"Ostwacht", die fünfte Folge der siebten Staffel von "Game of Thrones", war die Episode der grossen Enthüllungen und Comebacks. Einziges Manko: Es geht alles viel zu schnell!

Eine Kritik

Alle News und Infos zu "Game of Thrones"

Mehr News über Filme & Serien

Achtung, Spoiler: Wer absolut nichts über die siebte Staffel wissen will, sollte lieber nicht weiterlesen.

Jaime Lennister lebt

Wir erinnern uns: Am Ende der letzten Folge ritt Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) beherzt mit einer Lanze bewaffnet auf Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) zu, um den Krieg auf dem kurzen Dienstweg zu beenden. Hat ja bei Danys Vater Aerys auch schon mal geklappt.

Bekanntlich misslang es dieses Mal aber, weil Danys Drache Drogon was dagegen und den Ofen schon vorgeheizt hatte, um Jaime in seiner Rüstung zu grillen. Erst in letzter Sekunde konnte Jaime gerettet werden - versank dafür aber in voller Montur im Wasser. War das etwa das Ende des "Königsmörders"?

Natürlich nicht. Keine Ahnung, wie Bronn (Jerome Flynn), der pünktlich zur Stelle war, es geschafft hat, Jaime in voller Rüstung unter Wasser einmal quer durchs Gewässer auf die andere Seite zu ziehen - aber dort tauchen beide prustend wieder auf. Schliesslich schuldet Jaime Bronn noch ein Schloss.

R+L=J!!!

Kommen wir zur eigentlichen Sensation dieser Folge: Jon Snow (Kit Harington) ist der wahre König von Westeros!

Jahrelang geisterte die Formel R+L=J nur als Fantheorie durchs Internet, in Staffel 6 wurde dann endlich offiziell bestätigt, dass Jon mitnichten Ned Starks Bastard, sondern der Sohn von dessen Schwester Lyanna und Rhaegar Targaryen ist.

Bislang waren allerdings die Umstände dieser Liaison noch unklar: Hatte Rhaegar Lyanna entführt und vergewaltigt, wie ihr Verlobter Robert Baratheon behauptete (und darüber einen Krieg entfachte)? Oder war es echte Liebe?

So ganz nebenbei findet Goldy (Hannah Murray) in einer alten Schrift in der Zitadelle zu Altsass nun die Wahrheit heraus: Demnach liess Rhaegar seine Ehe mit Elia Martell annullieren, um eine andere Frau zu heiraten. Es wird zwar nicht explizit erwähnt, dass es sich dabei um Lyanna Stark handelt - aber ganz so promiskuitiv wird der edle Rhaegar schon nicht gewesen sein.

Fans und Stammbaumexperten werden nun begeistert aufschreien, denn damit ist auch klar: Jon ist auch nicht Rhaegars Bastard, sondern ein echter Targaryen und damit der legitime Thronfolger. (Das erklärt auch, warum sich Drogon so bereitwillig von Jon streicheln lässt.)

Noch weiss das aber nur Goldy, und selbst die hat keine Ahnung, was sie da eigentlich vorgelesen hat. Und auch Sam (John Bradley) war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über die blasierten Maester aufzuregen, um ihr richtig zuzuhören.

Sollte diese Neuigkeit aber doch noch offiziell die Runde machen, wird es spannend, wie Daenerys darauf reagiert. Für Platz zwei in der Thronfolge hat sie den ganzen Stress sicherlich nicht auf sich genommen.

Gendry hat ausgerudert

Und wenn wir schon bei Bastarden und Thronfolgern sind: Wer erinnert sich noch an Gendry (Joe Dempsie)? Der war in den Staffeln eins bis drei auf der Flucht - wahlweise vor den Lennisters oder Stannis Baratheon und der roten Priesterin Melisandre.

Erstere wollten ihm an den Kragen, weil er Robert Baratheons Bastard ist und damit keinen schlechteren Anspruch auf den Thron hat als Cersei und Jaimes uneheliche Söhne Joffrey und Tommen.

Letztere wollten an Gendrys königliches Blut, um ein Ritual zu vollziehen. Das Ritual sollte er übrigens nicht überleben.

Das wiederum schmeckte Davos Seewert (Liam Cunningham) nicht besonders, also setzte er Gendry in Staffel 3 in ein Ruderboot und wünschte ihm eine gute Reise.

Vier Staffeln später ist Gendry dort, wo er hergekommen war: In eine Schmiede in Königsmund. Und dort findet ihn Davos auch wieder und begrüsst ihn mit einem herzlichen "Ich dachte, du ruderst vielleicht immer noch".

Untätig war Gendry in der Zwischenzeit tatsächlich nicht: Er war beim Frisör und hat sich einen schicken Kriegshammer geschmiedet. Dass er den auch benutzen kann, bekommen zwei allzu neugierige Goldröcke der Stadtwache zu spüren: Hammer + Kopf = Tod.

