Seit 2009 sind "Die Bergretter" auf waghalsigen Rettungsmissionen im Gebirge unterwegs, in der kommenden 15. Staffel wird Heidi Klum aus einer spektakulären Situation befreit. Luise Bähr ist seit fast zehn Jahren dabei, sie spielt die Notärztin Katharina Strasser. Im Interview mit unserer Redaktion verrät die 44-Jährige, warum die "Bergretter" so erfolgreich sind, wie es war, mit Heidi Klum zu drehen und warum sie und Kollege Sebastian Ströbel schon mal die echten Bergretter rufen mussten.
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Luise Bähr: Wir haben die echten Bergretter immer dabei, weil sie unser Team beim Dreh beraten, sichern und uns unterstützen, denn wir sind ja wirklich im Hochgebirge unterwegs. Kein ungefährlicher Arbeitsort und ohne sie ginge da gar nichts. Es gibt aber auch am Rande eine Geschichte, von der ich nicht weiss, ob mein Kollege
Wusste der Chef-Bergretter, wen er da gerettet hat?
Ja, natürlich. Heri Eisl ist der Chef der Bergrettung, mit dem wir seit Jahren zusammenarbeiten. Er ist mittlerweile ein guter Freund. Deshalb konnte er auch nur schmunzeln, wie uns Bergerfahrenen das passieren konnte: Weiss man doch, dass man da nicht ohne Schneeketten hochfahren darf!
Das ist Ihnen wahrscheinlich nur einmal passiert?
Ja, einmal und nie wieder. (lacht)
Sie haben gerade schon gesagt, Sie drehen im Hochgebirge. Für die Dreharbeiten muss man sehr fit sein, oder?
Die Dreharbeiten finden im Kaunertal auf dem Gletscher und in Ramsau am Dachstein statt, teilweise auf 3.000 Meter Höhe – und da muss das Team fit sein, das Equipment muss geschleppt werden, auch von uns wird viel erwartet: Zum Beispiel mal eben in so einer Höhe durch den Tiefschnee rennen. Da wird einem schnell die Luft knapp, weil sie in dieser Höhe viel dünner ist. Ein gewisser grad an Fitness ist bei uns fast schon Voraussetzung. Wir sind alle sehr sportlich unterwegs. Ich für meinem Teil gehe jeden Tag laufen, und mache Pilates für die Mobilität. Ich bin nicht der Fitnessstudio-Typ, sondern integriere den Sport lieber in meinen Alltag und die Freizeit. Im Sommer gehe ich klettern, wandern und reiten, im Winter geht es mit dem Snowboard auf die Piste, es werden mit den Ski Touren gegangen oder die Langlaufloipe direkt vor der Tür genutzt. Zum Glück dürfen wir dort arbeiten, wo andere Urlaub machen. Die Ramsau am Dachstein ist ein wahres Freizeitparadies. Und am Ende der Dreharbeiten in den Bergen ist man noch fitter als vorher.
Warum sind "Die Bergretter" so erfolgreich?
Wie lange dauern die Dreharbeiten?
Wir drehen sechs oder sieben Folgen, immer in drei Blöcken. Dazwischen gibt es Pausen, aber gefühlt ist man ein halbes Jahr in den Bergen.
Geniessen Sie diese Zeit?
Ich liebe es, es in den Bergen zu sein. Ramsau am Dachstein ist neben Berlin wie meine zweite Heimat geworden. Ich bin auch so aufgewachsen: In der Stadt in Frankfurt am Main und wir hatten ein Ferienhaus auf dem Land, wo wir die Wochenenden verbracht haben. Und auch jetzt darf ich das Schöne von beiden Welten geniessen. Ich liebe die Natur und die Ruhe. In den Bergen wohne ich auf einem Bauernhof mit ganz vielen Tieren. Das ist ein schönes Kontrastprogramm zum turbulenten, bewegten Stadtleben Berlins.
Gibt es etwas, das in der Ramsau schöner ist als in Berlin?
