Die britische Kultserie "Doctor Who" ist im Mai in eine neue Staffel gestartet, zu sehen sind die Folgen auf Disney Plus. Doch so mancher Fan des Whoniversums dürfte sich nach den ersten drei Folgen gefragt haben: Was ist da los?
Irgendwas stimmt nicht an
Die zweite Episode der 14. Staffel von "Doctor Who" jedoch führt den Doctor und seine Begleiterin Ruby ins Jahr 1963 zu den Beatles und in die berühmten Abbey-Road-Studios - und da trägt John Lennon eben eine Brille. Dass die Brille nicht zum Haarschnitt und das Gesicht so überhaupt nicht zu dem echten John Lennon passt - geschenkt. Aber die Brille beschreibt die ersten drei neuen "Doctor Who"-Folgen gut: Irgendetwas passt nicht.
Und das ist nicht der schottische Schauspieler Ncuti Gatwa (31). Er ist die 15. Reinkarnation des Doctors in der 14. Staffel, die seltsamerweise als 1. Staffel geführt wird. Er spielt den Doctor, als hätte er nie etwas anderes gemacht: So übermenschlich und menschlich zugleich, wie es sich für einen Timelord eben gehört. Allwissend, emotional, hinreissend, charismatisch, mitreissend, manchmal auch gnadenlos.
14. Staffel "Doctor Who": Die Geschichten passen nicht
Seine Begleiterin ist Ruby Sunday, gespielt von Millie Gibson (19), und die Chemie zwischen den beiden Kompagnons passt. Sie wirken, als wären sie beste Freunde, die sich gerade erst kennengelernt, aber direkt gewusst haben, dass sie ein Leben lang verbunden bleiben werden. Auch an ihr liegt es nicht, dass irgendetwas nicht passt.
Es sind die Geschichten. Die Geschichten waren in den vergangenen Jahren stets das, was das Whoniversum, also die Welt des Doctors, ausgemacht hat. Durch diese Welt, durch Raum und Zeit, reist der Timelord mit seiner Tardis, einer Zeitmaschine. Die Serie der BBC ist vor allem in Grossbritannien Kult, läuft dort schon seit den 1960er-Jahren mit einigen Pausen, seit 2005 wieder regelmässig.
Als der schottische Schauspieler David Tennant (53) damals die 10. Reinkarnation des Doctors übernahm (nach Christopher Ecclestone, der als 9. Doctor startete), waren die Geschichten grandios. Manchmal vielleicht etwas simpel umgesetzt; man sieht den Folgen von damals heute durchaus an, dass Computertechnik und CGI noch nicht so weit waren: Gelegentlich wirken Monster, als wären sie aus Pappmache zusammengekleistert worden. Was sie vermutlich auch waren. Aber die Geschichten waren echt, authentisch, hatten stets irgendeine tiefere Botschaft, immer Witz, Klugheit, Raffinesse und nicht wenige "What the Fuck!"-Momente. Aber positiv.
Am ehesten sind diese Momente noch in der dritten Folge der 14. Staffel zu finden, die den Namen "Boom" trägt und den Doctor und Ruby auf einen kriegsgebeutelten Planeten in der Zukunft führt. Diese Folge fühlt sich ein bisschen mehr nach "Doctor Who" an als die ersten beiden Folgen. Der Doctor zum Beispiel steht beinahe die ganze Zeit über auf einer Landmine. Bewegt er sich, sterben alle.
Es kann nur noch besser werden - oder?
Dass Ncuti Gatwa ein herausragender Schauspieler ist, zeigt sich hier schlichtweg daran, dass er fast ausschliesslich auf einem Bein steht, sich kaum bewegt und sein Spiel nur über seine Mimik funktioniert. In diesen Momenten erinnert er an David Tennants 10. Timelord, eine der beliebtesten Reinkarnationen überhaupt.
Vor dem Start der neuen Staffel war Tennant noch einmal in drei Spezial-Folgen zu sehen und die waren ausgeklügelt, witzig, mit jeder Menge "Easter Eggs", tiefgründig und grandios. Warum deswegen ausgerechnet die Folge "Space Babies" (deutsch: "Weltraumbabys") als erste Episode für die neue Staffel ausgewählt worden ist, dafür haben die "Doctor Who"-Macher hoffentlich eine für sie selbst nachvollziehbare Erklärung gefunden.
Bei vielen Fans nämlich kam der Start überhaupt nicht an, wie sich in den sozialen Netzwerken und in Foren zeigte: Die Geschichte war so dünn und so infantil, dass so mancher Whovian wohl seinen ganz persönlichen "What the Fuck!"-Moment erlebt hat. Aber negativ. Es kann nur noch besser werden.
Die neuen "Doctor Who"-Folgen laufen auf Disney Plus, jeden Samstag erscheint eine neue.
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