ich am nächsten Tag wieder drehen musste. Mein Sohn Sam hat sich dann die Aufzeichnung angeguckt, während ich auf dem Weg zum Set war und wir telefoniert haben. Ich habe also die Oscars dieses Jahr als Hörspiel erlebt. Für Sandra Hüller hätte ich mich natürlich sehr gefreut, wenn sie gewonnen hätte. Aber gleich mit zwei Filmen für einen Oscar nominiert zu sein, ist schon für sich sensationell. Glückwunsch dazu!
Wie verbringen Sie Ihre Zeit, wenn Sie mal nicht am Set stehen müssen? Sind Sie eigentlich noch als Hobby-Rennfahrer im Einsatz?
Ich habe drei tolle Kinder, mit denen ich sehr gerne viel Zeit verbringe. Und die leben Gott sei Dank immer noch zu Hause, obwohl sie schon Anfang 20 sind (lacht). Ausserdem haben wir ein Ferienhaus in Spanien, wo wir auch sehr gerne alle zusammen sind. Meine Rennleidenschaft habe ich mir bis heute bewahrt, besitze aber kein Rennauto. Also sollte mich mal wieder jemand ins Cockpit setzen wollen, ich wäre dabei!
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