Die Berge? (lacht) Und die Luft. Ich bin ein naturnaher Mensch und wenn ich morgens meinen Tee oder Kaffee auf dem Balkon trinke oder zum Zähneputzen rausgehe – das mache ich immer – dann habe ich ein fantastisches Bergpanorama vor mir und atme frische Bergluft. Das erfüllt mich jedes Mal mit einem ganz grossen Glück und ganz grosser Zufriedenheit. Die Berliner Luft ist bekanntlich eine ganz andere...
Aber Sie bleiben trotzdem in Berlin wohnen?
Ja, Berlin bleibt trotzdem vorerst mein Standort. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, zu 100 Prozent aufs Land zu ziehen. Da würde mir auf Dauer die Stadt mit ihren kulturellen Angeboten fehlen. Und ich liebe Essen und koche für mein Leben gern. Die österreichische Küche ist zwar fantastisch, aber ich bin dann doch wieder froh, wenn ich zurück in der Stadt die kulinarische Vielfalt geniessen kann, die hier etwas grösser ist.
"Die Bergretter" sind schon sehr lange sehr erfolgreich. Was denken Sie, woran das liegt?
Ich glaube, dass unsere Reihe ganz viel vereint: In erster Linie ist es ein Action-Format, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Es hat aber auch einen kriminalistischen Anteil. Die Landschaft dürfen wir natürlich nicht vergessen. Und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Es spricht einfach viele Menschen aller Altersklassen an, was uns natürlich freut. Da schaut auch mal die ganze Familie zu oder die Grosseltern zusammen mit dem Enkeln.
Jetzt startet die 15. Staffel. Worauf dürfen sich die Fans freuen?
Auf actionreiche Stunts und dramatische Geschichten. Wir haben spannende Themen aufgegriffen, wie etwa Gewalt in der Ehe. Und es gibt einen Überraschungsgast, wie wahrscheinlich niemandem entgangen ist:
Liebes-Comeback zwischen Katharina und Markus?
Deuten Sie damit ein Liebes-Comeback der beiden an?
Das deute ich nicht an, aber sterben tut die Liebe auf keinen Fall.
Hat es der Geschichte gutgetan, dass die beiden Figuren sich getrennt haben?
Eine Entwicklung ist immer spannend und auch eine Trennung ist eine Entwicklung. Danach kann man sich wieder aufeinander zubewegen oder sich in anderen Beziehungen spiegeln. Die beiden arbeiten ja auch weiterhin miteinander, sie verbindet eine ganz tiefe Freundschaft und Verbundenheit. Sie sind Seelenverwandte. Und das macht es natürlich spannend, wie es mit den beiden weitergeht. Auch wenn es mir immer ein bisschen leid für die Zuschauer tut. (lacht)
Was war das Anstrengendste oder Herausfordernde in der aktuellen Staffel?
Ich empfinde die Kälte immer am herausforderndsten, weil wir teilweise bei Minus 20 Grad drehen. Wenn man nicht mehr richtig sprechen kann, weil einem gefühlt der Kiefer eingefroren ist, helfen nur noch warme Gedanken – das ist wirklich ein Mind-Setting, auf das man sich einlassen muss. Wir haben auch viel im Wasser an einem Wasserfall gedreht. Wenn man stundenlang nass ist, die Sonne nicht scheint und die Aussentemperatur bei acht Grad liegt, ist das wirklich eine körperliche Herausforderung, die man zu meistern hat. Umso schöner ist die heisse Dusche danach. (lacht)
Wie kann man sich einen normalen Drehtag bei den "Bergrettern" vorstellen?
Ich gucke in der Früh immer, wie das Wetter ist. Meistens wird man von einem sehr schönen Sonnenaufgang oder einem Hochnebel begrüsst – es ist immer spektakulär, egal ob gutes oder schlechtes Wetter. Dann wird man abgeholt und zum Drehort gebracht. Dort geht es in die Maske und Garderobe und wir haben Zeit zu frühstücken, bevor der Dreh beginnt. Die Mittagspause findet meistens unter freiem Himmel statt, irgendwo am Berg. Das Catering wird teilweise raufgetragen, damit wir nicht alle runter müssen. Das würde zu lange dauern. Und am Abend ist man oft so müde, weil man sich den ganzen Tag in der Höhe bewegt hat, dass man froh ist, ins Bett zu fallen.
