Kurze Hose, Hawaii-Hemd, Fischerhut: In diesem Outfit wird Atze Schröder an Ostern im TV zu sehen sein - der Comedian gibt sein "Traumschiff"-Debüt. Im Interview spricht er über die Dreharbeiten in Florida und verrät, warum er viele seiner früheren Gags heute nicht mehr machen würde.
Comedian
Im Interview setzt der 59-Jährige auf Komplimente statt auf Plattitüden und sagt: "Diejenigen, die den Atze wie früher als Macho sehen möchten, müssen zu Hause bleiben."
Herr Schröder, in der Oster-Folge des "Traumschiffs" schlüpfen Sie in die Rolle eines etwas eigenwilligen Typen, der mit einem Metallsuchgerät den Strand inspiziert. Wissen Sie, wie man diese Leute nennt?
Atze Schröder: Ehrlich gesagt habe ich das schon wieder vergessen (lacht). Die Dreharbeiten liegen ziemlich lange zurück ...
Sie spielen einen Sondler.
Ach ja, stimmt. Die Rolle war mir aber eigentlich egal. Und doch finde ich die Geschichte dieses Sondlers interessant. Dieser Typ hat nämlich seinen Kiosk in der Heimat für viel Geld verkauft und lebt nun in Florida seinen Traum. Bekanntlich bringt so ein Kiosk ja ein Vermögen ein. Bei einem Mädels-Ausflug treffen Dr. Jessica Delgado (gespielt von
Die klassische Frage nach möglichen Parallelen zwischen Ihrer Figur und Ihnen erübrigt sich vermutlich an dieser Stelle ...
Absolut. Sollte es eines Tages so weit sein, dass ich mit so einem Gerät am Strand herumlaufe, dann holt mich bitte ab! Beim nächsten Mal würde ich gerne einen Heiratsschwindler spielen. Die sind an Bord ja immer gern gesehen.
Wenn es also nicht die Rolle war, die Sie aufs "Traumschiff" gelockt hat – was war es dann?
Ein Traum wurde wahr – und das meine ich ganz im Ernst. Als Wolfgang Rademann, der Produzent der Serie, noch lebte, bekam ich mal eine Anfrage. Ich hätte zehn Tage auf dem Schiff verbringen sollen. So gern ich damals dabei gewesen wäre: Es ging aus terminlichen Gründen nicht, da ich zu dem Zeitpunkt auf Tour war. Im Nachhinein habe ich mich jahrelang darüber geärgert, dass ich die Gelegenheit nicht wahrnahm. Denn danach waren wir Comedians beim "Traumschiff" erstmal nicht mehr so gefragt.
Atze Schröder: Nach "Traumschiff"-Buch von Christoph Maria Herbst "war man mit Typen wie uns erstmal vorsichtig"
Woran lag das?
Während der Dreharbeiten vor einem Jahr wurde Ihnen erklärt, dass "die Stinker mit der Zeit immer aussortiert werden". Das haben Sie in Ihrem Podcast "Zärtliche Cousinen" verraten. Dürfen Sie denn wiederkommen?
Tatsächlich hat mir die Regisseurin zum Abschied gesagt, dass sie mit mir jederzeit wieder drehen würde. Offensichtlich scheine ich also kein Stinker, sondern ein ganz umgänglicher Typ zu sein. Auch ich würde für "Das Traumschiff" jederzeit alles stehen und liegen lassen. Es hört sich jetzt alles geschleimt an, aber es stimmt wirklich: Ich habe noch nie einen so geilen Dreh erlebt. Die Crew ist unglaublich eingespielt.
In besagter Podcast-Folge haben Sie "Das Traumschiff" übrigens mit "Die Hexen von Eastwick", einem Film von 1987, verglichen. Wie kamen Sie darauf?
Ich bin ja der deutsche
Ein Schlagersänger als Kapitän (
Es sagt aus, dass man auf Charaktere setzt. Jeder, der schonmal privat mit Florian Silbereisen zu tun hatte, ist begeistert. Er ist wirklich ein toller Kerl. Und Judith Williams habe ich kürzlich bei einer Quizsendung kennenlernen dürfen. Auch mit ihr würde ich sofort in Urlaub fahren.
"Die Zeiten, in denen man Frauen hinterhergepfiffen hat und Catcalling an der Tagesordnung war, sind Gott sei Dank vorbei."
Wie ähnlich sind Sie Ihrer Kunstfigur Atze Schröder – auch im Vergleich zu früher?
Die Entwicklung mache ich sowohl privat als auch auf der Bühne mit. Ich thematisiere das ganz bewusst. Die Zeiten, in denen man Frauen hinterhergepfiffen hat und Catcalling an der Tagesordnung war, sind Gott sei Dank vorbei. Ich bin jetzt seit 30 Jahren Komiker. Und ich glaube, die Hallen wären nicht so voll, wenn ich nicht auch den Zeitgeist aufnehmen würde. Viele Gags, die ich früher gemacht habe, würde ich heute nicht mehr machen.
Gibt es Fans der ersten Stunde, die sich den Atze von damals zurückwünschen?
Ja, die gibt es. Aber wer da nicht mitgeht, der fällt weg. Dafür kommen andere Leute hinzu. Diejenigen, die den Atze wie früher als Macho sehen möchten, müssen dann eben zu Hause bleiben. Und wenn ich dann weniger Tickets verkaufe, dann ist das eben so.
Warum sich Atze Schröder und Till Hoheneder bei ihren Podcast-Hörerinnen und -Hörern entschuldigen mussten
Sie machen zwei Podcasts, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während Sie sich in "Zärtliche Cousinen" zum Beispiel den "heiligen 3 Morgenlatten" widmen, geht es in "Betreutes Fühlen" um Resilienz oder Liebe zur Selbstliebe. Fällt Ihnen der Switch manchmal schwer?
Nein. Wenn ich als Komiker auf die Bühne gehe, dann liefere ich natürlich auch eine Show ab. Die Leute haben bezahlt und sollen dafür etwas zu lachen bekommen. Auch ein Robbie Williams verhält sich auf Tour anders als in seinem Privatleben. Und wenn ich über meinen Beruf hinaus dann mal ernste Themen mit Dr. Leon Windscheid in "Betreutes Fühlen" bespreche, dann tut auch mir das gut – weil ich in diesen Momenten spüre, dass ich noch viel mehr Bandbreite habe. Es würde mich langweilen, nur noch Plattitüden rauszuhauen. Wobei auch Till (Hoheneder; Anm. d. Red.) und ich in einer der letzten "Zärtliche Cousinen"-Folgen vielleicht sogar einen Schlag zu ernst waren ...
Was war der Anlass?
Einige Hörerinnen und Hörer hatten sich bei uns beschwert, dass wir manche Zuschriften nicht ernst genug nehmen. Über die eine oder andere hatten wir uns sogar ein bisschen lustig gemacht. Da wurden wir auf frischer Tat ertappt und mussten uns auch wirklich entschuldigen. Wir haben das getan und Besserung gelobt.
Über den Gesprächspartner
- Atze Schröder ist eine deutsche Kunstfigur, die als Comedian durch die TV-Serie "Alles Atze" (1999-2006) bekannt wurde. In dem Kinofilm "7 Zwerge – Männer allein im Wald" spielte Schröder einen Hofnarren. Aktuell betreibt er zwei Podcasts – "Zärtliche Cousinen" mit Till Hoheneder und "Betreutes Fühlen" mit Leon Windscheid.