Zum zweiten Mal stürzen sich Jim Knopf und sein Freund Lukas in grosse Abenteuer auf der Kinoleinwand. Doch der wahre Gegner ist nicht die wilde Piratenmeute "Die Wilde 13", sondern die Corona-Pandemie. So bleibt abzuwarten, ob der Film trotz der widrigen Umstände sein Publikum erreicht – verdient hätte er es.
Das neue Abenteuer von Jim (Solomon Gordon), Lokomotivführer Lukas (
Nach der vergangenen Reise könnte das Leben auf der Insel recht beschaulich sein – doch so richtig zufrieden scheint niemand. Jim ist traurig, weil er nie Post bekommt und ihm die Frage nach seiner Herkunft einfach nicht aus dem Kopf geht, Frau Waas (
Und wie der dichte Nebel über Lummerland liegt das Fernweh über den Köpfen unserer Helden, denn echte Abenteurer zieht es nun einmal in die weite Welt hinaus – daran kann auch der beste Kuchen von Frau Waas nichts ändern.
Da ist es ein grosses Glück, dass König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte (
Jim Knopf: Vollgepackt, aber nicht überladen
So nimmt die Reise ihren Anfang und wird sehr schnell zu einem waschechten Abenteuer! Denn unterwegs muss das erloschene Meeresleuchten wieder entfacht, der Meerjungfrau Sursulapitschi (Sonja Gerhardt) zum Liebesglück verholfen und der Halbdrache Nepomuk (auch diesmal von Michael "Bully" Herbig gesprochen) vom Plündern abgehalten werden. Und das alles, bevor die titelgebende "Wilde 13" (ein vielfacher Rick Kavanian in Bestform) überhaupt eine grosse Rolle spielt.
Damit der Film nun actionreich, aber trotzdem nicht überladen und gar überfordernd ist, wird auf Hintergründe, Vorgeschichten oder Erklärungen konsequent verzichtet. Und das funktioniert ziemlich gut. Denn es reicht ja auch, Sursulapitschis Verlobten, den Schildnöck Uschaurischuum, nur als Bild zu zeigen – Hauptsache, der Name wird oft genug gesagt und die Kids im Publikum lachen sich kringelig.
Ein "weniger ist mehr" gilt auch in anderen Bereichen. Die erste Verfilmung, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", erschien 2018 in den Kinos. Es war zwar in dem Jahr die erfolgreichste deutsche Produktion, spielte die Kosten von 25 Millionen Euro aber trotzdem nicht ein. Dass das Filmstudio diesmal gespart hat, sieht man dem Film insgesamt und vor allem auch einigen Kulissen durchaus an.
Weniger ist - zum Glück - oft mehr
Doch das tut dem Gesamtwerk nur gut und lässt der Fantasie des jüngeren Kinopublikums mehr Spielraum. Oft genug hapert es ja genau daran bei den perfekt produzierten Werken etwa aus dem Hause Disney/Pixar. Ja, die Witze zünden und die Animationen sind grossartig - doch Tempo und Teile der Geschichte manchmal sogar für Erwachsene schwer zu verdauen (sorry, "Toy Story 4" – aber Gabby und ihre Trödel-Puppen-Kumpels sind ja wohl gruseliger als jeder ernstgemeinte Horrorstreifen).
Was allerdings leider auch fehlt, sind die kleinen Goodies fürs erwachsene Publikum. Das haben die Amerikaner einfach drauf. Und so ganz ohne zweideutige Gags oder popkulturelle Verweise muss man als Erwachsener schon ein grosser Jim-Knopf-Fan sein, um durchzuhalten. Oder man lässt einfach die Gedanken schweifen und freut sich, wie unverschämt gut doch ein Mann in einer Latzhose aussehen kann.
Für Kinder und Fans des ersten Teils ist "Jim Knopf und die Wilde 13" auf jeden Fall ein grosser Spass – die Entscheidung, während der Corona-Pandemie ins Kino zu gehen, ist trotzdem keine einfache. Falls Sie sich nach langer Zeit zum ersten Mal wieder zu einem Kinobesuch mit der ganzen Familie entschliessen, liegen Sie mit diesem Film auf jeden Fall aber nicht verkehrt.
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