Und am nächsten Tag geht es wieder genauso weiter?
Ja! Ich lebe dort während der Dreharbeiten mit meiner Tochter aber auch einen richtigen Familienalltag, der on top natürlich manchmal fordernd sein kann, auf den ich mich aber immer freue. Wir Schauspieler drehen natürlich nicht jeden Tag, es gibt auch mal einen Tag Pause. Dann freuen wir uns immer, dass wir dort arbeiten, wo andere Urlaub machen. Dann kann man zum Beispiel Skifahren gehen und im Sommer klettern oder alle anderen Freizeitmöglichkeiten nutzen, die die Region zu bieten hat. Und da gibt es einiges!
Sie sind durch die Dreharbeiten noch gar nicht ausgelastet und gehen noch Skifahren und Klettern?
Wenn man das schon vor der Tür hat! Es ist ein grosses Geschenk, den Sommer und den Winter in den Bergen verbringen zu dürfen.
Luise Bähr: "Heidi Klum ist eine total sympathische, total professionelle Frau"
Ist es eine Anforderung an Schauspieler, die zu Ihnen kommen, sehr sportlich sein zu müssen?
Jeder, der zu uns kommt, wird gefragt, ob er Höhenangst hat und sich das zutraut. Viele, die davor schon mal in der Kletterhalle waren, sagen dann, dass sei gar kein Problem. Aber schlucken dann doch, wenn sie in der Steilwand hängen und es einfach mal 500 Meter nach unten geht. Man weiss zwar, dass nichts passieren kann, aber das ist eine Sache im Kopf. Bei uns haben schon einige gezittert. (lacht)
Hat Heidi Klum auch gezittert?
Wenn nur im Spiel! (lacht) Wir haben was Spektakuläres mit ihr gemacht, was sie ganz toll gemeistert hat. Heidi Klum ist eine total sympathische, total professionelle Frau, die die ganze Zeit gute Laune und Energie versprüht hat. Die Zusammenarbeit war aufregend und unspektakulär zugleich, weil sie sich sofort ins Team integriert hat und keine Extrawurst wollte. Sie hatte auch
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Sie hat sich quasi selbst ins Spiel gebracht bei den "Bergrettern", weil sie grosser Fan der Serie ist.
Genau. Wer hätte gedacht, dass Heidi Klum und Tom so grosse "Bergretter"-Fans sind! Sie hatte das mal gepostet, dann ging ein kleines Spielchen los und eins kam zum anderen.
Schauen Sie auch "Germany’s Next Topmodel"?
Mein Patenkind ist grosser Fan, da schaue ich schon mal mit.
Und die nächste Staffel? Die startet dann, wenn Sie wieder anfangen zu drehen, im kommenden Februar.
Ich weiss es um ehrlich zu sein nicht. Das ist nicht so ganz mein Thema. (lacht)
Es gibt ein Foto, auf dem Heidi Sie hochgehoben hat. Was war da los?
Heidi hat mich während des Drehs quasi auf Händen getragen. (lacht) Und die Bildunterschrift macht natürlich neugierig...
Wird Heidi Klum nochmal bei den "Bergrettern" mitspielen? Oder war das eine einmalige Aktion?
Das wird man sehen. Heidi würde gerne, aber es ist natürlich produktionstechnisch schwierig, ein Zeitfenster zu finden, bei einer so viel beschäftigten Frau. Letztendlich ist es eine Entscheidung der Produktion. Aber wir können gespannt sein: Heidi hat mit Katharina einiges vor...
Aber Sie offenbar auch, oder wie lange werden Sie noch bei den "Bergrettern" zu sehen sein?
Ich höre erst auf, wenn es mir langweilig wird und das tut es noch lange nicht. Jeder Drehtag ist wie ein neues Abenteuer und hält eine Überraschung parat. Das Team ist toll, die Kollegen sind toll, wir sind eine richtige "Bergretter"-Familie geworden. Wenn man so viele Abenteuer miteinander erlebt, schweisst das einfach zusammen.
