Zertrümmerte Autos, vorlaute Sprüche und viele bekannte Gesichter: Netflix gelingt eine "Beverly Hills Cop"-Fortsetzung, die nicht nur Fans glücklich macht.
Nostalgie im Film ist eine bittersüsse Angelegenheit. Es ist gar nicht so einfach, etwas vom Publikum Geliebtes zu reanimieren und alle zufriedenzustellen. Die, die schon damals dabei waren, und die, die neu hinzukommen sollen, damit das Projekt finanziell erfolgreich ist. Man denke nur an "The Fall Guy", das aus einer verehrten TV-Serie einen ganz okayen Actionfilm gemacht hat, mit dem Original aber nur wenig zu tun hatte. Es gibt aber auch Fälle, bei denen es gelingt, den alten Zauber wieder aufleben zu lassen.
Es dauert nur wenige Minuten, bis sich bei "Beverly Hills Cop: Axel F" dieses wohlige Gefühl einstellt.
Mit "Beverly Hills Cop" wurde Eddie Murphy zu einem der grössten Stars der 80er
Das ist genau die Formel, die die "Beverly Hills Cop"-Reihe in der Vergangenheit so erfolgreich machte. Vor genau vierzig Jahren erschien der erste Teil im Kino und spielte 300 Millionen US-Dollar ein.
Ein vierter Teil war schon lange im Gespräch, realisiert wurde er nie. Eddie Murphy verabschiedete sich mit zunehmender Anzahl seiner Kinder (er hat mittlerweile zehn) in die Familienunterhaltung ("Dr. Doolittle", der Esel aus "Shrek") und geriet langsam in Vergessenheit. Bis er auf Netflix mit "Dolemite Is My Name" ein kleines Comeback feierte. Und genau hier, nicht etwa im Kino, kehrt ab dem 3. Juli die Kinoreihe zurück, 20 Jahre nach dem ersten Drehbuch-Entwurf. Produziert hat wieder Jerry Bruckheimer, von dem Murphy sagt: "Jerry weiss, was er tut. Und er weiss, wie ein 'Beverly Hills Cop'-Film zu sein hat."
Baseball-Jacke, Adidas-Sneaker und viele Blechschäden
Das ist dem Ergebnis anzumerken. Wer die ursprünglichen Filme kennt, findet hier alles, was er damals schon mochte: Eddie Murphys Baseball-Jacke und Adidas-Sneaker, die ikonische Musik von Harold Faltermeyer, die alten Weggefährten Billy Rosewood (Judge Reinhold) und John Taggart (John Ashton) sowie viele Blechschäden auf dem Weg zum Finale. Nur die markante Lache von Murphy aus den alten Filmen fehlt, die hat der Schauspieler sich laut eigener Aussage abtrainiert, weil sie zu oft parodiert wurde.
Neue Impulse bringen Foleys Tochter Jane (Taylour Paige) als Strafverteidigerin und Partner Bobby Abbott (Joseph Gordon-Levitt), als Cop, der über seine Gefühle spricht. Eigentlich eine Steilvorlage für das Thema "Boomer trifft auf woke Gegenwartskultur", doch das reizt der Netflix-Film glücklicherweise nicht allzu sehr aus.
Stattdessen verbindet "Beverly Hills Cop: Axel F" die Jagd nach einem korrupten Polizisten (Kevin Bacon) mit einer entfremdeten Vater-Tochter-Beziehung. Irgendwie muss schliesslich klar werden, dass für den scheinbar alterslosen Murphy zwischen all seinen ergrauten Mitstreitern vier Jahrzehnte vergangen sind. Also hat er nun eine Tochter, mit der er seit fünf Jahren nicht gesprochen hat und der er wieder näherkommen will. Getreu dem Motto: Nichts bringt einen enger zusammen, als im Kugelhagel ein paar Autos zu demolieren.
Fan-Service, der Spass macht
Jetzt mag der ein oder andere sicher monieren, dass "Beverly Hills Cop: Axel F" vor allem Fan-Service ist, der der Reihe nichts Neues hinzufügt. Die wichtigsten bekannten Gesichter kehren zurück, der Plot ist vertraut. Aber braucht es wirklich so viel mehr?
Die Actionhelden der vergangenen Jahre waren allesamt ziemlich übellaunige Typen, von Problemen zerfressen, die in düsteren B-Movies ihre schlechte Laune mit Gewalt im Minutentakt abreagierten. "Beverly Hills Cop: Axel F" ist das genaue Gegenteil, eine Rückkehr zum leichten Ton der Achtzigerjahre, mit realistischen Stunts ohne viel CGI und einem Protagonisten, der Spass macht, ohne allzu flach zu wirken. Popcorn-Kino im besten Sinne des Wortes. Für Eddie Murphy dürfte das die endgültige Rückkehr als Superstar bedeuten, zumal es schon Gespräche für einen fünften Teil der Reihe gibt. Nostalgie kann also auch schön sein - wenn sie so wirkt wie in "Beverly Hills Cop".
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.