David und Victoria Beckham sind seit 25 Jahren ein Paar. Die Netflix-Doku "Beckham" zeichnet vor allem seine Fussballkarriere nach, gibt aber auch Einblicke in ein turbulentes Beziehungsleben.
"Wir sind beide aus der Arbeiterklasse", sagt
Er der harte Arbeiter, der von Kindheit an für seinen Traum vom Profifussball kämpfte – sie der schon früh ans bequeme Leben gewöhnte spätere Popstar: So werden die Rollen in dieser kurzen Szene aus der Netflix-Doku "Beckham" zwischen den Eheleuten verteilt. Immerhin wurde Victoria einst als "Posh Spice" berühmt, also als "die Vornehme" unter den legendären Spice Girls. Längst ist der Clip viral gegangen, weil er eine unerwartet ehrliche Szene einer Ehe zeigt.
In der vierteiligen Mini-Serie von Regisseur Fisher Stevens geht es zwar vor allem um Davids Fussballerkarriere. Noch interessanter als die Szenen etlicher Fussballpartien ist aber die Beziehung zwischen David und Victoria: Wie schafft es ein Paar, das seit Beginn der Beziehung im Auge der Öffentlichkeit steht, so lange zusammenzubleiben?
Vom begabten Fussballer zum Superstar
David und Victoria Beckham kennen sich seit über 25 Jahren. 1999 heirateten sie in einer knallig-lilafarbenen Zeremonie in Irland. Sie haben vier Kinder, die inzwischen ebenfalls Karrieren als mehr oder weniger prominente Figuren der Popkultur gestartet haben. Durch die Beziehung mit der Glamour-affinen Victoria stieg David Ende der 90er-Jahre vom tüchtigen, urbritischen Fussballer zum Weltstar auf, dessen riesige Brillantohrstecker um die Jahrtausendwende im Blitzlichtgewitter strahlten, wo auch immer er unterwegs war.
Der damalige Manchester-United-Trainer und Vaterfigur Alex Ferguson war von den Bling-Bling-Allüren seines Schützlings nicht begeistert, das legt die Doku nahe; er sah ein einfaches Leben für David mit wenig Ablenkung vom Fussball vor. Aber der Plan der Beckhams war immer, das wird allen Bescheidenheitsbeteuerungen zum Trotz deutlich, sich als durchgestyltes "Power Couple" in der Welt der Reichen und Schönen einzurichten.
Auf ihrem Weg haben David und Victoria Beckham, inzwischen beide Ende 40, stets dafür gesorgt, dass beide ihren gerechten Anteil am Rampenlicht abbekommen. Er auf dem Fussballplatz und in Werbekampagnen, sie nach der Popkarriere als Designerin und bestens vernetzte Society-Grösse – zu Victorias Freundinnen gehört etwa Meghan Markle.
Dass eine solche Ehe nicht immer einfach ist, daraus macht die Netflix-Doku kein Geheimnis. So belasteten Anfang der 2000er-Jahre Trennungs-und Affärengerüchte die Beziehung. Die Geburt des dritten Sohnes Cruz verpasste David, weil er für einen Werbepartner ein Fotoshooting mit Beyoncé und Jennifer Lopez zu absolvieren hatte – ein Umstand, der Victoria bis heute zu erzürnen scheint.
Dass die Beckhams ihre Wirbelwindjahre gut überstanden haben und inzwischen ein ruhiges Leben auf dem Land in England führen, wo das sonntägliche Grillen mit der ganzen Familie zu den Highlights zählt – so will die Doku die Zuschauer zumindest glauben machen –, das geht in der ersten Liga der internationalen Stars fast als Kuriosum durch. Und so sitzt man vor der Netflix-Show und fragt sich: Wie machen die das? Es sind schliesslich schon Ehen an geringeren Widerständen als einer Dauerbelagerung durch den Boulevards gescheitert.
Der Unterschied zwischen Privatleben und öffentlicher Person
Vielleicht halten die Beckhams nach wie vor zusammen, weil sie sich offenbar immer einig waren und sind, welches Bild sie nach aussen verkörpern wollen – und was privat bleiben soll. In einer Szene der Doku, in der es um eine angebliche Affäre Davids im Jahr 2004 geht, geben beide zu, damals die härteste Phase ihrer Ehe erlebt zu haben. Doch dann wird die Debatte mit dem Satz beendet: "Letztlich ist das eine private Angelegenheit."
In dieser Szene wird deutlich, wie sorgfältig austariert das Bild ist, das die Beckhams als "Familienunternehmen" von sich für die Öffentlichkeit entwerfen. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, jeder Satz sitzt. Die harten Seiten des Lebens kann man erwähnen. Ins Detail geht man nur hinter verschlossenen Türen.
Das zeugt von einem feinen Gespür für Publicity, das die Beckhams über die Jahrzehnte ihrer Beziehung perfektioniert haben. Aber auch, und das ist noch wichtiger, von viel gegenseitigem Respekt: Wie achtsam die beiden in unabhängigen Szenen übereinander sprechen, hätte sich kein Paartherapeut schöner ausdenken können. Stets mit leisem Humor (Victoria: "Ich war schon berühmt, als wir uns kennen lernten, dafür brauchte ich David nicht.") und Stolz auf das, was man gemeinsam aufgebaut hat.
Er sei kein Typ, der leicht aufgebe, sagt David Beckham über Fussball. Seine Unermüdlichkeit lässt sich aber auch auf die Ehe übertragen: "Was wir haben, war es wert, dafür zu kämpfen", heisst es in einer anderen Szene. Ein Satz, den man sich fast ausdrucken und an den gemeinsamen Kühlschrank kleben kann …
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