Sie spielen eine Notärztin. Muss man sich auch fit halten, was medizinische Fachbegriffe anbelangt?
Das Gemeine ist, dass wir Schauspieler Texte immer brav auswendig lernen. Aber bei den "Bergrettern" sind wir sehr spontan, weil die Drehbücher nicht immer zu den Gegebenheiten vor Ort am Berg passen. Deshalb lernen wir auch auf Zuruf, was bei komplizierten medizinischen Fachbegriffen manchmal nicht so einfach ist. (lacht) Aber ich mache das lange genug und kenne mich mittlerweile ganz gut aus. Wir haben auch meist eine medizinische Fachberatung vor Ort, die uns berät. Mir tut es nur immer leid für alle Leute vom Fach, die zuschauen: Film hat immer Vorrang vor Realität und so gibt es oft einige medizinische Fehler. Wir arbeiten zum Beispiel manchmal ohne Handschuhe, weil es schnell gehen muss – dann bekomme ich immer den einen oder anderen Kommentar und kann nur sagen: "Ich weiss, aber es ging nicht anders."
Bei den "Bergrettern" ist also auch viel improvisiert?
Ganz frei natürlich nicht, wir halten uns selbstverständlich ans Drehbuch. Aber die Gegebenheiten am Berg geben die vorgeschriebenen Geschichten manchmal einfach nicht her. Wenn im Buch etwa steht "seilt sich ab und landet daneben", sind dann am Berg vielleicht noch Felsen dazwischen oder man muss einen Weg überbrücken. Wir haben mit der Regie vor Ort die Übereinkunft, die Geschichte kreativ anzupassen, wenn nötig.
Fans können Einfluss auf Geschichte nehmen
Gibt es eine Geschichte, die Sie mit Ihrer Figur bei den "Bergrettern" gerne mal spielen würden?
Oh, ganz viele. Es gibt familiäre Veränderungen in der neuen Staffel, die Löcher reissen und spannend bleiben. Ich bin wahnsinnig froh, dass Katharinas Bruder zurückgekehrt ist: Tobias, der von Markus Brandl gespielt wird, ist ein grosses Geschenk. Ausserdem wünsche ich mir natürlich weiterhin Reibereien mit Markus. Aber am meisten würde ich mir wünschen, dass Katharina mal wieder selbst in ein Abenteuer verwickelt wird und in Not gerät. Von der Retterin zur Geretteten. Das wär's! Und dreimal dürfen Sie raten von wem. (lacht) Ein historisches Special würde mir auch gefallen.
Schauen Sie sich die "Bergretter"-Folgen an, wenn die im Fernsehen ausgestrahlt werden?
Ja, ich schaue wirklich live, so wie die Zuschauer. Ich könnte mir die Folgen vorher schicken lassen, mache das aber nicht. So ist es viel schöner. Für mich ist das Schauen dann aber auch Selbstreflexion und Kontrolle. Was hat geklappt? Was hätte man besser machen können? Ausserdem bin ich ja auch nicht in allen Szenen dabei und freue mich, zu sehen, was die Kollegen gespielt haben.
Schauen Sie sich auch an, was Fans schreiben? Bei X (ehemals Twitter) oder in anderen sozialen Medien?
Ich persönlich mache das nicht, weil ich mich davon freihalten will. Aber die Redaktion schaut sich alles an. Ich kann also jeden Fan nur ermutigen, der sich bestimmte Geschichten wünscht, das zu posten. Denn die Redaktion liest wirklich alles.
Fans haben also Einfluss auf die "Bergretter"-Geschichten?
Ich behaupte ja.
Weitere Projekte von Luise Bähr:
- Neben den "Bergrettern" spielt Luise Bähr ausserdem in "Die zweite Welle" mit, die am 4. November in der ZDF Mediathek startet. In der sechsteiligen Miniserie geht es um das Tsunamiunglück beziehungsweise um die Zeit 15 Jahre danach. Luise Bähr: "Es war eine schöne Arbeit, unter anderem mit Karoline Schuch, Johann von Bülow und Tim Bergmann." Die Miniserie ist ab dem 27. Dezember linear im TV zu sehen.
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