Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass Filmreihen spätestens ab dem dritten Teil stark nachlassen. Man wünschte, es hätte von "Saw" die Teile 3 bis 9 nie gegeben. Daher geht alles mit rechten Dingen zu, wenn auch "Conjuring 3: Im Bann des Teufels" nicht mit seinen grandiosen Vorgängern mithalten kann. Genau genommen ist der dritte Teil ein Liebesfilm - wobei: Für manche ist das auch der blanke Horror.
Nachdem Mütter ihre Kinder meuchelten, Kinder versuchten ihre Familien auszulöschen, Nonnen andere Nonnen exekutierten und Puppen einfach allem und jedem nach dem Leben trachteten, ist es von den Machern kühn zu behaupten, der dritte Teil sei der vielleicht düsterste des "Conjuring"-Universums. Gerecht wird "Conjuring 3: Im Bann des Teufels" dieser Ankündigung nicht - und dabei geht es gleich zu Beginn richtig zur Sache.
Der kleine David (Julian Hilliard) kreischt und windet sich. Der Achtjährige lässt sich selbst von einem hemdsärmeligen Geisterjäger wie Ed Warren (
Die Geschichte von "Conjuring 3" hat ein reales Vorbild
"Conjuring 3" beginnt also da, wo andere Horrorfilme gewöhnlich ihren finalen Höhepunkt finden. Und weil das erst der Anfang ist, verläuft der Exorzismus naturgemäss nicht besonders erfolgreich: Statt einfach den Körper des Jungen zu verlassen, heftet sich der Dämon an die Seele von Arne (Ruairi O'Connor), dem Freund von Davids grosser Schwester, der später - benebelt vom dämonischen Verwirrspiel - ein Blutbad anrichtet. Arne wird vor Gericht gestellt und plädiert auf nicht schuldig wegen Besessenheit.
Wie die vorherigen "Conjuring"-Filme basiert auch dieser auf einem wahren Fall. Der echte Arne Cheyenne Johnson stand 1981 in den USA wegen Mordes vor Gericht. Er behauptete, der Teufel habe ihn zu der Tat getrieben. Tatsächlich war damals das reale Dämonologen-Paar Warren in den Fall involviert. Doch die Beweise reichten in der Realität nicht aus, um das Gericht zu überzeugen: Johnson wurde wegen Mordes ersten Grades verurteilt.
Die Botschaft taugt zum ESC-Motto
Zum Justizthriller entwickelt sich "Conjuring 3" aber nicht. Im Folgenden dreht sich alles darum, Arnes Unschuld zu beweisen und herauszufinden, wer oder was hinter alldem steckt - und vor allem, wie es sich aufhalten lässt, denn das Böse ist Arne auch hinter die Gefängnismauern gefolgt. Das alles geschieht aber beinahe nebenbei, denn letztlich dient das Schauspiel nur dazu, die innige Beziehung des Geisterjäger-Duos Warren zu inszenieren.
Eds Zusammenstoss mit dem besessenen Kind zu Beginn hat nur den Zweck, Lorraine (Vera Farmiga) am Krankenbett von den romantischen Anfängen ihrer Liebe erzählen zu lassen. Kaum ist er mit Gehstock wieder halbwegs auf den Beinen, hält er ihr Leichen im Angriffsmodus vom Leib. Sie ist das spirituelle Talent, er ihr Beschützer - und als solcher in permanenter Sorge, ihr nächster Blick in den Höllenschlund könnte endgültig zu viel sein für seine medial veranlagte Frau.
Diese Sorge trieb ihn schon in den ersten "Conjuring"-Teilen um, doch im dritten steht die tiefe Verbundenheit der beiden im Zentrum und soll am Ende noch eine entscheidende Rolle spielen. Love is the answer - die Botschaft dieses Horrorfilms taugt zum ESC-Motto.
Wer darüber hinwegsieht, kann sich im Kino dennoch mächtig gruseln. Denn trotz allem bleibt "Conjuring 3" auch Horrorfilm - schliesslich setzen erst widrige Umstände grosse Gefühle erst richtig in Szene. Man kennt das von "Romeo und Julia", nur dass die Liebe hier eben nicht von gesellschaftlichen Zwängen, sondern von einer bornierten Satanisten-Braut auf die Probe gestellt wird. Deshalb bleibt es natürlich gruselig - und zwar nicht nur, weil Liebesfilmen ein ganz eigener Grusel innewohnt.
Der Schrecken von "Conjuring" geht - wie in der Reihe üblich - nicht von Schockmomenten aus, er schleicht sich stets subtiler heran. Etwa wenn man erst auf den zweiten Blick erkennt, dass sich zwischen den Ringen oberhalb des Duschvorhangs die knochigen Finger einer Klaue um die Stange krümmen.
"Conjuring 3" kann mit Vorgängern nicht mithalten
Die Spannung wird so über weite Strecken des Films aufrechterhalten, doch anders als in den ersten beiden "Conjuring"-Filmen kommt man ausser den Warrens keiner der Figuren besonders nah. Mitgefühl entwickelt man etwa für das Schicksal von Arne nicht - er bleibt für den Zuschauer wie für den Dämon nur eine Hülle.
Das liegt allerdings mehr am Drehbuch, das wohl einfach nicht mehr Schichten für die Charaktere vorgesehen hat, als an der schauspielerischen Leistung. Die liegt wie in den ersten beiden Teilen weit über dem Genredurchschnitt. Auch die Referenzen auf Klassiker wie - gleich zu Beginn - "Der Exorzist" und "Psycho" dürften nicht nur dezidierten Horrorfans Spass machen.
Gemessen an seinen grandiosen Vorgängern bleibt "Conjuring 3" aber hinter den Erwartungen zurück. Was auf der allgemeinen Horrorskala "gut" ist, erreicht bei "Conjuring" eben nur ein "befriedigend". Für jeden anderen Horrorfilm wäre das ein Kompliment.
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