Jorah Mormont kommt - und geht gleich wieder

Zu irgendwas musste es ja gut gewesen sein, dass Sam Jorah Mormonts Grauschuppen in einer schmerz- und ekelhaften Prozedur entfernte: Damit der alte Ritter (Iain Glen) endlich wieder seine Dany anschmachten kann!

Denn kaum ist er die Krankheit los, macht er sich auf den Weg nach Drachenstein, wo seine Angebetete derzeit residiert. Die macht auch angemessen grosse Augen, als er wieder auftaucht und schliesst in wieder in Herz und Arme.

So richtig gut gefällt es ihm auf Drachenstein dann aber offenbar doch nicht, denn er nutzt die erste Gelegenheit, um sich gleich wieder auf den Weg in den hohen Norden zu machen und zu beweisen, was für ein furchtloser alter Recke er doch ist. Vielleicht findet Daenerys ja doch noch Gefallen an reiferen Männern.

Die Weissen Wanderer sind auch noch da

Denn, und damit zum letzten Comeback: Die Weissen Wanderer kommen endlich mal näher. Nachdem man sie jetzt ein paar Folgen lang nicht gesehen hat, musste man sich fast schon Sorgen machen, dass es um den Orientierungssinn des Nachtkönigs nicht sonderlich gut bestellt ist und er sich samt seiner Untotenhorde verlaufen hat.

Dem ist leider nicht so und nachdem Bran in Gestalt eines Raben die Wandergruppe gen Süden erspäht hat, schickt er eine Warnung an Jon. Der lässt sich das natürlich nicht zweimal sagen, denn das Rumhocken im milden Süden ist für den Ruf des König des Nordens auf Dauer Gift.

Also zieht ein Selbstmordkommando um Jon, Tormund, Gendry, Jorah und die Reste der Bruderschaft um Beric Dondarrion und den Hund (Rory McCann) von "Ostwacht" aus los - mit dem Ziel, einen Eiszombie zu fangen.

Warum man das tun sollte? Um die ungläubigen Königinnen Dany und Cersei Lennister (Lena Headey) endlich mal von der Gefahr im Norden zu überzeugen und zu einem Waffenstillstand zu bringen.

Viel Glück damit, aber vorher muss man erst einmal einen fangen - und das gestaltet sich erwartungsgemäss recht schwierig, wie die Vorschau auf die kommende Folge zeigt:

Was war sonst noch?

Das lässt sich schnell zusammenfassen:

  • Akuter "Verrückte Königin"-Alarm: Daenerys röstet Randyll und Dickon Tarly, weil die sich weigern, sie als Königin anzuerkennen; Tyrion gefällt das nicht
  • Akuter "Verrückte Königin"-Alarm, Teil 2: Cersei ist mittlerweile auch alles egal; sie hat zwar keine Armee mehr, aber Söldner sollen es richten; ausserdem ist sie offenbar wieder schwanger und will diesmal allen erzählen, dass Jaime der Vater ist
  • Petyr Baelish (Aidan Gillen) kann endlich mal wieder eine Intrige spinnen - diesmal versucht er Sansa (Sophie Turner) und Arya Stark (Maisie Williams) gegeneinander auszuspielen

Also eine gute Folge?

Ja, klar. Ist ja "Game of Thrones". Es passiert wieder eine Menge, und spannend ist das auch alles. Unterhaltsam ohnehin. Schliesslich entwickelt sich Davos zum neuen Witzbold, seitdem Tyrion (Peter Dinklage) so viel damit zu tun hat, Dany Ratschläge zu erteilen, die entweder im Desaster enden (Casterlystein) oder sie noch wütender machen, als sie es schon ist.

ABER: Das geht alles viel zu schnell! Spätestens jetzt merkt man, dass es erstens keine literarische Vorlage mehr gibt, die eine weitere Charakter-Entwicklung vorgibt. (Zitat Kollegin: "Die haben aus Kleinfinger eine creepy Wurst gemacht!")

Und zweitens spürt man, dass es dem Ende zugeht: Die Geschichte muss in jetzt nur noch acht Folgen auserzählt sein. Also machen alle unglaublich viel, fahren umher und schmieden Pläne. Aber warum sie das machen - das muss sich der Zuschauer grösstenteils selbst zusammenreimen.

Doch irgendwas müssen die Macher der Serie ja auch für George R.R. Martins neues "Ein Lied von Eis und Feuer"-Buch übriglassen, das angeblich 2018 erscheinen soll.

Die siebte Staffel "Game of Thrones" läuft seit dem 17. Juli auf Sky - die neuen Folgen sehen Sie immer montags ab 20:15 Uhr auf Sky Atlantic.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.